Die göttliche Komödie (German Edition)
heiligtume!
Sieh unsre stadt wie sie sich wölbend baue!
HIMMEL ● XXX. GESANG ● 19-130.
DIE HIMMELSROSE ● ABSCHIED DER SELIGEN
In einer lichten rose form erschaute
Ich also die geweihten himmelsheere
Mit seinem blut des Heilands angetraute.
Doch andre fliegend sangen von der ehre
Dess der durch seine gluten sie entzündet
Und von der gute die so viel beschere.
Wie bei den bienen: dieser schwarm ergründet
Der bluten kelche und ein andrer eilet
Zum ort der sie zum süssen werk verbündet:
So zu der grossen blume die sich teilet
In solche blätter sanken sie und flohen
Zurück wo ihre stete liebe weilet.
Ihr aller antlitz war ein helles lohen ●
Ihr flügel gold und eine solche weisse
Um sie wie nie beim schnee dem noch so hohen.
Zur blume nieder reichten sie die heisse
Verehrung und die himmelsruh und hoben
In jeden kreis sie mit der schwingen fleisse.
Und schien auch von der blume bis nach oben
Die zahl der fliegenden zu überschwemmen:
Nie ward das bild und seine pracht verschoben.
Denn Gottes strahlen lassen sich nicht hemmen
Durchs weltall ● wo es würdig ist ● zu reichen
Und ihnen kann sich nichts entgegenstemmen.
In diesen sichern jubelnden bereichen
Voll völkern früher oder später stelle
Ist herz und auge nur in Einem zeichen.
O Dreifach Licht! das du in Einer helle
Erstrahlst vor diesen ● so sie zu begnaden ●
O schau herab auf unsre wilde welle!
Wenn die Barbaren kamen von gestaden
Die täglich unterm stern der Nymfe schauern
Die mit dem sohne kreist auf gleichen pfaden ●
Und Rom erblickten mit den stolzen mauern
Und vor dem Lateran in staunen stunden
Der trotz beut allen menschlichen erbauern:
Ich der von zeit zu ewigem mich gefunden
Zu gottgearteten von menschendingen
Und von Florenz zu Richtigen und Gesunden:
Wie musst ich in Verwunderung hier schwingen!
Ich wollte zwischen dieser und dem glücke
Nichts hörend und verstummt die zeit verbringen.
Und einem pilgrim gleich den es entzücke
In des gelübdes tempel um sich sehend
Wie er erzählen wird ● kehrt er zurücke ●
So im lebendigen lichte mich ergehend
Entsandt ich meinen blick zu allen sprossen
Bald auf bald ab bald nach den seiten drehend.
Ich sah gesichter lieb- und glanzumgossen
Vom Licht und eigner lust ● in jeder weise
Von zierde und von würdigkeit umflossen.
Die allgemeine form vom paradeise
Hatt ich mit meinen blicken schon umründet
Jedoch gehaftet noch auf keinem kreise.
Ich wandte mich mit wünschen neu-entzündet
Um das bei meiner Herrin zu erkunden
Was ich in meinem geist noch nicht ergründet.
Eins sucht ich und hab anderes gefunden:
Anstatt vor Ihr stand ich vor einem greise
Gehüllt ins kleid der ruhmesvollen runden.
Es breitete sich aus in frommer weise
Gütige freude auf gesicht und wange
Wie man's bei zartbesorgtem vater preise.
Und sie? wo ist sie? sprach ich wie im zwange..
Drauf er: Dir deiner wünsche ziel zu zeigen
Rief mich die Selige her aus meinem range.
Und wenn du aufwärts blickst zum dritten reigen
Des höchsten grads wirst du sie wieder schauen
Im thron der ihr durch ihr verdienst ist eigen...
Ohn antwort richtet ich auf sie die brauen
Und sah sie um sich bilden eine krone
Die spiegelte den glanz der ewigen auen.
Unmöglich dass zu höchster donnerzone
Ein äuge sich mit solchem abstand richte
Auch wenn es in den tiefsten meeren wohne:
Als bis zur Seligen mein angesichte.
Doch es verschlug hier nichts ● da ihre züge
Zu mir herdrangen ohne zwischenschichte.
›O Frau an die ich meine hoffnung füge ●
Die für mein wohl gewirkt in solchem grade
Dass du zur hölle lenktest deine flüge:
Bei dem was ich gesehn durch alle pfade ●
Von deiner macht und deiner gütigen waltung
Erkenne ich die fülle und die gnade.
Du zogst aus knechtschaft mich in freie haltung
Durch alle bahnen ● alle nach der reihe ●
Wie du gekonnt durch deine macht-entfaltung.
Dein spende-mut auch fürder mir gedeihe
Dass meine seele heil durch deine helle
Dir angenehm vom körper sich befreie.‹
So betet ich. Und sie ● von ferner stelle ●
Wie es erschien ● sich lächelnd zu mir wandte
Und kehrte dann zurück zur Ewigen Quelle.
Der heilige greis sprach: Damit ans erkannte
Ziel du gelangest bis zur höchsten spitze
Wozu gebet und heilige liebe sandte:
Flieg mit dem blick durch diese freudensitze!
Denn sie erblicken hebt dein aug mit neuer
Gewalt empor zum göttlichen
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