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Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin

Titel: Die Glasmalerin - Walz, E: Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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bereitwillig, aber noch nach zwanzig Schritten drehte sie sich immer wieder zu Sandro um. Sie winkte ihm, und er winkte zurück.
    Nachdem sie fort waren, war er wieder allein. Mit Ausnahme des Kusses für Antonia und der kurzen Begegnung mit Inés würde er sich später an nichts mehr erinnern.
    Er blieb, wo er war, an irgendeiner Hauswand in irgendeiner Gasse, ein schwarz gekleideter Mann mit einer Flasche in der Hand. Dort stand er, dort setzte er sich auf das Pflaster. Die Flasche rollte davon und befleckte den Schnee mit ihrem goldbraunen Inhalt. Er zog die Beine an und vergrub seinen Kopf in den Armen.

Sechster Teil

23
    14. Oktober 1551
     
    E r erwachte, als neben ihm ein Sturzbach niederging. Die Flüssigkeit hatte eine Farbe, die man unmöglich beschreiben konnte, und sie roch nach einer widerwärtigen Mischung, die in der Hölle gebraut zu sein schien. Sandro sprang auf, aber da hatte seine Kutte bereits einen Teil davon aufgesaugt. Oben, im dritten Stockwerk, wurde ein Fenster geschlossen. Wortlos zog er sich zurück.
    Inzwischen war der Himmel fast wolkenlos, es war noch kalt, aber es taute. Der Wind, der den Schnee gebracht hatte, hatte ihn wieder vertrieben. Stattdessen regnete das Laub von den Bäumen, tanzte auf dem Pflaster und stieg in Wirbeln wieder auf. Wie in einer Theaterkulisse kamen die Menschen nach und nach aus ihren Häusern, ermutigt durch Gerüchte, dass die Untersuchung der Morde abgeschlossen sei. Genaues wusste niemand. Wo Sandro auftauchte, schwiegen die Leute, sahen ihn an, sahen ihm nach, steckten die Köpfe zusammen. Er konnte nur raten, was sie dachten und redeten. Sie hätten ihn im nächsten Moment steinigen, ebenso gut applaudieren oder wegrennen können. Vielleicht hatten sie auch einfach nur genug von diesem heiligen Konzil und allen, die etwas damit zu tun hatten. Und das konnte er ihnen nicht verübeln.
    Im Palazzo Pretorio sagte man ihm, dass Antonia noch schlafe, und man richtete ihm aus, dass der Heilige Vater ihn umgehend im Kastell erwarte.
     
    Seine Heiligkeit Julius III. hatte etwa zu dem Zeitpunkt angefangen zu trinken, als Sandro damit aufgehört hatte. Jedenfalls ließen seine schweren Lider und die Röte in seinen Augen darauf schließen, dass die Kristallglaskaraffe neben ihm erst vor Kurzem leer geworden war. Julius roch zwar besser als Sandro, aber er sah keineswegs gesünder aus. Schlaff, würdelos, als sei ihm seine Erscheinung völlig gleichgültig, saß er in dem Sessel. Als Sandro eintrat, drückte seine Miene Gereiztheit, Niedergeschlagenheit und Härte aus und veränderte sich während des folgenden Gesprächs kaum. Der Fürstbischof war nicht anwesend, und die beiden Sekretäre verließen den Saal. Sandro war allein mit dem Papst.
    Er stand im Abstand von drei Schritten entfernt und wartete vergeblich, dass ihm die Hand mit dem anulus piscatoris zum Gruß hingehalten würde. War das Absicht? Oder vergaß der Papst es bloß? Er stand dem Stellvertreter Gottes zum ersten Mal gegenüber, einem unberechenbaren, weinseligen, schwer einzuordnenden Mann, mehr Herrscher als Hirte, mehr Festkönig als Menschenfischer, dennoch der Vater, dem Sandros Treuegelübde galt. Er war in der Ehrfurcht vor den Instanzen der Heiligen Kirche erzogen worden, und die Ehrfurcht war – wie das Kolosseum – ein Gebäude, das nicht in ein paar Tagen zum Einsturz gebracht werden konnte. Was immer er in Trient erfahren und sosehr sein Vertrauen in die Aufrichtigkeit der Kirche gelitten hatte: Er war ein Kind dieser Kirche, ebenso sehr wie er ein Kind Elisas war.
    Julius schwieg, regte sich nicht, ganz so, als sei er eine der Figuren in den Gemälden Tizians und Tintorettos, die im Saal verteilt an den Wänden hingen. Sandro blieb nichts anderes übrig, als ebenso zu schweigen; unmöglich, als Erster das Wort zu ergreifen. Er blieb stehen, hilflos, nutzlos, wie ein Sklave auf dem Jahrmarkt, fixiert von den geröteten Augen des Papstes.
    Zunächst traute er sich nicht, den Blick zu erwidern – ihm auszuweichen war leichter, als ihm standzuhalten. Aber irgendwann stieg, wie manchmal in den letzten Tagen, ein seltsamer Mut ihm hoch. Hatte er es nötig, sich derart demütigen zu lassen? Dankbarkeit von dem Mann zu erwarten, dessen Sohn er des Mordes überführt hatte, wäre illusorisch gewesen. Beachtung jedoch war das Mindeste.
    Er starrte zurück. Natürlich versuchte er, so nichtssagend wie möglich zu blicken, doch schon der Blick an sich war eine Provokation.
    »Du«, sagte

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