Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)
hätte es ohnehin nicht mehr lange gemacht. Pflanz mir einen schönen Baum.«
Und ich sagte zu Toby: »O Toby, wer ist Kollege ? Dieser hier ist Adam, das ist sein Name, hast du gesagt.«
Und Toby sagte, Kollege sei ein anderer Name für Bruder , weil Adam der Bruder von Zeb sei.
Aber danach hörte der Mann Adam auf zu atmen.
Und es war Abend, und wir gingen langsam zurück, und die bösen Männer wurden von den Großen Schweinen getragen, wegen der Löcher, die sie hatten, und wegen der Fesseln. Die Großen Schweine waren wütend wegen der Toten, und sie wollten ihre Stoßzähne in die bösen Männer rammen und sich auf ihnen wälzen und sie zertrampeln, aber Zeb sagte, das sei jetzt nicht der richtige Moment.
Und Schneemensch-Jimmy und Adam wurden auch getragen und das tote Große Schwein. Und in der Nacht erreichten wir das Haus, wo die Kinder waren und die Mütter und die Mo’Hairschafe und die Mütter und Babys der Großen Schweine und die anderen Zweihäuter – Ren, Amanda, Swift-Fuchs, Elfenbeinspecht, Rebecca und die anderen. Und sie kamen uns entgegen und alle sagten sehr viel, zum Beispiel »Ich habe mir solche Sorgen gemacht« und »Was ist passiert?« und »O Gott!«.
Und wir, die blauen Leute, sangen zusammen.
In der Nacht schliefen wir dort und wir aßen. Alle, die in der Schlacht gekämpft hatten, waren sehr müde. Sie sprachen mit leiser Stimme und blickten vorsichtig zu dem Toten, also zu Adam, und sie sagten, er sei nicht an dem Samenkorn gestorben, mit dem Crake das Chaos beseitigte, sondern an den blutenden Löchern. Jedenfalls sagten sie, welch eine Gnade, dass er nicht im Chaos gestorben sei.
Später werde ich Toby fragen, was eine Gnade ist. Sie ist jetzt müde, sie schläft.
Und sie wickelten den Mann Adam in ein rosa Laken und legten ihm ein rosa Kissen unter den Kopf, und sie waren sehr still und traurig. Und einige der Großen Schweine nahmen ein Bad im Swimmingpool, was ihnen sehr gut gefiel.
Und am nächsten Tag gingen wir hierher, zum Lehmhaus. Und die Großen Schweine trugen Adam auf Zweigen, mit Blumen, und das tote Große Schwein ebenfalls, was schwieriger war, weil es so groß und schwer war. Und auf die gleiche Weise trugen sie Schneemensch-Jimmy, wobei er nicht tot war, als wir losgingen; noch nicht. Und Ren ging neben ihm, hielt seine Hand und weinte, weil sie sein Freund war; und Crozier ging auf der anderen Seite neben ihr und er half ihr.
Aber er reiste sehr weit weg in seinem Kopf, wie schon zuvor, als er in der Hängematte lag und wir schnurrten. Aber diesmal ging er so weit, dass er nicht wieder zurückkommen konnte.
Und Oryx war bei ihm und sie half ihm. Ich hörte, wie er mit ihr sprach, kurz bevor er zu weit ging und nicht mehr zu sehen war und aufhörte zu atmen. Und jetzt ist er bei Oryx. Und auch bei Crake.
Das ist die Geschichte von der Schlacht.
Jetzt können wir singen.
MONDZEITEN
Prozess
Am nächsten Morgen findet der Prozess statt.
Sie sitzen am Tisch – das heißt, die MaddAddamiten und die Gottesgärtner sitzen. Die Organschweine lümmeln im Gras und auf den Kieselsteinen; die Craker grasen in der Nähe, kauen ihre ewigen Blätter und beobachten das Geschehen.
Die Gefangenen selbst sind nicht anwesend. Das müssen sie auch nicht: Ihre Taten stehen außer Frage. Der Prozess dient nur dazu, ein Urteil zu fällen.
»Also, wir sind hier versammelt, um über ihr Schicksal zu entscheiden«, sagt Zeb. »Leider haben wir sie in der Hitze des Gefechts nicht gleich abgeknallt, aber da es nun mal so ist, müssen wir jetzt ein paar kaltblütige Entscheidungen treffen. Lasst uns abstimmen oder gibt’s Diskussionsbedarf?«
Toby sagt: »Sind es gewöhnliche Gefangene? Oder Kriegsgefangene? Das wäre dann nämlich was anderes, oder nicht?« Sie fühlt sich bemüßigt, auf irgendeine Weise für sie einzutreten, aber warum? Einfach nur, weil sie keinen Anwalt haben?
»Wie wär’s mit seelentotem Neuro-Müll?«, schlägt Rebecca vor.
»Zeitgenossen«, sagt Weiße Segge. »Wobei mir klar ist, dass das allein noch keine Verteidigung darstellt.«
»Sie haben unseren Bruder ermordet«, sagt Shackleton.
»Der letzte Abschaum, der schlimmste Albtraum«, sagt Crozier.
»Vergewaltiger und Mörder«, sagt Amanda.
»Sie haben Jimmy erschossen«, sagt Ren und fängt an zu weinen. Amanda legt ihr den Arm um die Schulter und drückt sie an sich. Sie selbst weint nicht: Ihr eigener Blick ist hart, sie sieht aus wie ein Holzschnitt ihrer selbst. Sie würde
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