Die Goblins 02 - Die Rückkehr der Goblins
stürzt oder so lange mit dem Kopf gegen die Wand rennst, bis dein Schädel zerplatzt. Gegen mich kannst du ankämpfen, aber ihnen wirst du keinen Widerstand leisten können. Stellst du dir wirklich so dein Ende vor?«
»Ich kann …«
»Nein, kannst du nicht«, widersprach Snixle und schnitt ihr das Wort ab. Er hörte sich absolut gewiss an. »Noch nicht jedenfalls. Du kannst dein Volk nicht retten, wenn du tot bist. Glaubst du wirklich, die Kobolde würden jemand anders als ihre stärksten Krieger schicken, um in eurer Welt zu jagen?«
Widerstrebend gestattete Veka Snixle, die Kontrolle über ihre Beine zu übernehmen, und hastete eine kurze Strecke zurück. Der Geruch nach feuchtem Seetang kennzeichnete die Stelle. Sie legte sich flach auf den Boden und tastete die Umrisse der Öffnung ab – eine unregelmäßige Ritze, wo die Tunnelwand in den Boden überging. Sie war ihr vorhin nicht einmal aufgefallen. Snixle war wohl schon eine ganze Weile auf ihre Sinne eingestellt gewesen.
Es sah so aus, als könnte sie sich hineinzwängen, aber es würde eng werden. Der Boden jenseits der Öffnung fiel jäh nach unten ab, von weiter oben hörte sie Wasser herabtropfen: Die Spalte erstreckte sich also in beide Richtungen.
»Goblins haben eine Regel, wenn es ums Überleben in unbekannten Tunneln geht«, murmelte sie. Sie zog ihren Umhang fest um ihren Körper und ließ ihre Füße in das Loch gleiten. »Eine Regel, um herauszufinden, welche gefährlich sind und welche nicht.«
»Wie lautet diese Regel?«
»Sie sind alle gefährlich.« Sie rutschte tiefer hinein und verzog das Gesicht, als ihre Hüften und ihr Bauch am Fels entlangscharrten. Mittlerweile waren die herannahenden Kobolde schon so hell, dass sie die einzelnen Farben unterscheiden konnte. Die linke Seite des Tunnels war eher rosa, wohingegen die rechte mehr blau war. Falls sie sie hier entdeckten, bis zur Hälfte eingekeilt in einem Loch, bräuchten sie nicht einmal anzugreifen: Sie würde schon vor Demütigung sterben.
Die Sohlen ihrer Stiefel berührten die andere Seite der Spalte. Sie zwängte ihre Finger zwischen Bauch und Fels und zog. Ihre Füße suchten nach Halt, irgendetwas, das ihr helfen würde, sich durchzuzwängen. Das hier war schlimmer als damals, als eine Gruppe älterer Goblins versucht hatte, eine Latrine mit ihr zuzustöpseln.
Nein, wenn sie es sich recht überlegte, ganz so schlimm war es doch nicht.
Ihre Hand rutschte ab, was sie die Haut an den Knöcheln kostete. Mit zusammengebissenen Zähnen griff sie nach unten und versuchte es noch einmal, strengte sich bis zum Äußersten an und zerrte.
Der Rand der Spalte setzte ihrem Bauch übel zu, doch dann war sie drin. Sie hielt sich oben fest, während sie mit den Füßen weiter nach Halt auf dem glatten Stein suchte. Die Spalte fiel schräg ab und führte unter dem Tunnel hindurch. Wasser rieselte über den Boden und hatte bereits begonnen, ihren Umhang zu durchtränken.
»Sie sind fast hier!«, flüsterte Snixle. Ohne Vorwarnung lockerte sich der Griff ihrer Hände; nur Snixles Kontrolle über ihren Mund hielt sie davon ab, laut loszuschreien, als sie in die Dunkelheit rutschte.
Ihre Rutschpartie fand ein schnelles Ende, als ihre Beine sich im Fels verkeilten. So eng, wie es hier war, war es nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, tatsächlich zu fallen. Das Loch führte an dieser Stelle steiler nach unten. Sie lag auf dem Bauch und starrte nach oben auf den Lichtspalt, während eins ihrer Beine in den Abgrund baumelte. Mit dem anderen stemmte sie sich gegen den Felsen, um nicht weiter abzurutschen.
Als die Kobolde vorbeikamen, erhellten ihre Lichter kurz den Spalt. Wasser und brauner Pflanzen-schleim bedeckten den Stein. Ein rascher Blick zeigte, dass derselbe Schleim jetzt auch ihren Umhang und ihre Stiefel verzierte. Sie wartete, bis die Lichter verschwunden waren, dann schob sie sich nach oben.
»Was machst du da?«, flüsterte Snixle.
»Die Kobolde sind weg. Ich steige jetzt hier raus!«
»Da werden andere sein – Kobolde und Schlimmere. Jetzt, wo die Königin erwacht ist, werden sie sogar noch wachsamer sein. Ihre einzige Sorge gilt der Beseitigung jeder möglichen Bedrohung für die Sicherheit der Königin.«
»Königin?«
»Sie ist schon früher herübergekommen, schlafend, in einer Hülle aus Magie, um sie vor der Erschütterung zu bewahren. Dieser Ort ist so warm und trocken; selbst mit all den Veränderungen unten wird der Übergang ein ziemlicher Schock sein. Trotzdem
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