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Die Germania

Die Germania

Titel: Die Germania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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breves gladii, et erga reges obsequium.

Caput XLIV
Suionen.
    Sodann die Stämme der Suionen , mitten im Ozean. Zur Macht an Mann und Waffe tritt bei ihnen die Flotte. Die Bauart der Schiffe ist nicht die unsere. Stern und Schnabel sind gleich und so bietet das landende Schiff immer die Vorderseite. Eine Leitung durch Segel gibt es nicht, auch nicht die geordneten Ruderreihen auf beiden Seiten; die Ruder sind, wie bei manchen Flußschiffen, frei und werden je nach Bedürfniß bald rechts, bald links eingesetzt.
    Bei diesem Volke steht auch der äußere Besitz in Ehren, und damit die monarchische Gewalt, vor welcher keine Ausnahme mehr, kein Anspruch auf bedingten Gehorsam gilt. Auch die Waffen sind nicht, wie bei den andern Germanen, in die Hand eines jeden gegeben, sondern liegen verschlossen, und zwar unter Obhut eines Sklaven. Denn gegen die Ueberraschung feindlicher Einfälle sichert der Ozean, und eine Waffe in müßiger Hand ist leicht dem Mißbrauch ausgesetzt. Keinen Adelichen oder Freien, ja selbst keinen Freigelassenen als Waffenmeister zu bestellen, ist dann freilich monarchisches Interesse.

Caput XLIV.
    Suionum hinc civitates, ipso in Oceano, praeter viros armaque classibus valent. Forma navium eo differt quod utrimque prora paratam semper appulsui frontem agit. Nec velis ministratur, nec remos in ordinem lateribus adiungunt; solutum ut in quibusdam fluminum et mutabile, ut res poscit, hinc vel illinc remigium. Est apud illos et opibus honos, eoque unus imperitat, non precario iure, nullis iam exceptionibus parendi. Nec arma ut apud ceteros Germanos in promiscuo, sed clausa sub custode, et quidem servo, quia subitos hostium incursus prohibet Oceanus, otiosae porro armatorum manus facile lasciviunt. Enimvero neque nobilem neque ingenuum, ne libertinum quidem armis praeponere regia utilitas est.

Caput XLV
Aestier. Sitonen.
    Jenseits des Suionenlandes liegt starr und fast bewegungslos noch ein anderes Meer als Saum und äußerste Zone des Erdkreises, was man darum glauben darf, weil der letzte Glanz der sinkenden Sonne sich bis zu ihrem Wiederaufgang erhält, so hell, daß er die Sterne verdunkelt. Der Volksglaube will ferner beim Auftauchen der Sonne einen Klang vernehmen, Göttergestalten und ein strahlenumgebenes Haupt erblicken. Dort steht, und die Sage hat Recht, der Grenzstein der Schöpfung.
    Nun also an der Ostküste des suevischen Meeres hin, so schlägt es dort an die Gestade der Aestischen Stämme. Ihre Sitte und äußere Erscheinung ist suevisch, die Sprache steht der britannischen näher. Sie verehren eine Göttermutter; ein äußeres religiöses Zeichen sind die Figuren von Ebern, welche sie tragen. Ein solches Bild ist Schutz und Waffe gegen alles und schirmt den Diener der Göttin mitten im Feindesheer. Eiserne Waffen sind selten, das gewöhnliche ist eine Keule. Im Anbau von Korn und anderen Früchten zeigt der Aestier mehr ausdauernden Fleiß als es der bequeme Germane sonst zu thun pflegt.
    Aber auch das Meer durchwühlen sie, von allen die einzigen, welche den Bernstein, in der Landessprache Glesum, in den Untiefen des Strandes und auf diesem selbst sammeln. Das eigentliche Wesen oder die Entstehungsgesetze des Bernsteins haben diese Barbaren nie untersucht oder ergründet. Lange Zeit sogar blieb er mit andern Auswürfen der See liegen, bis römischer Luxus das Wort für die Sache fand. Die Eingeborenen wissen nichts damit anzufangen; im rohen Zustande sammeln sie ihn, unbearbeitet bringen sie ihn zu uns und staunend nehmen sie die Bezahlung an. Man erkennt indessen den Stoff doch als ein Baumharz, denn man sieht gewisse Arten von Landthierchen und sogar geflügelte Insekten durchschimmern, welche in der flüssigen Masse hängen und beim allmählichen Verhärten von ihr umschlossen bleiben. Wie in den fernen Gegenden des Morgenlandes wo Weihrauch und Balsam ausschwitzt, so gibt es also wohl auch auf den Inseln und in den Landschaften des Abendlands gesegnetere Wälder und Haine; von den Strahlen der nahen Sonne ausgepreßt und in Fluß gesetzt rinnt der Stoff in das nächste Meer und wird durch die Gewalt der Stürme an die gegenüberliegenden Gestade geschwemmt. Eine Untersuchung des Stoffes, welche den Bernstein dem Feuer aussetzt, ergibt, daß er entzündlich ist wie Kienholz und eine fettige, geruchverbreitende Flamme entwickelt; allmählich verdickt er sich wieder zu einer pech- oder harzähnlichen Masse.
    An die Suionen schließen sich die Stämme der Sitonen ; bei sonstiger

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