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Die geschützten Männer

Die geschützten Männer

Titel: Die geschützten Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Verächtliches und
     Sadistisches darin, gleichsam eine verbale Vergewaltigung, deren Gewalttätigkeit mich niederschmettert. |365| Ich stelle mich taub, gehe vorbei und wage nicht, den Schritt zu beschleunigen, denn ich will sie nicht durch eine fluchtartige
     Reaktion provozieren. Vergebliche Mühe. Vor mir pflanzt sich ein sommersprossiges großes Mädchen auf. Ihre durchdringenden
     Augen quellen fast aus den Höhlen, der Schweiß dringt ihr aus allen Poren. Während sie mir den Weg versperrt, schreit sie
     inmitten von Gelächter und Anfeuerungsrufen: Den süßen Kleinen da werde ich mir mal vornehmen, Mädels! Sie packt mich mit
     aller Kraft an den Armen, preßt mich an sich, daß mir die Luft wegbleibt, und küßt mich auf den Mund. Von ihren warmen Lippen
     geht ein kräftiger Geruch aus. Ich wehre mich, schreie, entwische ihr, werde aber von anderen Händen festgehalten. Kreischend
     machen sich die Mädchen daran, mich zu umzingeln und über mich herzufallen. Süßer! sagt die Blonde unter Gelächter und preßt
     mich erneut an sich, du solltest zusehen, wie du uns helfen kannst, unsere patriotische Pflicht zu erfüllen!
    Ein schwarzer Plymouth hält mit knirschenden Reifen am Rande des Bürgersteigs. Kurzes gellendes Hupen. Eine Milizionärin taucht
     auf. Wütender Anschnauzer. Ich werde befreit.
    Ich rette mich unter den letzten Anzüglichkeiten in den Wagen; zwei, drei dieser Grobheiten sind an Anitas Adresse gerichtet
     und lassen soziale Ressentiments erkennen. Die Milizionärin fährt los, während die Furien die Karosserie mit den Fäusten bearbeiten.
     Atemlos, zerzaust und mit klopfendem Herzen sinke ich in die Polster. Ich zittere vor Wut und auch, warum soll ich es verschweigen,
     vor Angst. Sicher hätte ich eines oder zwei dieser Mädchen außer Gefecht setzen können, doch abgesehen davon, daß ich es verabscheue,
     Frauen zu schlagen (vermutlich ein altmodisches Tabu), wäre ich der Überzahl unterlegen.
    »Erhol dich jetzt, Ralph«, sagt Anita, »und knöpf dir die Hose zu. Sie wollten nur randalieren. In diesem Milieu sind Entführungen
     nicht üblich. Diese Mädchen haben weder die Mittel noch die Zeit noch die geeigneten Räumlichkeiten, um eine Entführung mit
     allem Drum und Dran zu bewerkstelligen. Aber trotzdem sollte dir das eine Lehre sein, Ralph. Bitte Jackie noch heute, dir
     eine Leibwache zu geben. Du darfst dich in Washington künftig nicht mehr allein auf die Straße wagen, auch nicht am Tage.«
    |366| Meine verschobene Verabredung und mein Besuch bei Anita – der länger als vorausgesehen dauerte – haben meinen Zeitplan durcheinandergebracht,
     und nach einem hastigen Sandwich komme ich spät nach Hause. Ich wurde langsam unruhig, sagt Burage, als sie mir die Tür öffnet.
     Jackie hat Dienst, und ich habe Dave ins Bett gebracht. Nicht ohne Mühe. Er wollte auf dich warten.
    Ich ziehe mich aus und dusche; im Pyjama, mit einem halben Glas Whiskey in der Hand, stürze ich mich auf die Chesterfield
     und gebe Burage den Bericht, den sie erwartet. Ich bin so abgespannt, daß ich ihr nicht einmal vorwerfe, mit Anita Tee getrunken
     zu haben, ohne mir etwas zu sagen.
    Schweigen. Da ein Kommentar von ihr ausbleibt, sage ich nach einer Weile: »Ich habe den Eindruck, mich für ein Institut verkauft
     zu haben.«
    Burage zuckt mißgestimmt die Schultern.
    »Das stimmt nicht, du dramatisierst wieder einmal. Schließlich ist Anita vor dem Gesetz deine Frau.«
    »Ich habe nur eine Frau, und du weißt genau, wer es ist.«
    »Ich habe gesagt: vor dem Gesetz.«
    »Und wer hat mir abgeraten, mich scheiden zu lassen?«
    »Hör zu, Ralph, es wird auch dabei bleiben. Eine Scheidung war nicht möglich, ob es dir nun gefällt oder nicht. Sie hätte
     eine politische Färbung bekommen. Es hätte so ausgesehen, als wolltest du Anita ins Dunkel des Bedfordismus zurückstoßen,
     nachdem die Präsidentin beschlossen hatte, sie wieder hochkommen zu lassen. Und dann, ehrlich, was hast du Anita vorzuwerfen?
     Selbst von Paris aus hat sie nicht aufgehört, sich bei Bedford für dich einzusetzen, damit man dich nicht antastet.«
    Ich richte mich auf.
    »Das wußte ich doch gar nicht! Von wem weißt du es?«
    »Von Dorothy.«
    »Und hast mir nichts gesagt?«
    »Das ist wohl zuviel verlangt, daß ich ständig Loblieder auf Anita singen soll.« Burage schüttelt ihr Haar.
    Ich schweige und sehe sie an. Burage, der große Mann – sie ist gerade auf einen wichtigen Posten an der Spitze des

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