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Die Geliebte des Malers

Die Geliebte des Malers

Titel: Die Geliebte des Malers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Mauern befand: wertvolle Kunstwerke, Gemälde und Statuen. Cassidy wusste auch, dass der Eigentümer der Galerie, selbst Künstler, einer der größten Anziehungspunkte für The Gallery war. Sein Name war Colin Sullivan. Cassidy kramte in ihrer Erinnerung und rief alles ab, was sie über ihn gelesen hatte.
    Colin Sullivan, irischer Immigrant, war vor etwa fünfzehn Jahren nach Amerika gekommen. Da war er gerade zwanzig gewesen. Er malte hauptsächlich in Öl und war bekannt für seine einzigartige Licht- und Schattengebung. Man sagte ihm nach, ebenso ungeduldig wie brillant zu sein. Inzwischen musste er Mitte dreißig sein – und noch immer Junggeselle, obwohl einige seiner Affären im Licht der Öffentlichkeit gestanden hatten. Einmal hatte es sogar eine Prinzessin gegeben. Und eine Primaballerina. Seine Gemälde erzielten gigantische Verkaufserlöse. Er malte um des Malens willen. Aus Leidenschaft.
    Während Cassidy im morgendlichen Sonnenlicht stand und die Informationen wie die Teile eines Puzzles zusammensetzte, wurde ihr plötzlich klar, warum ihr das Gesicht des Malers vage bekannt vorgekommen war: Vor fünf Jahren, bei der Eröffnung von The Gallery, war es in allen Zeitungen abgebildet gewesen.
    Colin Sullivan.
    Cassidy ließ langsam die Luft aus den Lungen entweichen und schob sich mit beiden Händen das Haar aus dem Gesicht. Colin Sullivan wollte sie malen! Vor einiger Zeit hatte er sich geweigert, das Porträt einer Hollywood-Diva zu malen, aber jetzt wollte er Cassidy St. John in Öl verewigen. Cassidy St. John, arbeitslose Schriftstellerin, deren größter bisheriger Erfolg eine Kurzgeschichte darstellte, die in einer Frauenzeitschrift abgedruckt worden war. Und dann schoss ihr in den Kopf, dass sie ihm vorgeworfen hatte, sie überfallen zu wollen. Dass sie ihm absolut unsinnige Dinge unterstellt hatte. Und wie sie in ihrer erschreckenden Unwissenheit seine Skizzen gelobt hatte!
    Himmel, wie peinlich! Cassidy verging beinahe vor Verlegenheit. Sie biss sich auf die Unterlippe, dann runzelte sie wieder die Stirn. Nun, anstatt sie von hinten bei der Schulter zu packen, hätte er sich auch vorstellen können! Unter den gegebenen Umständen hatte sie eine völlig normale Reaktion gezeigt. Also brauchte sie auch nicht verlegen zu sein. Außerdem war er es, der sie zu diesem Termin gebeten hatte. Er war derjenige, der alles arrangiert hatte. Und sie war nur hier, um zu sehen, ob sie den Job annehmen wollte.
    Cassidy schob den Riemen ihrer Handtasche höher auf die Schulter. Kurz fragte sie sich, ob sie vielleicht etwas Raffinierteres hätte anziehen sollen – aber wirklich nur kurz. Dann trat sie vor die Eingangstür von The Gallery. Die verschlossen war.
    Noch einmal versuchte sie, die Tür aufzudrücken und kam mit einem Seufzer zu dem Schluss, dass es um diese Uhrzeit wohl noch zu früh war für eine Galerie. Wahrscheinlich gab es einen Hintereingang. Und hatte er nicht von einem Atelier gesprochen? Das würde doch sicherlich einen eigenen Eingang haben.
    Also lief sie um das Gebäude herum und probierte es an einer Seitentür, die ebenfalls keinen Zentimeter nachgab. Ohne sich davon entmutigen zu lassen, umrundete sie das Backsteingebäude und stand schließlich auf der Rückseite. Als die nächste Tür sich als ebenso unnachgiebig erwies, richtete Cassidy den Blick auf die hölzerne Außentreppe, die in den ersten Stock hinaufführte.
    Sie legte den Kopf in den Nacken und kniff die Augen zusammen. Die Sonne spiegelte sich in der hohen Fensterfront, die um die ganze obere Etage herumlief. Wäre ich ein Künstler, der ein Atelier bräuchte, dann wäre es mit Sicherheit dort oben, überlegte Cassidy. Also stieg sie die Stufen hinauf. Die Abstände zwischen den einzelnen Sprossen waren groß. Oben auf dem Treppenabsatz fand Cassidy sich vor der nächsten Tür wieder. Sie fasste nach dem Knauf und wollte ihn schon drehen, überlegte es sich dann anders und klopfte lieber. Laut. Sie blickte über ihre Schulter zurück und erkannte mit einem leicht mulmigen Gefühl, wie hoch sie hier über dem sicheren Erdboden stand. Erschreckt stieß sie einen kleinen Schrei aus, als die Tür von innen aufgerissen wurde.
    »Sie sind zu spät.« Mit einem ungeduldigen Stirnrunzeln fasste Colin sie bei der Hand und zog sie in das Innere des Ateliers, bevor sie überhaupt etwas erwidern konnte. Der Geruch von Terpentin und Ölfarben umhüllte sie sofort und brannte in ihrer Nase. Was Colin betraf, so sah er bei hellem

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