Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst
respektieren.“
Niemand
pflichtete ihm bei.
„So“, meinte
Adlernase, „ich will hier ein stilles Gebet sprechen. Dazu brauche ich euch
nicht. Macht eine Mücke, ja! Das Tor wird ohnehin gleich geschlossen.“
Tim wandte
sich an seine Freunde. „Der Typ hat recht. Gehen wir. Sonst werden wir noch
eingeschlossen. Wo wir uns doch so leicht gruseln.“
Sie
strichen die Segel. Gaby trollte sich als erste, gefolgt von Klößchen und Karl.
Tim schob
sein Rennrad an Adlernase vorbei. Einen Schritt weiter blieb er stehen.
„Verstauchen
Sie sich nicht die Finger, wenn Sie schwere Steine heben. Oder haben Sie einen
Wagenheber unterm Mantel?“
In den
schwarzen Augen glommen Funken. „Was...meinst du?“
Tim
grinste. „War nur so ‘ne Idee. Könnte ja sein, Sie wollen Ihr Gebet mit einer
schwerathletischen Übung beschließen. Nein? Vergessen Sie’s! Neue Koffer kann
man kaufen. Tschüs!“
Er ging zu
seinen Freunden, die vor dem Nachbargrab warteten.
Karl zog
den Mund schief. Gaby machte große Augen.
„Meinst
du“, wisperte Klößchen, „dieser Nasen-Typ ist angetanzt, um den Koffer zu
holen?“
„Was denn
sonst“, erwiderte Tim leise. „Ist doch klar, dass der den Raismeyer gar nicht
gekannt hat.“
Karl pfiff
durch die Zähne, während sie gemächlich zum Hauptweg trotteten.
„Damit“,
meinte er, nachdem sein Computer-Hirn ein Ergebnis geboren hatte, „ist eine unserer
Fragen beantwortet. Der Koffer gehört nicht Stielke, sondern diesem Nasen-Typ.
Stielke hat ihn gefunden. Sicher Zufall.“
„Wie ein
Verbrecher sieht der Nasen-Typ nicht aus“, stellte Klößchen fest. „Er ist zu
elegant.“
„Was hat
das damit zu tun?“ ereiferte sich Gaby. „Klamotten und Schale sind für alle da.
Für Sozialarbeiter genauso wie für Ganoven. Auf die Seele kommt’s an, Willi!
Wie die beschaffen ist, darüber gibt der Kaschmirpulli keine Auskunft.
Jedenfalls finde ich, dass der Nasen-Typ enorm böse Augen hat.“
„Hat er“,
nickte Tim. „Und außerdem schlechten Atem. Das habe ich im Vorbeigehen gemerkt.
Der Kerl riecht wie eine Kneipe.“
Sie
erreichten den Hauptweg und wandten sich in Richtung Ausgang.
Tim blickte
zurück.
Der
Nasen-Typ war vor die Hecke getreten und starrte ihnen nach.
Die
TKKG-Bande schob ab mit ihren Tretmühlen. Eine dichte Reihe benadelter Büsche
entzog sie der Sicht.
„Geht
weiter“, sagte Tim, „und wartet am Ausgang. Nimmst du mein Rad, Karl? Ich
pirsche zurück. Ich will doch sehen, ob der Typ wirklich ins Grab guckt.“
Dem
Tageslicht fehlte die Kraft. Noch war Nachmittag. Aber ohne Sonne sah er fast
wie Dämmerung aus. Graue Abendschleier hingen dunstig zwischen Bäumen und
Büschen.
Tim schlug
einen Bogen. Er schlich gebückt. Es gab genügend Verstecke. Auch ein Elefant
hätte unbemerkt anpirschen können.
Minuten
später näherte er sich dem Raismeyer-Grab von der anderen Seite.
Metall
klirrte. Atem keuchte.
Tim mied
eine Ansammlung von trocknem Laub. Das Rascheln hätte ihn verraten. Vor jedem
Schritt suchte sein Blick den Boden ab.
Jetzt stand
er hinter der Hecke — am Kopfende der Ruhestätte.
Der
Nasen-Typ fluchte leise.
Wie
gedacht! Tim nickte. Vorsichtig schob er den Arm in die Hecke. Indem er sich ‘nen
Spalt wühlte, sah er, was der Verdächtige trieb.
Er hatte
den Hut abgelegt und arbeitete mit einer langen Brechstange, die aus fünf
Teilen zusammengeschraubt war: eine Erfindung, die man in der Tasche mitbringen
kann.
Sicherlich
Edelstahl, dachte Tim, und die Teile sind hohl.
Der Kerl
versuchte nicht, die Grabplatte hochzustemmen. Das war ihm zu schwer.
Statt
dessen hatte er die Stange in die Erde getrieben. Er hebelte die Platte
beiseite.
Er hörte
auf, als er die leere Mulde freigelegt hatte.
Er starrte
darauf. Er zog die Lippen breit und rieb die Zähne aufeinander.
Aus dem
schwarzen, streng zurückgebürsteten Haar lösten sich ein paar Schweißtropfen.
Soll ich
ihn anmosern? überlegte Tim. Oder drischt er dann mit dem Werkzeug auf mich
los? Verschieben wir das lieber auf später, Nasen-Typ! Wir sehen uns bestimmt
noch mal.
Als der
Mann sein Gerät auseinanderschraubte, zog sich Tim leise zurück.
Seine
Freunde warteten am Ausgang.
Wind blies
durch die Friedhofs-Straße und spielte mit welken Blättern.
Tim berichtete.
Während sie dann stadtwärts radelten, wurde beraten. Was war zu tun?
„Wahrscheinlich
denkt er, wir hätten den Koffer“, sagte Karl. „Obschon ihn keiner von uns
unterm Arm trug. Aber wir
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