Die Goblins 02 - Die Rückkehr der Goblins
versiehst, wirst du
von einem Dämon aus der Tiefe
abgemurkst, während dein Schüler entkommt.
Sicher, letzten Endes rächt der Held seinen Mentor,
aber ich persönlich bin
immer noch lieber Rächer als Gerächter.«
Nisu Grauhintern, Gnomenillusionist aus Der Weg des Helden (Zaubererausg.)
Nichts hilft dir besser, die letzten Spuren einer Bewusstlosigkeit abzuschütteln, als mit anzusehen, wie jemand ein Schwert durch deinen Reisegefährten jagt.
Veka nahm die freie Hand nicht vom Fels, während sie durch den Tunnel hastete. Blinde Panik hatte sie bis hierher gebracht, kein anderer Gedanke sie angetrieben, als so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Jig Drachentöter zu bringen.
Sie hätte damit rechnen müssen .Jig hatte ihr wahres Potenzial dort hinten in der Grube gesehen; er fühlte sich bedroht. Ihm war die alte, bemitleidenswerte Veka lieber. Josca hatte vor der Missgunst gewarnt, die eine Heldin von denen zu erwarten hatte, die ihr am nächsten waren. Sie berührte die tröstlichen Umrisse des Buches durch das Äußere ihres Umhangs. Veka war ein Opfer des Neides, genau wie Li’ila aus Kapitel fünf: Der Abstieg.
Und als Li’ila ihren Angreifer zu Boden geworfen und mit den mystischen Energien der Erde gefesselt hatte, zog sie ihre mondgeweihte Opferklinge und begehrte von ihm zu wissen: » Warum belästigst du mich hier, wo ich das Reich des Abscheulichen betrete, auf dass sich mein Schicksal erfülle?«
Und der erschrockene Söldner erwiderte: »Hab Gnade, Li’ila! Ich komme im Auftrag deines Gatten, der dich einzig vor jenen Mächten zu bewahren wünscht, die dich zur schwarzen Hexerei verführt haben.«
»Und derart gedenkt er mich zu retten?«, versetzte die verwunderte Li’ila. »Indem er einen Söldner anheuert, der mich im Dunkeln anpöbeln und zu seiner Hütte zurückschleppen soll?«
Zu eingeschüchtert, um zu lügen, wich der Söldner ihrem Blick aus und bekannte: »Nicht direkt. Er heuerte mich an, dir das Herz herauszuschneiden und es zum Tempel von Plinkarr zu bringen, damit dort deine Seele geläutert werden möge.«
Wie Li’ilas Ehemann seine Frau fürchtete, so fürchtete Jig sie, Veka, und hoffte, sie zu beseitigen, bevor sie zu mächtig wurde. Das erklärte allerdings nicht, warum er auch Schlitz töten musste. Andererseits – Schlitz war ein Hobgoblin. Was für einen Grund brauchte man da schon?
Veka drehte sich um. Vielleicht sollte sie zurückgehen. Jig mochte versuchen, vor dem Kampf davonzurennen und sich zu verstecken, doch sie war Veka! Sie hatte die Macht, sowohl Goblins als auch Oger zu besiegen. Sie musste grinsen, als sie erneut an das großartige Gefühl des Ritts auf der Riesenfledermaus durch die Grube dachte, den Umhang gebauscht, die Haare flatternd im Wind. Alles, was ihr fehlte, war ihr Stab.
Sie blickte finster drein und versuchte sich daran zu erinnern, wo sie ihn verloren hatte. Sie hatte Schlitz von dem Zauber lösen wollen. Aus irgendeinem Grund war es ihr nicht gelungen, den Spruch rückgängig zu machen, und dann …
»Er hat mich getreten!« Die Erinnerung an diese Demütigung schmerzte wie Schmodder in einer frischen Wunde. Sie rieb sich über die Kopfhaut und fühlte das Blut, das in ihren Haaren zu Klümpchen geronnen war. Von all den undankbaren, feigen und hobgoblinischen Taten war das der Gipfel gewesen! Sein unschöner Tod weckte jetzt nicht mehr ganz so viel Mitgefühl in ihr.
Sie hätte sich weniger aufgeregt, wenn es Schlitz gewesen wäre, der vorgehabt hatte, sie zu töten. Es überraschte sie ohnehin ein bisschen, dass er es noch nicht versucht hatte. Aber Jig und Grell darüber diskutieren zu hören, wer von beiden sie erstechen sollte
… »Sie wollten mich umbringen!« Die Worte hörten sich fern und unwirklich an. Ihr Hals tat weh, so als hätte sie versucht, einen Stein runterzuschlucken, einen mit vielen Kanten.
»Und ich bin zu Jig gegangen und hab ihn um Hilfe gebeten!« Wie viele Male hatte sie sich den Tag ausgemalt, an dem er ihr Potenzial erkennen und sie in die Geheimnisse seiner Magie einweihen würde, sie Dinge lehren würde, die er nie mit irgendeinem anderen Goblin geteilt hatte.
Jetzt hatte er ihr Potenzial tatsächlich erkannt, und es hatte ihm Angst und Schrecken eingejagt. Jig war kein Held. Er war auch kein Mentor. Was für ein Mentor plante die Ermordung seines eigenen Lehrlings? Selbst wenn sie nie offiziell sein Lehrling gewesen war.
Doch Jig hatte versagt. Er hatte einen Fehler
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