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Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Grüntönen sollten den Kragen zieren und mit zarten Goldstichen versehen werden. Cristin beugte sich tiefer über den Stickrahmen und seufzte, denn ihr runder Bauch machte es ihr schwer. Sie fädelte einen sattgrünen Faden in ihre Nadel, hielt sie fest und nahm einen Vorstecher in die linke Hand, um den richtigen Punkt für den Stich zu setzen. Jeder noch so kleine Patzer würde später zu sehen sein, deshalb war Sorgfalt besonders wichtig. Dann stach sie die Nadel durch den vorgestochenen Punkt. So ging es weiter, Stich für Stich.
    Die Finger taten ihr weh und waren geschwollen, und Cristin massierte sich die Hände. Die Schwielen und Verhärtungen an den Gelenken wiesen sie deutlich als Spinnerin aus. Niemals würde sie derart glatte und weiße Hände haben wie Mechthild. Mit ihrer Schwägerin tauschen wollte sie dennoch nicht. Als die Frauen anfingen, leise miteinander zu reden, erhob sie sich ächzend. Sie musste an die Luft und wollte die Tür gerade aufdrücken, da betrat ihr Mann die Werkstatt. »Lukas, Liebling! Wo warst du nur so lange?« Sie streckte die Hand aus und tätschelte seinen Arm, doch er ging mit finsterer Miene an ihr vorbei. Cristin schaute ihm hinterher. Sekunden später schloss sich die Tür des Zahlraumes hinter ihm. Sie sah ihm verdutzt nach. Lukas mochte wohl manchmal etwas raubeinig sein, aber diese Art der Begrüßung war sie von ihm nicht gewohnt. Gewiss hatte es Schwierigkeiten mit einem Händler gegeben. Sie kräuselte die Stirn und trat hinaus in den kleinen Hof hinter der Werkstatt. Tief sog sie die klare Winterluft ein und genoss, wie der Wind mit ihren Haaren spielte. Cristin presste eine Hand in den Rücken und rieb sich die schmerzende Stelle. In Gedanken zählte sie die Zeit bis zur Niederkunft. Vielleicht noch sechs Wochen. Widerwillig musste sie sich eingestehen, wie schwer ihr die tägliche Plackerei mittlerweile fiel. Cristin schloss die Augen und lehnte den heißen Kopf gegen die Mauer.
    »Fühlst du dich nicht wohl, meine Liebe?«
    Sie öffnete die Lider.
    Ein Augenpaar musterte sie besorgt.
    »Sei gegrüßt, Lynhard. Was führt dich hierher?«
    »Ich wollte meiner lieben Schwägerin einen Besuch abstatten und euch bei der Gelegenheit zum Abendessen einladen.« Lynhard lächelte und strich ihr zart über die Wange. »Du bist bleich, Cristin.«
    Sie zuckte unter seiner Berührung zusammen. »Es ist nichts. Mir geht es gut.«
    Für einen kurzen Moment ließ er seine Hand über ihren Bauch wandern. »Du solltest dich ausruhen. Denk an das Kind.« Lynhard legte den Arm um ihre Schulter. »Komm hinein. Es ist kalt.«
    Überrascht sah sie auf. Ohne Protest ließ sie sich von ihm in die Werkstatt geleiten. Die Stelle an der Schulter, an der sie seine Hand fühlte, brannte ihr auf der Haut. Als die Tür zur Spinnerei ins Schloss fiel und die leisen Geräusche der Lohnarbeiter sie wieder einhüllten, bemerkte sie, wie Mirke ihnen neugierig hinterhersah. Lynhard nickte zum Gruß, führte sie die Treppe hinauf und machte Anstalten, die Privaträume zu betreten.
    Doch sie hielt ihn am Ärmel seines Mantels zurück. »Danke. Ich komme allein zurecht.«
    »Schöne Cristin«, wisperte er plötzlich an ihrem Ohr und zog sie kurz an sich, bevor sie auch nur reagieren konnte. Seine Stimme war weich und samtig wie dunkler Met. »Lukas sollte besser auf dich achten.« Er bettete ihren Kopf an seine Brust und strich ihr übers Haar. Diese Berührung war so ganz anders, als sie es von ihrem Schwager erwartet hätte. In seiner Miene erkannte sie Besorgnis. »Ich weiß das von meiner Mechthild. Zum Ende der Schwangerschaft wird alles beschwerlicher. Sei ein liebes Mädchen und lege dich ein Weilchen nieder.« Mit diesen Worten schob er sie ruhig, aber bestimmt durch die Tür in die Wohnung.
    Ein liebes Mädchen! Als sie den Mund öffnete, um zu protestieren, hob er sie kurzerhand auf seine Arme, trug sie in die Schlafkammer und legte sie aufs Bett. »Ich werde Mirke bitten, dass sie dir etwas zu trinken hinaufbringt.« Er nahm ihre Finger in seine und schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf. »Wo bleibt nur deine Vernunft?«
    Cristin vernahm hastige, sich nähernde Schritte auf der Treppe, und Lynhard ließ sie los.
    Die Tür öffnete sich, und Lukas trat hinein. Sein Gesicht war aschfahl. »Ist etwas passiert, mein Liebes?«, fragte er atemlos und ergriff ihre Hände.
    »Nein. Meine Güte! Darf ich nicht einmal frische Luft schnappen, ohne gleich alles in Aufruhr zu versetzen?« Sie

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