Die Goldmacherin Historischer Roman
Brust, die noch warm war, aber … Sein Herz schlug nicht mehr.
Romuald war tot.
Nichts bewegte sich mehr, weder die Vögel im Flug droben im grauen Himmel noch die Gondel, die Wellen, ihr Herz … alles hielt inne und war still.
Aurelia wandte sich um. Der Steuermann stand wie eingefroren auf dem hohen Ende der Gondel. An seinem Gürtel glänzte ein krummer Dolch, mit dem die Fischer das Seegras schnitten. Niemand darf uns mehr trennen. Ihr Arm schnellte vor, mit der Hand griff sie den Dolch und zog ihn aus dem Gürtel. Mit der anderen Hand packte sie zu, sie holte Schwung bis über ihren Kopf. Ich folge dir.
»Madonna!« Der Steuermann stürzte sich nach vorn und riss im Fall ihren Arm mit dem Dolch zur Seite.
Die Klinge rammte sich so hart in die Planke, dass sie aufriss und das zarte, helle Holz unter dem verwitterten zum Vorschein kam. Aurelia blickte auf die Splitter, die sich über ihren Bauch verstreut hatten. Sie sah Romualds seliges Lächeln, der zurückgesunken auf der Sitzbank ruhte, als schliefe er nur.
Nenne sie Aurora.
»Verzeih mir«, flüsterte Aurelia. Sie schmiegte sich wieder an Romualds Leib. »Ich werde leben für unser Kind. Was auch immer kommen wird.«
Sie durfte das nie wieder versuchen. Es war Sünde.
Der Steuermann blickte sie kurz an, dann ergriff er wieder das Ruder, und ihre Gondel schwankte über die Wellen auf die Stadt zu. Höher und höher stiegen die Kais, Brücken und Mauern über dem dunklen Wasser der Lagune auf.
Im verheißungsvollen Licht der Morgenröte sah die Goldmacherin die schimmernden Paläste Venedigs. Das Schicksal hatte sie hergeführt. Hier sollte Aurelia ihr neues Leben beginnen.
ENDE
Originalausgabe 08/2010
Copyright © 2010 by Sybille Conrad
Copyright © 2010 by Wilhelm Heyne Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Redaktion: Lisa Kuppler
eISBN : 978-3-641-03936-3
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