Die Gift-Party - Rauschgift-Razzia im Internat - Taschengeld für ein Gespenst
als Fundsache abgegeben — ist alles in Ordnung. Hat er
ihn behalten, setzen wir ihm zu. Mal sehen, ob wir was erreichen. Dass wir
zunächst auf eigene Faust vorgehen, hat sich in der Praxis bewährt.“
„Wir machen
doch immer alles allein“, meinte Klößchen und spähte zur Theke. „Warum haben
die eigentlich keinen Schokoladenkuchen? Versteht ihr das?“
„Deinen
Vater, Gaby“, sagte Tim, „müssen wir unbedingt sofort verständigen. Sonst erfahren
wir nicht, wer der NasenTyp ist.“
„Vielleicht“,
mutmaßte Karl, „handelt es sich um einen gefährlichen Geisteskranken, der mit
Leidenschaft Bomben bastelt. Und der Koffer ist voller Dynamit.“
Tim wartete
nicht, bis sein Tee gebracht wurde, sondern sockte zum Telefon.
Gaby
begleitete ihn.
6. Streichelei und
Judo-Griffe
Über dem
Telefonbuch steckten sie die Köpfe zusammen. Das Telefonbuch der Riesenstadt
enthielt nur einen einzigen Stielke. Er hieß Paul mit Vornamen und wohnte in
einem lausigen Vorstadt-Viertel.
„Der könnte
es sein“, meinte Tim. „Es sei denn, unser Totengräber hat keine Klingelbüchse.“
Er wählte.
Eine etwas keifige Frauenstimme meldete sich.
„Mein Name
ist Peter Carsten“, meldete sich Tim. „Ich weiß nicht, Frau Stielke, ob ich den
richtigen Anschluss habe. Ich möchte einen Friedhofs-Bediensteten namens
Stielke sprechen. Er gräbt dort die To...Totengräber ist er, glaube ich.“
„Das ist
mein Mann. Moment! Er kommt!“
„Stielke!“
drang die heisere Stimme durch die Leitung. „Wer ist dort?“
„Wir haben
uns vorhin auf dem Friedhof kennengelernt. An Edmund Raismeyers Grab. Ich bin
der Junge mit dem Rennrad.“
„Und?“
fragte der Totengräber barsch. „Was ist? Ihr habt uns verscheißert, was? Und
das Grab wird nun doch eingeebnet.“
„Keineswegs.
Ich rufe nicht wegen der Ruhestätte an, sondern wegen des Koffers.“
Kein Laut
war in der Leitung.
Stielke
hatte seinen Atem flach gestellt.
Tim beugte
sich Gaby zu und sah ihr aus einer Drei-Zentimeter-Entfernung in die Blauaugen.
Da er
ständig verliebt in sie ist, geriet sein Blick etwas feurig. Eigentlich sollte
er besagen: Siehst du! Da haben wir’s. Dem Grabschaufler bleibt die Spucke weg.
„Was?“
fragte Stielke.
„Ich
spreche von dem Koffer, den Sie in Raismeyers Grab fanden. Schon vergessen? Sie
haben ihn zu Ihrem Wagen gebracht und sind damit weggedüst. Weil uns Recht und
Ordnung im Blut steckt, wollen wir uns nach dem Verbleib des Koffers
erkundigen. Sie haben ihn sicherlich zum Fundamt gebracht.“
„Ich weiß
nicht, wovon du redest, Bengel.“
„Warum denn
so barsch? Ich stehe doch gar nicht auf Ihren Zehen.“
„Scher dich
zum Teufel, verdammter Strolch! Ich weiß nichts von einem Koffer. Ich habe
keinen gefunden. Weder im Grab noch sonstwo. Ich...“
„Werden Sie
nicht albern! „ fiel ihm Tim ins Wort. „Es handelt sich um einen metallischen
Flugkoffer. Er lag unter der Grabplatte und...“
„Jetzt
reicht’s mir!“ brüllte Stielke. „Wenn wir uns nochmal begegnen, bürste ich dich
ab, dass dir die Ohren schlackern. Ich will meine Ruhe haben.“
Er knallte
den Hörer auf. Das Freizeichen erklang. Tim zupfte Gaby am Ohr.
„Merkst du
was?“
„Allerdings.
Es tut weh. Wenn du noch lange zerrst, hängt mir das Ohr auf die Schulter.“
„Entschuldige!
Es sollte zärtlich sein.“
„Weiß ich.
Aber du kannst manchmal nicht unterscheiden zwischen Streichelei und
Judo-Griffen.“
„O Gott!“
Er seufzte und kam zum Thema zurück. „Ich wollte fragen, ob du merkst, Pfote,
was aus der Sache wird. Nämlich ein Fall für uns. Jetzt steht das fest.“
„In dem
Koffer muss was wahnsinnig Aufregendes sein. Stielke bestreitet, dass er ihn
hat. Also will er ihn behalten. Was“, sie bemühte sich um gespreizte Worte,
„birgt das Behältnis?“
„Klößchen
würde sagen: Einen Zentner Schokolade. Das ist ein Schatz und jede Mühe wert.“
„Karl würde
sagen“, lächelte sie, „im Koffer ist ein Archiv ( Sammlung ) von
Computer-Bändern, die das gesamte Wissen der Welt enthalten.“
„Sehr gut.
Und was sagst du?“ forschte er, während sie zurückgingen.
„Im Koffer
sind alle Briefe von dir und alles, was du mir geschenkt hast.“
Das lief
ihm durch den Hals wie Salatöl.
„Und?“
wollte Gaby wissen. „Was müsste im Koffer sein, damit du ihn für immer behalten
willst?“
„Darauf
gibt es nur eine Antwort. Aber ich würde dir nie zumuten, dich in diesen engen
Koffer zu pferchen.“
Weitere Kostenlose Bücher