Die göttliche Komödie (German Edition)
sage ›minder‹ neben dem gesichte
So gross von dem ich mit gewalt mich wandte –
Sah ich nach rechts in einer andern richte
Das ruhmesvolle heer im bogen kommen
Im blick die sonne und die sieben lichte.
Wie schildbewehrte schar zu ihrem frommen
Umschwenkt und einen kreis zieht um ihr zeichen
Bevor sie andre Stellung eingenommen:
So war die heerschar aus den ewigen reichen
Die vorging ganz an uns vorbeigeschritten
Bevor des wagens deichsel war im weichen.
Die frauen drehten sich an fuhrwerks mitten ●
Der Greif kam mit der heiligen last gezogen
Und so dass keine seiner federn glitten.
Die schöne frau die mich enttaucht den wogen
Und ich und Statius bei dem rade gingen
Das seinen kreis beschrieb mit mindrem bogen.
Indem wir durch den wald der leer war dringen
(Sie der die schlange log ist anzuklagen)
Schlafft unsren schritt ein engelhaftes klingen.
So weit etwa war er dahingetragen
Als dreimal es ein bogenschuss gestatte:
Da hielt er ● und die Selige stieg vom wagen.
Nachdem die schar ›Adam‹ gemurmelt hatte
Umgab sie einen baum von jeder seite
Der ganz entkleidet war von blüt und blatte.
Sein haar das um so mehr sich dehnt ins breite
Je weiter oben – würde von den Indern
In ihrem wald bestaunt ob seiner weite.
›Glückselig ● Greif! den schnabel zu verhindern
Dies holz zu splittern ● das im schmacke zarte ●
Das nachher grimmt im leibe seinen schindern!‹
So riefen um den starken baum gescharte
Einhellig – und das tier das zwiegestalte:
›Jedes gerechten same so sich wahrte!‹
Er fasste die vorher gezogne halte ●
Trieb sie zum fuss des Stammes ohne frische
Indem er was von IHM war an IHN schnallte.
So wie bei unsren pflanzen wenn vermische
Das grosse licht mit jenem seine schosse
Das glutet hinterm himmelsbild der Fische:
Die säfte steigen und dann jede sprosse
In ihrer farbe ● eh der sonnenwagen
Führt unter andrem sterne seine rosse ●
Minder als rosenfarbe ausgeschlagen
Als veilchen mehr – stand das gewächs im flore
Das so verwaiste zweige erst getragen.
Verstanden hab ich nicht ● nie dringt zum ohre
Bei uns ein loblied wie es jene sangen..
Nicht lauschen konnt ich bis zu end dem chore.
Dürft ich beschreiben wie der schlaf umfangen
Des Argus augen bei der Syrinx sage
Dem es für zuviel wachsein schlimm ergangen:
Würd ich ● ein maler der sein vorbild frage ●
Darstellen wie ich damals eingeschlummert..
Doch schlaf zu schildern – ob es einer wage?..
FEGEFEUER ● XXXII. GESANG ● 1–69.
BAD IM EUNOË
O du des menschenvolkes licht und ehre
Was ist dies wasser das aus einer mitte
Dort strömt eh es sich von sich selber kehre?
Auf diese bitte sagte man mir: Bitte
Mathilda dirs zu sagen. Es versezte
Darauf als ob sie eine schuld bestritte
Die schöne frau: Viel andres ● auch dies lezte
Ward ihm von mir berichtet und ich glaube
Dass Lethes flut es noch nicht aus ihm nezte.
Da sprach die Selige: Was uns öfter raube
Erinnerung: vielleicht dass stärkre strebe
Der geistes-augen klarheit nicht erlaube!
Dort sieh wo Eunoë entspringt ● dort hebe
Dich hin mit ihm ● du ja geübt im gleichen ●
Und seine abgestorbne kraft belebe!
Wie edle seelen scheuen auszuweichen
Und andrer wunsch zu ihrem wunsch erkiesen
Sobald er sich eröffnet durch ein zeichen:
So ging nachdem sie mich zu sich gewiesen
Die schöne frau und hiess auch mein geleite
Nach edelfrauen-art: Tritt neben diesen!
Wär mir gestattet ● Leser ● grössre breite
Des schreibens so besänge ich noch lange
Den süssen trank der mehr nur durst bereite.
Da aber nun zu diesem Zweiten Sange
Gefüllt sind alle vorgesezten bogen
Hemmt mich der zaum der kunst in meinem gange.
Ich kehrte um von den hochheiligen wogen
So umgeschaffen wie aus neuem kerne
Die neue pflanze neu von grün bezogen
Rein und geneigt zum aufstieg auf die sterne.
FEGEFEUER ● XXXIII. GESANG ● 115-145.
ANRUF APOLLOS ● AUFSTIEG IN DIE FEUERREGION
Die glorie des bewegers aller dinge
Dringt durch das weltall und sie ist entglommen
Mehr in dem einen als im andern ringe.
Im himmel war ich der zumeist entnommen
Von Seinem licht und sah dort was verbreiten
Nicht darf noch kann wer von dorther gekommen.
Denn wenn wir höchstem ziele näher schreiten
Liegt unsre einsicht in so festem bande
Dass das gedächtnis nicht kann rückwärts gleiten.
Fürwahr soviel vom glanz der heiligen lande
Noch in den schreinen meines
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