Die Gespenstergruft
wollen.
Grauenvolle Geschöpfe, so furchtbar oft und abstoßend, daß ihnen die Worte fehlten, um sie genau zu beschreiben.
Sie waren einfach nicht zu begreifen, aber sie existierten, ohne sie als lebend bezeichnen zu können. Sie befanden sich in einem Zwischenraum, sie waren da, sie gehörten halb zu den Menschen und dann wiederum zu den Geistern. Sie waren Zwitter, die der Teufel geschickt hatte, und sie steckten voller Haß und Mordlust, was an ihren Haltungen leicht erkennbar war, denn sie streckten den vier Grufties ihre Hände und somit die Krallen entgegen, als wollten sie sich auf die Opfer stürzen und ihnen die Glieder aus den Körpern reißen.
Sady war in diesen Augenblicken über sich selbst hinausgewachsen. Sie hatte für eine Veränderung des Standortes gesorgt und ihre drei Schützlinge so weit zurückgezogen, daß sie alle vier die Wand im Rücken als Deckung spürten.
Die Gefahr konnte also nur von vorn kommen.
Und dort ballte sie sich zusammen.
Es war nicht genau zu erkennen, ob die Monstren Kontakt mit dem Untergrund hatten oder über ihm schwebten. Jedenfalls hatten sie sich zusammengeballt und lehnten sich so dicht gegeneinander, daß ihre Körper fast ineinander liefen.
Die Grufties erstickten fast an ihrer Furcht. Sie konnten dieses Grauen einfach nicht begreifen, es hatte für sie trotzdem Methode bekommen, es wirkte auf sie wie ein Push, und mit Angst angefüllte Adrenalinstöße jagten durch ihre Körper.
Eiskalt wurde ihnen. Permanent floß ein Schauer nach dem anderen über ihre Haut.
Janina betete in Kinderversen, was sie seit Jahren nicht mehr getan hatte.
Creel stand auf dem Fleck und zitterte so stark, daß seine Zähne aufeinanderschlugen. Selbst seine Rastazöpfe bewegten sich, und die kleinen Totenköpfe klackten wieder gegeneinander.
Ricardo tat nichts. Er hatte sich mit seinem Rücken derartig hart gegen die Mauer gedrückt, als wollte er in sie hineinkriechen, um dort den nötigen Schutz zu finden.
Angst durchflutete ihn.
Er wimmerte, und nur Sady hielt sich einigermaßen, obwohl auch sie die Schauer des Todes spürte, die sie wie Quellen durchfluteten. Sie starrte auf die schrecklichen Wesen, die zwar mit der Dunkelheit verschmolzen, aber trotzdem noch recht gut zu erkennen waren. Auf sie wirkten die Geister wie in die Finsternis hineingemalt, mit nur wenigen Strichen, aber doch sehr konkret.
Breite Fratzen. Mutationen zwischen Mensch und Dämon. Ein Kopf, der knallrot aussah und von einem inneren Feuer erglühte. In den Augen lagen die winzigen Pupillen als gelbe Flecken, aus denen dünne Rauchwolken strömten.
Eine Frau mit blutendem Körper und verzerrtem Gesicht streckte permanent die Arme mit den gierigen Krallen nach ihnen aus, ohne die Grufties allerdings zu berühren.
Hier war ein Mitgliederstrom aus einem schrecklichen Pandämonium versammelt, und es war nur eine Frage der Zeit, wann sich diese Monstren auf sie stürzen würden, um sie zu zerreißen.
Eine Gestalt oder ein Gespenst fiel aus der Rolle. Sady wußte nicht genau, um was es sich handelte. Die weiße Frau, sehr bleich, auch gut in der Finsternis zu erkennen, wobei ihr Kopf von struppigen, verfilzten und gelblich schimmernden Haaren umgeben war. Sie hatte ein kalkiges Gesicht, aber dunkle, böse Augen, und sie war zudem mit einem Gegenstand bewaffnet, der wie ein Messer aussah.
Diese Frau schwebte näher!
Sady wußte, daß das Gespenst sie aufs Korn genommen hatte. Sie dachte an die Wunden am Körper des Totengräbers. Sie konnten leicht von dieser Waffe stammen.
Ein Zurückweichen schaffte Sady nicht. Da war der Widerstand der Mauer und auch der Körper direkt hinter ihr.
Sie mußte sich stellen.
Und sie wartete.
Sekunden nur, dann spürte sie den kalten Totenhauch, denn so nahe war dieses Wesen bereits an sie herangekommen. Jemand schien Sady kalte Luft ins Gesicht geblasen zu haben. Sie hielt den rechten Arm abwehrend vor ihr Gesicht und hörte einen leisen Pfeifton.
Wahrscheinlich wollte dieser Geist mit ihr Verbindung aufnehmen.
Der Laut aber hatte sie von der eigentlichen Aktion abgelenkt.
Die weiße Frau stieß zu.
Das Messer war nicht einmal schnell, es tanzte noch kurz vor Sadys Gesicht, dann erwischte es ihre Haut.
An der Stirn spürte sie den Schmerz, auch noch als die weiße Frau die Waffe zurückzog.
Nachwirkungen blieben schon, denn die Stirn des weiblichen Grufties brannte. Der Schmerz war bitter, und sie merkte auch, daß Blut diese Wunde verließ.
Es rann über
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