DIE GELIEBTE DES MILLIARDAERS
Gehalt zahlen konnte, gab es keinen Grund abzulehnen.
Jetzt, drei Jahre später, musste Carly zugeben, dass es ganz danach aussah, als würde Lucys Firma ein großer Erfolg werden. Allerdings nur, wenn sie selbst weiter darauf bestand, dass sie hübsch auf dem Teppich blieben und ihre Kosten im Griff hatten.
„Komm zurück, du kleine Träumerin!“ rief eine Stimme hinter ihr und riss sie damit aus ihren Gedanken.
„Jules!“
„Und? Wie ist es gestern Abend gelaufen?“
Carly verzog das Gesicht. „Der Journalist, der Mike Lucas dabei geknipst hat, wie er mit der einen Hand die Honourable Seraphina Ordley und mit der anderen mich betatscht hat, wird seinen Fehler inzwischen eingesehen haben: ‚Du solltest die Nichte eines Großaktionärs unserer größten Boulevardzeitung niemals in einer Pose fotografieren, die sich eher für eine gescheiterte Kandidatin aus ‚Big Brother‘ eignet.‘“
„Ordley?“ fragte Jules nachdenklich. „Dann ist sie eine Harlowe.“ Da Jules die Enkeltochter eines Earls war, kannte sie den Adelskalender „Burke’s Peerage“ in- und auswendig. „Angeblich lautet das Motto der Harlowes in etwa ‚Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.‘ Charles II. hat diesen Titel verliehen“, erklärte sie weiter. „Er hat solche Titel mit Vorliebe als Abschiedsgeschenk an seine abgelegten Geliebten verteilt. Du lächelst ja gar nicht“, beschwerte sie sich.
„Das würdest du auch nicht tun, wenn du gestern Abend dort gewesen wärst.“
„Oje! So schlimm?“
Statt zu antworten, sah Carly ihre Freundin nur an.
„Okay, ich entschuldige mich. Ich hätte hingehen sollen, und ich habe es auf dich abgeschoben. Hat er dich wirklich begrapscht? Was hast du gemacht?“
„Ich habe mich daran erinnert, dass uns der Abend sechstausend Pfund einbringt.“
„Ah.“
„Und dann habe ich eine volle Flasche Champagner in seinen Schritt fallen lassen.“
„Oh!“ Jules lachte.
„Es war nicht lustig. Ich habe Lucy sehr gern, und die meiste Zeit bin ich ihr wirklich sehr dankbar, dass sie mich bei der Gründung dieses Unternehmens mit einbezogen hat. Aber wenn es um Events wie den von gestern Abend geht…“
„Nick hat uns den Auftrag verschafft, oder?“
„Ja.“
„Und dein Wochenende? Hast du … sie besucht?“ fragte Jules vorsichtig.
Carly runzelte die Stirn. Obwohl die drei sich so nahe standen, dass sie keine Geheimnisse voreinander hatten, war ihr die Loyalität der eigenen Familie gegenüber trotzdem in Fleisch und Blut übergegangen. Dabei hätte sie allen Grund, sich von ihrer so genannten Familie zu distanzieren.
Jules, die Honourable Julia Fellowes, wie die korrekte Anrede lautete, legte ihr tröstend die Hand auf den Arm, und da erst gab Carly ihre Verschwiegenheit auf.
„Es war grässlich. Ich glaube, sie haben es noch immer nicht richtig begriffen, und sie haben mir so Leid getan. Schließlich haben sie das Gut verloren und alles, was dazugehört. Dabei war ihnen das Prestige immer so wichtig, das ihnen der Besitz verliehen hat.“
„Zumindest haben sie dank dir ein Dach über dem Kopf.“
„Das Witwenhaus.“ Bitter verzog Carly das Gesicht. „Im Grunde hassen sie es, darin wohnen zu müssen.“
„Wie bitte? Und was heißt hier müssen? Dürfen wäre wohl eher angebracht. Du hast dich fast an den Bettelstab gebracht, um es ihnen zu kaufen. Also wirklich, Carly!“ ereiferte sich Jules.
„Auch wenn ich mir keinen Designerlebensstil leisten kann, nage ich wohl kaum am Hungertuch. Und weil du so großzügig bist, wohne ich mietfrei in einer der nobelsten Gegenden von London. Ich habe einen Job, den ich liebe, mache schöne Reisen …“ Anfangs hatte Carly sich gegen Jules großherziges Angebot gesträubt, bei ihnen beiden einzuziehen. Die „beiden“ waren Jules und ihr berüchtigter Tick, einkaufen zu gehen, wenn sie einen schlechten Tag hatte. Andere aßen Schokolade oder fetzten sich mit ihrer Mutter, Jules kaufte Schuhe. Sie selbst hingegen hatte immer nur gespart. Erst Pennys und dann ihr Taschengeld – ihr Trostgeld. Nicht, dass es sie wirklich getröstet hatte. Zumal ihr Bankkonto ständig leer war – dank der Bedürfnisse ihrer Adoptiveltern.
„ … und du trägst eine Last, die man niemandem aufbürden sollte“, beendete Jules Carlys Aufzählung.
„Ich wünschte, ich hätte länger bleiben können. Ich habe mich so schuldig gefühlt, als ich sie allein gelassen habe“, überging Carly den Einwand der Freundin.
„Das
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