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Die Godin

Die Godin

Titel: Die Godin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Hueltner
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ihn erpressen will, und ich habs billig gemacht, habs extra ungeschickt gemacht, damit er meint, damit hat er ein leichtes Spiel. Aber dann ist es dem Marti Tag um Tag schlechter gegangen. Nur noch gefiebert hat er. Da hab ich wieder mit dem geredet, der mir schon einmal geholfen hat, die Mia zu finden. Er hat mir zugesagt, daß er da ist, wenn der Urban kommt. Und zuvor hat er dafür sorgen wollen, daß es dem Urban warm wird und er spannt, daß alles kein Gspaß mehr ist.«
    »Was hat er getan?«
    »Er hat ihm seine Villa angezündet. Das hat geholfen. Aber - dann hat er es sich scheints doch noch überlegt. Er ist nicht gekommen. So ist schließlich alles auf mir und dem Marti gehangen, wie er letzte Nacht endlich gekommen ist, der Urban.«
     
     
    Der schwere Wagen rollte die vom Astwerk hoher Buchen überwölbte Schotterstraße in das Mühltal hinab. Knirschend spratzten Steine unter den Reifen hervor und schlugen an das Wagenblech. Das hohe Gras zwischen den Fahrrinnen schliff den Wagenboden.
    Das hölzerne Geländer der Brücke, die über den Höllbach führte, tauchte auf. Der Wagen hielt an. Aus der Tiefe drang das gurgelnde Rauschen des Baches und übertönte das gleichmäßige Tuckern des Motors. Wenig später öffneten sich die Türen. Drei Männer verließen den Wagen, drückten die Türen sachte zu, warteten einen Augenblick, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, und liefen, jeder in eine andere Richtung, in gebückter Haltung in den Wald. Zwei von ihnen blieben stehen und sahen vorsichtig um sich, nachdem der Wagen seine Fahrt fortgesetzt hatte.
    Nach kurzer Zeit hatte er den Talgrund erreicht und bog in den Platz der Mühle ein. Der Motor erstarb.
    Nachdem er die Scheinwerfer ausgeschaltet hatte, stieg Fritz Urban aus und blieb neben der geöffneten Fahrertür stehen. Er sah um sich. Die Mühle schien menschenleer zu sein. Ihre Mauern fingen das Licht des diesig verhangenen Mondes. Das Schindelwerk glänzte silbrig unter dem sternenlosen Himmel. Die Luft roch nach nasser Erde und Moder. Dort, wo der Bach die Talenge bereits wieder verlassen hatte, knarzten Frösche.
    »Ich bin da!« rief Urban mit lauter Stimme. Ein tauber Widerhall flog zurück. Nichts bewegte sich. Urban wurde unruhig. Sein Zorn wuchs. Welches Spiel wurde hier gespielt?
    »Ich bin da!« wiederholte er. »Allein! Wie ausgemacht!! Ich hab das Geld dabei!«
    Der Wind hatte sich gedreht. Das Rauschen des Baches schwoll an. Ein Siebenschläfer keckerte durchdringend. Als hätte Urban sie aufgeschreckt, schwirrte der schwarze Schatten einer Fledermaus über dem Hof in die Scheune. Urban zuckte zusammen. Als er sich wieder aufrichtete, bemerkte er plötzlich, daß er mit den Knien schlotterte. Sein Puls hämmerte; seine Schädeldecke schien sich zu heben. Das Rauschen in seinen Ohren nahm zu. Er hatte Angst.
    Fiebrig suchten seine Blicke den Waldrand ab. Wo blieben die Männer? Schoos sollte den Eingang zur Lichtung bewachen, um eine mögliche Flucht der unbekannten Erpresser zu verhindern. Mit Bierkugel hatte er vereinbart, daß er versuchen sollte, durch den Garten seitlich in die Mühle einzusteigen und die dort vermuteten Erpresser rücklings anzugreifen. Kandl hatte den Auftrag, den Mühlbach zu durchqueren, um von der leicht erhöhten gegenüberliegenden Böschung den Hof im Schußfeld zu haben.
    Sie mußten längst angekommen sein! Wo waren sie?
    Urbans Schädel dröhnte. Ein marternder Ton sang in seinen Ohren. Er preßte seine Hände an die Schläfe. Dort, wo der schwarze Wald in die mondbeschienene Fläche des Gartens überging, entdeckte er plötzlich eine Bewegung. Das mußte Bierkugel sein!
    Eine winzige, rote Glut fraß sich durch die Dunkelheit. Sie dehnte sich zur Flamme und blieb noch in Urbans Netzhaut eingebrannt, als sie schon längst erloschen war.
    In unendlicher Langsamkeit lief Bierkugel einige weitere Schritte, blieb plötzlich stehen und begann tapsig zu tanzen. Der Tanz ging in ein Torkeln über. Er verfing sich im Fall in den Bohnenranken, stürzte vornüber in die weiche Erde des Gartens und bewegte sich nicht mehr.
    Schockartig war Urban aus seiner Betäubung erwacht. Er warf sich zu Boden, robbte panisch hinter das Auto in Deckung, fingerte nach seiner Pistole und gab einige Schüsse in die Richtung ab, in der er den Schützen vermutete. Dann lauschte er angespannt. Der Bach rauschte in ruhiger Gleichmäßigkeit. Erbost suchte ein Nachtvogel das Weite. Der Mond war höher gestiegen. Urban

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