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Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Die Glut des Zorns (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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nicht einfach hin, ohne dass man Sie extra dazu auffordert?«, sagte er.
    »Ich brauche Hilfe. Wenn ich Sie störe, gehe ich wieder.«
    »Sind Sie der Privatdetektiv, den mein Filmagent engagiert hat?«
    »Wie bitte?«
    »Können Sie sich ausweisen?«
    »Meinen Sie das ernst?«, fragte ich.
    Er dachte darüber nach und ließ den Blick über mein Gesicht schweifen.
    »Ich nehme an, der breite Südstaatenakzent stammt nicht aus dem Laurel Canyon«, sagte er. »Tobin Voss steht auf der richtigen Seite, aber er legt sich mit den falschen Leuten an.Abgehalfterte Speedfreaks machen Montana nicht kaputt.« Dann hob er die Stimme und schaute zu den Männern in den schicken Westernklamotten. »Bei kalifornischen Warmduschern, die mit ihren Kreditkarten den ganzen Staat aufkaufen, sieht die Sache anders aus.«
    »Kennen Sie einen gewissen Wyatt Dixon?«, fragte ich.
    »Nein. Wer ist das?«
    »Ein ehemaliger Sträfling aus Texas. Er scheint mit dem Anführer der hiesigen Miliz befreundet zu sein, diesem Carl Hinkel.«
    »Wenn es nach Hinkel ginge, würden wir alle zu Seife verarbeitet.«
    »Kennen Sie diese Umweltschutzbewegung, die sich Earth First nennt?«, sagte ich.
    »Die erste Abwehrkette gegen die Bumsköpfe – diese Bumsköpfe aus Los Angeles meine ich damit«, sagte er, hob wieder die Stimme und ließ den Blick auf den Touristen ruhen, »die in unberührten Gegenden nach Öl bohren und die staatlichen Naturparks kahl schlagen wollen.«
    »Aha.«
    »Sie sind nicht überzeugt?«
    »War schön, Sie kennen zu lernen, Mr. Girard. Ich hab ein paar von Ihren Büchern gelesen. Ich bewundere Ihre Art zu schreiben.«
    Er schaute mich an, schien mich auf einmal mit anderen Augen zu sehen.
    »Holly und ich haben heute Abend ein paar Leute eingeladen«, sagte er. »Eine Party anlässlich einer Buchveröffentlichung. Eine Sammlung von Essays hiesiger Autoren über den Blackfoot. Bringen Sie Tobin Voss mit oder wen Sie sonst noch mitnehmen wollen.«
    »Sehr freundlich von Ihnen. Sagen Sie mal, Mr. Girard, warumsollte ein Filmagent einen Privatdetektiv auf seinen Klienten ansetzen?«
    »Der Mann behauptet, ich hätte sein vor der Polo Lounge geparktes Kabrio in Brand gesteckt. Aber glauben Sie das ja nicht. Der arme Kerl ist von der Rolle. Er versucht gerade 900er-Nummern zu schalten, über die man für viel Geld mit Charlie Manson und den Menendez-Brüdern telefonieren kann.«
    »Und das ist Ihr Agent?«
    »Nicht mehr«, sagte er mit verschmitztem Blick.
    »Komm doch mit«, sagte Doc an diesem Abend zu seiner Tochter Maisey.
    »Holly Girard sieht aus wie geschmolzenes Wachs, das jemand in den Kühlschrank gestellt hat«, sagte Maisey.
    »Ich möchte nicht, dass du allein hier bleibst«, sagte er.
    »Steve holt mich ab. Wir gehen ins Kino. Bleib doch daheim, wenn du mir nicht traust.«
    »Wann bist du wieder zu Hause?«, sagte Doc.
    »Vielleicht solltest du mir ein elektronisches Überwachungsgerät anlegen. So eins, wie es Kriminelle tragen müssen, wenn sie zu Hausarrest verurteilt worden sind.«
    »Was soll das theatralische Getue?«, sagte Doc.
    »Wie wär’s, wenn du dir mal an die eigene Nase fasst, Dad? Du bist doch der Egoist. Du verzichtest auf nichts, aber ich soll auf alles verzichten.«
    Maiseys Gesicht glänzte wie ein kandierter Apfel. Schweißtropfen standen auf ihrer Oberlippe, wie bei einem kleinen Mädchen.
    Lass locker, Doc, dachte ich.
    Er schaute aus dem Wohnzimmerfenster auf das Zwielicht in den Bergen, auf die schwarzen Strudel an der Biegung desFlusses, wo er tiefer in die Wälder strömte, die bereits in Dunkelheit getaucht waren.
    »Wir sind bis elf wieder zurück. Schaffst du das ebenfalls?«, sagte er.
    »Weiß ich nicht. Die Kids in Missoula füllen Kondome mit. Wasser und bewerfen damit gegenseitig ihre Autos. Soll ich darauf verzichten, damit mein Vater seinen Frieden hat? Jesses, ich bin mir nicht sicher«, sagte sie. Sie trat vor den Spiegel und richtete sich die Haare, betrachtete das Abbild ihres Vaters und zog treuherzig die Augenbrauen hoch.
    Ich ging hinaus und wartete bei meinem Pick-up auf Doc. Durch das Wohnzimmerfenster sah ich ihn und Maisey erbittert miteinander streiten. Er gab sich gut gelaunt, als er herauskam, aber seine angespannte Miene konnte er nicht verbergen.
    »Es heißt, dass man es als Vater manchmal schwer hat, wenn die Tochter zwischen dreizehn und siebzehn ist. Mir kommt’s eher so vor, als würde ich täglich mit einem Seil die Treppe rauf- und runtergeschleift«, sagte

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