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Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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Regale stellte: Tolkien, Lovecraft, Machen, Ende, Kafka, Hodgson, Owen, De La Mare, Grabinski, dann, in der nächsten Reihe: Proudhon, Marx, Engels, Bakunin, Mühsam, Stirner, Kropotkin und ähnliches; dann, weiter unten: Das Kultplatzbuch, Das Atlantisrätsel, Die Friesen, Die Germanen, Die Römer, Die Kelten, Ostfriesische Geschichte, Kreise im Korn, Schliemanns Troja, Das Rätsel der Pyramiden usw.; darunter, in einem besonderen Fach: Land- und Seekarten, Bücher über Kartografie.
    Aber er fand nichts, keine Spur, abgesehen von ein paar Lesezeichen, die aber auch keine Hinweise zu sein schienen.
    Zuletzt kamen die Schallplatten an die Reihe: Rock der späten sechziger und frühen siebziger Jahre, Cream, Hendrix, Joplin, Frumpy, Taste, Flock, Zappa, Caravan, Soft Machine. Greven fragte sich, wie Harm die schwarzen Scheiben gegen die Wellen und die Erfindung der CD hatte verteidigen können, als er das erste Cover aus dem Regal zog. Gepflegt steckte es in einer Klarsichthülle, das weiße Innencover war polyethylengefüttert, die Platte selbst sah aus wie neu und war dennoch über dreißig Jahre alt. Auch die nächste Antiquität schien wie frisch gepresst.
    Hendrix! Einer ebenso plötzlichen wie vagen Eingebung folgend, liefen Grevens Finger über die Rücken der Cover, tanzten nervös hin und her und hielten schließlich inne: Electric Ladyland . Harms Paradigma, seine absolute Scheibe aller Scheiben, jedenfalls vor fast drei Jahrzehnten. Vorsichtig öffnete er das Klappcover, zog die beiden Platten heraus, musterte die Innencover. Nichts. Noch immer klebte der Grappa auf seiner Zunge, die vergeblich versuchte, sich von der Erinnerung an das ölige Aroma zu befreien. Nichts.
    Enttäuscht schob er die Platten zurück, war in Gedanken fast schon wieder bei den nächsten Schritten, die zu tun waren, als er bei der zweiten Platte einen kaum merklichen Widerstand verspürte. Sie ließ sich nicht so leicht ins Cover schieben wie die erste Platte der Doppel-LP. Greven zog sie wieder heraus und fuhr mit der Hand in den Karton. Seine Finger ertasteten einen flachen, runden Gegenstand, der mit mehreren Klebestreifen in die Plattenhülle geklebt worden war. Er pulte, zupfte und fingerte schließlich eine Münze aus dem Cover, kleiner als ein Markstück, etwas flacher und offensichtlich aus Gold. Ihr Alter konnte der Kommissar allenfalls ahnen. Die Kopfseite zeigte einen Herrscher oder Heiligen, dessen Gesicht offenbar dem häufigen Gebrauch zum Opfer gefallen war. Er zog ein kleines Kunststofftütchen aus seiner Jackentasche und verpasste der Münze ein neues Quartier.
    Zur Sicherheit inspizierte Greven auch noch die Hülle der ersten Platte, die einen anderen Gegenstand freigab, ein gefaltetes Blatt Papier, DIN A4, ebenfalls mit Klebestreifen im Karton fixiert. Bevor er es öffnete, vertraute er den Schweiß, der seine Hände überzogen hatte, mit schnellen Bewegungen seinem Baumwollhemd an. Doch seine Hoffnung, endlich ein Indiz gefunden zu haben, das zumindest Hinweise auf den Täter offenbarte, schwand mit dem ersten Blick, den er auf das entfaltete Blatt warf. Statt der erwarteten Fotokopie eines belastenden Dokumentes, statt einer kurzen, aber schwerwiegenden Erklärung, statt eines Namens, einer Adresse, enthielt das Blatt eine simple, abstrakte Bleistiftzeichnung. Rechts eine unregelmäßige Wellenlinie, links ein eingekreister Punkt, von dem aus zwei mit einem Lineal gezogene Striche zur Wellenlinie führten und dort auf ebenfalls eingekreiste Punkte trafen. Beide Linien waren mit Zahlen versehen. 10,45 stand an der oberen, 39,01 an der unteren Linie. Außerdem war der Ausgangspunkt der beiden Linien mit einem G gekennzeichnet, während die beiden Endpunkte ein P und ein K trugen.
    „Eine Schatzkarte?“, murmelte Greven ungläubig und begutachtete abwechselnd die Goldmünze und die Bleistiftzeichnung. Das war die einzige Erklärung, die er den beiden Fundstücken spontan abgewinnen konnte. Harm ein Schatzgräber, der dem tödlichen Neid eines Konkurrenten zum Opfer gefallen war? Alle möglichen Motive hatte er bereits angedacht und durchgespielt, doch auf dieses war er nicht gekommen. Sofern er überhaupt richtig lag. Die Münze war zwar alt, daran hatte er keinen Zweifel, die Zeichnung war jedoch neueren Datums, er mochte wetten, dass Harm sie erst kürzlich gezeichnet hatte. Auch ließ der Zustand der Klebestreifen darauf schließen, dass Münze und Karte noch nicht lange in dem Cover klebten. Aber welchen

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