Die Geliebte des Prinzen
arbeiten für Barrington.“ Er hob eine seiner dunklen Augenbrauen. „Ich werde doch wissen, wie die engste Mitarbeiterin meines Konkurrenten heißt.“
Prinz Maxim Rostov kannte ihren Namen! Ihr wurde ganz warm bei dem Gedanken. Sie kam sich plötzlich sehr wichtig vor.
Und dann lief es ihr eiskalt über den Rücken. Er kannte ihren Namen. Er wusste, für wen sie arbeitete. War diese Begegnung, zwei Häuserblocks von Alans Villa entfernt, wirklich ein Zufall?
Sie war so durcheinander, dass sie beinahe von zwei beleibten, mit Kameras und Einkaufstüten behängten Touristen mit Nikolausmützen auf dem Kopf umgerannt wurde. Doch sie fing sich und sah dem Prinzen fest in die Augen. „Dann verstehen Sie sicher, dass ich keine Gefälligkeiten von Ihnen annehmen kann.“
Prinz Maxim wirkte völlig unbeeindruckt.
„Barrington hat nichts damit zu tun. Ich begleiche nur eine persönliche Schuld bei Ihnen“, erklärte er und lächelte sie so verschwörerisch an, dass sie ein Kribbeln bis in die Zehenspitzen verspürte. „Ich will doch meinen Feinden nichts schuldig bleiben.“
Grace schluckte trocken. „Ich würde mich nicht unbedingt als Ihre Feindin bezeichnen …“
„Dann ist ja alles in Ordnung.“
„Obwohl …“
Wieder ergriff er ihre Hand. Grace hatte gar nicht gewusst, wie erotisch es sein konnte, den warmen Händedruck eines Mannes zu spüren. Nach der jahrelangen vergeblichen Schwärmerei für ihren Chef war diese Berührung das Intimste, das sie je mit einem Mann erlebt hatte. Bis auf …
Ja, bis auf jenen Zwischenfall spätabends nach der Halloween-Party in der Firma. Als der reichlich angeheiterte Alan sie in die Arme genommen und ihr einen schmatzenden Kuss auf die Lippen gedrückt hatte, bevor er auf der Couch im Büro zusammengesackt war.
Dies war peinlicherweise der erste – und bisher einzige – Kuss ihres Lebens gewesen. In der Schule und auf dem College hatte sie ihre Zeit lieber zum Lernen genutzt, als sich mit Jungen zu treffen. Nach dem Tod ihres Vaters, als sie ihr Studium abbrechen musste, war sie ohnehin viel zu traurig für solche Vergnügungen gewesen. Und während der Jahre als Aushilfssekretärin in L. A. hatte sie alle Hände voll zu tun gehabt, ihre trauernde Mutter und ihre jüngeren Brüder über Wasser zu halten.
So kam es, dass sie mit ihren fünfundzwanzig noch Jungfrau war. Eine richtige Schrulle! Und Welten entfernt von der Liga, in der ein Maxim Rostov spielte.
Doch er war schuld an dem Malheur mit den verlorenen Dessous. War es nicht nur fair, ihn für den Schaden aufkommen zu lassen? Zumal ihr andernfalls der Ruin drohte …
Nachdenklich spitzte sie die Lippen. Sie war mehr als versucht, sein Angebot anzunehmen. Er strich sanft mit seinen Fingern über ihren Handrücken, und augenblicklich spürte sie, wie sich die Spitzen ihrer Brüste aufrichteten. Röte überzog ihre Wangen, als sie sah, wie der Blick des Prinzen zu ihrem Mund glitt.
„Es ist kalt“, sagte er. „Mein Wagen wartet.“
„Aber … bei Leighton ist alles sündhaft teuer“, wandte sie hastig ein. „Dagegen sind Hermès und Louis Vuitton die reinsten Billigläden!“
„Ich werde es verkraften“, meinte er trocken und dirigierte sie in Richtung der schwarzen Rolls-Royce-Limousine, die an der Ecke wartete.
Seine warme Hand an ihrem Rücken brachte ihren Widerstand endgültig zum Erliegen. „Aber Alan darf nichts davon erfahren“, flüsterte sie nur, bevor sie kapitulierte.
Prinz Maxim lächelte kaum merklich. „Einverstanden.“
„Danke“, hauchte sie.
„Ich danke Ihnen“, sagte er, ein vergnügtes Funkeln in den Augen. „Die Gesellschaft einer schönen Frau ist mir immer willkommen.“
Damit war der Bann gebrochen. Grace hätte beinahe laut herausgelacht, kaschierte es aber mit einem Hüsteln.
Sie und schön? Das sollte wohl ein Witz sein! Sie wusste, dass sie nichts Besonderes war. Und jetzt, ungeschminkt, im nassen Mantel und einem Kostüm aus dem Secondhand-Laden, das Haar achtlos zum Pferdeschwanz gebunden, musste sie aussehen wie ein begossener Pudel.
Warum also sollte ihr ein schöner Prinz zu Hilfe eilen? Nur weil sein Fahrer zu schnell durch eine Pfütze gefahren war und sie nass gespritzt hatte? Sie fragte sich, ob Prinz Maxim Rostov wirklich nur aus Edelmut und weihnachtlicher Nächstenliebe so nett zu ihr war.
Steckte vielleicht doch etwas anderes dahinter?
Ihr Misstrauen flammte wieder auf. Früher hatte sie von allen nur das Beste angenommen, doch seit sie
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