Die Glücksritter von Schreckenstein
der Sache zu unterrichten. Die Leiterin von Rosenfels hatte angerufen und sich mit ihm beim Schreibwarenhändler verabredet.
Weil es eilte, rief der Rex am nächsten Vormittag die Eltern der noch nicht befragten Mittipper Klaus, Beni , Werner und Walter an. Alle zeigten sich einverstanden: Der Rex solle das Geld in Empfang nehmen. Einigen, die sich wegen der weiteren Verwendung noch Gedanken machen wollten, sagte er, die Ritter hätten vereinbart, möglichen Gewinn unter allen aufzuteilen. Daraufhin ließen sie ihm freie Hand.
Am Nachmittag kamen die Ritter auf dem Sportplatz über Lockerungsübungen nicht hinaus. Die Spannung war zu groß. Hans-Jürgen hatte dem Rex die gewünschte Liste mit allen Tippgemeinschaften erstellt. Sie ergab, abzüglich der geschätzten Kosten für die Schuhe, ziemlich genau zwei Drittel für Rosenfels zu einem Drittel für Schreckenstein. Auch den betreffenden Vertrag zwischen Rittern und Mädchen hatte der Rex dabei.
„Den wird die Alte anfechten, wetten daß?“ meinte Mücke. Das war nicht geunkt — eine von den Rittern verabscheute Angewohnheit — , seine Worte spiegelten vielmehr die allgemeine Ansicht. Mücke sollte recht behalten.
Zurück vom Treffen im Wampoldsreute , erschien der Rex während der Teepause im Eßsaal . „Wie ich erwartet habe, macht meine liebe Kollegin Schwierigkeiten!“ sagte er. „Sie will die Klausel mit den Schuhen nicht anerkennen. Das sei Martinas Privatsache, behauptet sie, und habe mit dem Gewinn nichts zu tun.
„Die haben eben keinen Gemeinschaftssinn!“ bemerkte Hans-Jürgen.
Pummel blieb unbeeindruckt. „Dann werden wir noch mal mit ihr segeln müssen. Damit sie lernt, Kurs zu halten.“
Noch während er mit Eugen überlegte, wie sie’s ihr sagen sollten, wurden sie ans Telefon gerufen. Die Internatsleiterin bat von sich aus um einen Segeltermin. Erstaunt sahen die beiden einander an.
„Der Zufall gefällt mir nicht“, meinte Eugen.
Lässig winkte Pummel ab. „Vielleicht haben wir zufällig steifen Wind. Dann geht alles.“
Am folgenden Nachmittag wehte zufällig nur ein mittelmatter Wind. Flautenstärke zehn — wie Eugen das nannte. Für Unterrichtszwecke gerade richtig. Fräulein Dr. Horn hatte ihren freundlichen Tag. Sofort übernahm sie die Pinne und zeigte, was sie gelernt hatte. Bei Kurs auf Wampoldsreute kam sie zur Sache. „Ich habe einen Tippschein ausgefüllt.“ Sie reichte ihn Pummel. „Tragt eure Tips ein, dann geben wir ihn ab. Vielleicht schaffen wir drei auch mal so einen Volltreffer wie die andern.“
Ein kurzer Blickwechsel genügte, Pummel und Eugen nutzten die Gelegenheit, auch zu ihrer Sache zu kommen. Ruhig und in höflichem Ton begann der Wasserwart: „Sollten wir nicht auch einen Vertrag machen? Nicht, daß es nachher Unstimmigkeiten gibt, wie bei den Schuhen.“
Sie lachte kurz und schrill. „Hat euch Direktor Meyer alles brühwarm erzählt? Dann kennt ihr ja meine Einstellung. Nein, wir brauchen keinen Vertrag, wir teilen durch drei. So einfach ist das. Übrigens seid ihr noch gar nicht vertragsfähig.“
„Aber unser Schweigen…“, erwiderte Eugen. „Ich meine, daß wir niemand etwas gesagt haben, ist doch auch eine Art Vertrag, oder?“
Wieder lachte sie. „Ihr könnt’s den Mädchen ruhig erzählen! Ich muß mich schließlich über das informieren, was sie tun, um festzustellen, ob die Ablenkung zu groß ist.“
„Jetzt ist die Luft raus!“ dachte Pummel laut.
Was sagst du da?“ fuhr sie ihn an.
„Er meint das Segel!“ Eugen deutete in das schlaffe Tuch, denn zufällig wehte grade kein Wind. Bei Fußgängertempo füllten die beiden Ritter die Spalten aus; diesmal ging ihre Mittipperin selbst an Land, um einzuzahlen. Am Steg herrschte gebremste Fröhlichkeit.
„Sauber hat sie sich das ausgedacht!“ feixte Eugen. „Aber mit unseren sieben Unentschieden wird sie keinen Blumentopf gewinnen.“
Pummel ahmte ihr kurzes, schrilles Lachen nach. „Nur eins versteh ich nicht: warum sie die Auszahlung blockiert. Es genügt doch, wenn sie Martinas Anteil zurückhält, bis die Schuhe ersetzt sind, oder?“
Diese Ansicht teilte die gesamte Ritterschaft, nachdem Pummel und Eugen in der Teepause berichtet hatten.
Klaus veralberte wieder einmal alles. „Ist doch sonnenklar! Weil sie nicht gewonnen hat, macht sie ein pädagogisches Geduldspiel draus!“
„Überschätz die Tante nicht. Das liegt am Papierkrieg!“ widersprach Andi.
Der Klamottenklau bei Martina brachte keinerlei
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