Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
sich umdrehte, sah sie rudernde Arme und erhobene Schilde, die die schmale Lücke zwischen den Gebäuden ausfüllten. Eine Wolke roten Staubs umwogte die Kämpfenden.
»Sonea?«
Die Stimme klang vertraut und voller Erstaunen. Sie blickte auf und lächelte. Cery hockte neben ihr.
»Sie hat mir erzählt, die Wachen würden einen Hinterhalt planen«, sagte der Späher.
Cery nickte. »Das wussten wir bereits.« Langsam breitete sich ein Lächeln auf seinen Zügen aus, dann blickte er über sie hinweg zu den Soldaten hinüber, und das Lächeln verschwand. »Kommt. Es wird Zeit zu gehen!«
Er griff nach ihrer Hand, zog sie auf die Füße und führte sie zwischen den Jugendlichen hindurch, die die Wachen abermals mit Wurfgeschossen bombardierten. Plötzlich zuckte ein Lichtblitz auf und tauchte die Gasse in blendendes Weiß.
»Was war das?«, stieß Sonea hervor. Sie blinzelte heftig, um das Bild von der schmalen Straße zu verscheuchen, das sich auf ihrer Netzhaut eingebrannt zu haben schien.
»Der Magier«, zischte Cery.
»Lauft!«, brüllte Harrin ganz in ihrer Nähe. Halb blind stolperte Sonea weiter. Sie stieß mit jemandem zusammen und fiel der Länge nach hin. Cery packte sie an den Armen, riss sie hoch und führte sie weiter.
Wenige Augenblicke später fand Sonea sich auf der Hauptstraße wieder. Die Mitglieder von Harrins Bande zogen sich die Kapuzen tief ins Gesicht und mischten sich unter die Menge. Sonea folgte ihrem Beispiel, und eine Weile gingen sie und Cery schweigend nebeneinander her. Dann erschien ein hochgewachsener Mann neben Cery und sah Sonea von der Seite an.
»He! Wen haben wir denn da!« Harrins Augen weiteten sich. »Sonea! Was machst du hier?«
Sie lächelte. »Ich lasse mich mal wieder von dir in Schwierigkeiten bringen, Harrin.«
»Sie hat gehört, dass die Wachen einen Hinterhalt planten, und wollte uns warnen«, erklärte Cery.
Harrin machte eine abschätzige Handbewegung. »Wir haben mit so etwas gerechnet und uns vorher einen Fluchtweg zurechtgelegt.«
Sonea dachte an die Wachen, die am Eingang der Gasse gelegen hatten, und nickte. »Ich hätte wissen müssen, dass ihr nicht ahnungslos in die Falle tappen würdet.«
»Also, wo hast du gesteckt? Wie lange ist das jetzt her? Es müssen Jahre sein...«
»Zwei Jahre. Wir haben im Nordviertel gelebt. Onkel Ranel hatte ein Zimmer in einem Bleibehaus bekommen.«
»Die Miete in den Bleibehäusern soll himmelschreiend überhöht sein, wie ich gehört habe. Und alles kostet das Doppelte, nur weil man innerhalb der Stadtmauern lebt.«
»Das stimmt, aber wir sind zurechtgekommen.«
»Wie denn?«, fragte Cery.
»Indem wir Schuhe und Kleider geflickt haben.«
Harrin nickte. »Deshalb haben wir dich also so lange nicht mehr gesehen.«
Sonea lächelte. Deshalb und weil Jonna verhindern wollte, dass ich mich mit eurer Bande einlasse. Ihre Tante missbilligte Harrin und seine Freunde. Sehr sogar...
»Das klingt ja nicht besonders aufregend«, murmelte Cery.
Sonea sah ihn an und stellte fest, dass er zwar in den letzten Jahren nicht viel gewachsen war, sein Gesicht jedoch das Jungenhafte verloren hatte. Er trug einen neuen Mantel, von dem lose Fäden herabbaumelten, wo er abgeschnitten worden war. Und wahrscheinlich waren in den Taschen und Beuteln im Futter Dietriche, Messer, allerlei Kinkerlitzchen und Süßigkeiten versteckt. Sie hatte sich immer gefragt, was Cery wohl tun würde, wenn er seinen Diebereien entwachsen war.
»Im Bleibehaus war ich jedenfalls sicherer als bei euch«, beschied sie ihm.
Cerys Augen wurden schmal. »Jonnas Gerede.«
Früher einmal hätten diese Worte ihr wehgetan. Jetzt lächelte sie nur. »Jonnas Gerede hat uns aus den Hüttensiedlungen rausgebracht.«
»Also«, fiel Harrin ihr ins Wort. »Wenn du ein Zimmer in einem Bleibehaus hast, warum bist du dann hier?«
Soneas Miene verdüsterte sich. »Der König vertreibt die Leute aus den Bleibehäusern«, antwortete sie. »Er möchte nicht, dass so viele Menschen in einem einzigen Gebäude leben - angeblich weil es unsauber sei. Heute Morgen waren Soldaten da und haben uns rausgeworfen.«
Harrin runzelte die Stirn und murmelte einen Fluch. Als sie sich zu Cery umdrehte, sah sie, dass der neckende Ausdruck in seinen Augen erloschen war. Sie wandte den Blick ab, dankbar für das Verständnis der beiden, aber nicht getröstet.
Mit einem einzigen Wort aus dem Palast war ihr binnen eines Morgens alles genommen worden, wofür sie, ihre Tante und ihr Onkel
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