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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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der dumpf, aber auch furchtlos machte. Noch größer waren seine Augen geworden, als Romuald ihm die Vision gestanden hatte. Doch Oswin hatte ihn nicht ausgelacht, wie er befürchtet hatte. Er hatte nicht erzählt, das mache der Hexensalbei mit jedem, der sich ihm hingebe. Nein, Oswin hatte ihn nur lange angesehen und ihm dann ein Kreuz mit dem Daumen auf die Stirn gezeichnet. Bete dereinst für mich, du bist erwählt, hatte er geflüstert.
    Die Landsknechte bogen mit dem Katapultwagen vor dem letzten Erdwall nach links. Beinahe konnte Romuald die Gesichter der Verteidiger in den Wehrgängen erkennen.
    Wie immer vor einer Schlacht herrschte gespannte Stille, selbst die Feldherrn beugten sich tief von den Pferden herab zu den Fußleuten und raunten ihnen die Befehle nur zu.

    Romuald schaute in den blauen Sommerhimmel, wo weiße Wolken trieben. Oben auf der endlosen Stadtmauer mit den vielen Türmen hockten die Wiener. Unten vor dem Graben an den Erdwällen sammelten sich die Truppen des Kaisers. So weit sein Auge reichte, blitzten überall Rüstungen und Panzer in der Sonne auf. Mehr als tausend Männer standen bereit.
    Drunten schaffte eine Hundertschaft Reisigbündel zur Furt im Alserbach. Dort sollten sie den Wasserlauf überqueren und die schlecht geflickte Mauer dahinter bestürmen.
    Wie sollte eine Frau nur hier zwischen all diese Kriegsleute geraten? Nichts als ein Wunder konnte es bewirken, dass ihm seine Aurelia heil zwischen Katapult und Wassergraben erscheinen könnte.
    Seit zwei Wochen schon hatte er morgens nicht mehr auf den Mohnsud verzichten können, hatte er den Schüttelfrost gefürchtet, der sonst recht bald einsetzte. Nun erschien ihm das fiebrige Rieseln, das seinen Rücken ab und an überlief, wie die letzte Prüfung des Heiligen Johannes. Für Aurelia würde er das alles gern erdulden.
    »Über den Bach, über die Bündel«, zischelte die Losung von Mann zu Mann. Romuald fiel in den Tritt seiner Fünfzigschaft, trat mit den Stiefeln in den Schlamm beim Bach und ins Wasser, rutschte und strauchelte, fiel jedoch nicht.
    Drüben am anderen Ufer sammelten sie sich im Kreis um das Katapult.
    »Schilde hoch!«, brüllte der Graf Selberg hinter ihnen.
    Romuald roch die brennenden Ballen der Wiener schon, bevor sie über ihre Köpfe hinwegsausten. Er riss seinen Arm hoch, rückte an die Nachbarn heran, mit den Schilden formten sie ein Dach. Der Kampf hatte wie immer aus einer gespannten Stille heraus begonnen.
    Ein schweres Gewicht drückte plötzlich auf seinen Schild.

    »Links in die Knie, rechts strecken!«, presste Romuald durch die Zähne hervor.
    Sie kannten alle das Spiel: Der brennende Ballen rutschte vom Schilderdach nach links, der Letzte gab ihm einen Stoß, und sie rückten geschlossen ein paar Schritte von den Flammen ab.
    »Zum Katapult!«, hörten sie den Grafen schreien.
    Die Schützen rannten um ihr Schildedach herum.
    »Rechts strecken«, rief wieder einer beim nächsten Angriff. Romuald machte sich lang.
    Der Rauch der brennenden Ballen um sie herum biss in den Augen und in der Lunge. Sie keuchten.
    »Kappt das Seil!«, rief der Graf.
    Das Geräusch der durch die Luft schnellenden Katapultbalken war laut und klar, doch gleichzeitig wie aus einer anderen Welt. Fast wie ein dunkler Leierton surrte es und ging über in ein wummerndes Krachen.
    »Ein Loch in der Mauer!«, brüllten die Männer begeistert.
    »Zurück, zurück, die Armbruster rücken an«, zischte einer weiter hinten.
    Romuald lief rückwärts, einer neben ihm stolperte und wurde mitgerissen, fing sich und rappelte sich wieder hoch. So ging das immer. Er schwitzte und gleichzeitig fror er.
    »Schilde runter«, ertönte der Befehl.
    In Rufweite hinter ihnen ritt der Graf Selberg, zwei Feldscherer liefen vor ihm vorbei, ein alter, wohl der Prantl, kniete sich nieder. Verletzte gab es von erster Stunde an in jeder Schlacht. Der zweite Feldarzt, ein kleiner und dünner, suchte weiter mit erhobenem Kopf das Schlachtfeld ab.
    »Treibt die Ballen zusammen.«
    Zu je fünf hielten sie die Schilde vor die Knie hinter den Armbrustern, die gerade Salven auf die Wehrgänge hinaufschossen. So lange der Beschuss dauerte, konnten die Wiener
von oben nichts herabwerfen. Der Brandherde durften es nicht zu viele werden, es waren auch schon Männer auf dem Feld einfach erstickt.
    Überall liefen Landsknechte durch den Rauch, die Feldherrn, Grafen und Herzöge ritten umher, riefen Befehle. Wasserträger löschten die ersten Flammen. Ein Wagen

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