Samuel Carver 04 - Collateral
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Carver saß rittlings auf den breiten Hüften der Frau und betrachtete mit seinen kühlen grünen Augen ihren nackten Oberkörper. Ihr Bauch war bestimmt nicht dick, aber fraulich gewölbt, die Brüste rund und schwer. Ihre Gesichtszüge waren alles andere als fein: die Nase ein bisschen zu groß, die Kinnpartie zu kräftig. Dafür hatte sie blutrote Lippen, weiße Zähne, und ihre Augen sprühten vor Leben.
Er beugte sich nach vorn, streckte den rechten Arm aus und strich versuchsweise ganz sacht, mit minimalem Hautkontakt, über ihre linke Brustwarze. Die Frau erschauderte leise stöhnend, während sich die Brustwarze unter seinem Handteller aufrichtete. Sie warf die Arme über sich auf das Kopfkissen, die Handgelenke über Kreuz, als wäre sie mit unsichtbaren Fesseln an das Bett gebunden. Bei Carvers erster Berührung hatte sie die Fäuste geschlossen. Er lächelte und verabreichte der anderen Brust dieselbe Behandlung.
Dann legte er die Hände an ihre Brüste, ein bisschen fester nun. Mit angespanntem Rücken und Bauch, damit die Hände sein Gewicht nicht stützen mussten, beugte er sich herab und spielte mit Lippen und Zunge, wo gerade seine Hände gewesen waren. Er fühlte den Impuls ihrer Hüften und nahm sie fester zwischen die Oberschenkel, um die Bewegung zu unterbinden und ihr Verlangen zu steigern. Sie stöhnte, als er eine Brustwarze zwischen die Zähne nahm und damit spielte, gerade so dosiert zubiss, dass es nur sehr wenig wehtat.
Nun strich er mit beiden Händen an ihren Seiten entlang, bis zur Einbuchtung der Taille. Er überzog die Unterseite ihrer Brüste mit schwerelosen Küssen, die er über die flaumige Pfirsichhaut um den Bauchnabel herum fortsetzte. Kurz untersuchte er ihn mit der Zunge, kitzelte sie, dann stützte er die Arme auf die Matratze und schob die Beine zwischen ihre. Langsam und unausweichlich zwang er sie auseinander. Sie sträubte sich spielerisch. Sie war stark, doch er war stärker. Diesen Kampf würde er immer gewinnen, das wussten sie beide.
Ein paarmal strich er mit den Lippen über den schmalen Streifen Schamhaare, worauf sie ihm das Becken entgegenreckte, um seinem Mund näher zu kommen. Ein neuerliches Stöhnen, ein bisschen lauter diesmal in Erwartung seiner Zunge. Sie schob die Hände hinab zu seinem Kopf, griff in seine Haare und versuchte ihn hinzulenken, doch Carver hatte keine Eile. Anstatt wie erwartet weiterzumachen, quälte er sie ein bisschen, indem er die Innenseiten ihrer Oberschenkel küsste bis hinauf zur Leiste, sodass er ihren Geruch einatmete, ihre Hitze wahrnahm.
Er bewegte die Hüften und spürte, dass er hart war. Er frustrierte sich selbst ebenso wie sie, doch das war Teil des Vergnügens. Mal sehen, wer es länger aushielt. Ihre Fingernägel bohrten sich in seine Kopfhaut, kratzten und drängten ihn. Der Moment kam näher. Er setzte die Lippen an, schmeckte sie zum ersten Mal, und dann ...
Dann kam ihm ungebeten und unerwartet ein Gedanke in den Sinn: Er hatte keine Ahnung, wie diese Frau eigentlich hieß.
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schwall eisiges Wasser und machte den Augenblick zunichte. Hatte er wirklich diese Situation herbeigeführt? Betrunken in einem überfüllten Club eine aufreißen, um die zynischen Etappen eines anonymen Ficks zu durchlaufen – war das seine Vorstellung von einer schönen Tour durch die Nacht? Bislang hatte er mehr von sich gehalten.
Vor lauter Widerwillen und Selbstverachtung schrumpfte er zusammen und zog sich von der Frau zurück.
Zuerst dachte sie wohl, das sei eine seiner Neckereien, denn sie blieb abwartend liegen. Dann stützte sie sich auf den Ellbogen.
»Was ist los, Süßer?«
Sie hatte einen italienischen Akzent. An ihren Namen konnte er sich trotzdem nicht erinnern.
Sie lachte verführerisch. »Komm wieder her. Was du mit mir machst, fühlt sich toll an. Sei nicht gemein, Junge, hör jetzt nicht auf.«
Carver beachtete sie nicht. Er saß auf der Bettkante und rieb sich die Augen. Seit ihm die Lust vergangen war, war er bloß noch ein übermüdeter Mann morgens um halb fünf auf der Kippe zwischen Trunkenheit und Kater.
Er stand auf, schwankte kurz und tappte dann zur Küche.
»He! Wo willst du hin? Lässt du mich einfach so liegen?«, rief sie ihm hinterher und murmelte etwas auf Italienisch. Wie ein Kompliment klang es nicht.
Im Flur hielt er inne, drehte den Kopf zur Schlafzimmertür. »Möchtest du eine Tasse Kaffee?«
Sie zeigte ihm den Stinkefinger.
Carver ging achselzuckend
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