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Rainer und die Puppenmutter

Titel: Rainer und die Puppenmutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Günter Krack
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Fein ist ein Vorhängeschloß
    Der Hof des Hauses Fischbachstraße Nummer 26 war gepflastert. Auf beiden Seiten wurde er von Mauern begrenzt, über die hinweg man in die Höfe der Nachbarhäuser klettern konnte. Das war natürlich verboten, aber was sollte man tun, wenn beim Spiel plötzlich — hast du nicht gesehen? — der Ball über die Mauer flog?
    Nach hinten zu wurde der Hof von einem grüngestrichenen Lattenzaun abgeschlossen, an den eine kleine Gärtnerei grenzte, in der es um diese Jahreszeit aber grau und unfreundlich aussah.. Es war nämlich Anfang Januar.
    Leider war das bißchen Schnee, das Frau Holle den Kindern zu Weihnachten beschert hatte, am Neujahrstag wieder weggetaut.
    In den Keller des Hauses gelangte man vom Hofe her. Die Kellertür ließ sich schwer öffnen. Der große Schlüssel klemmte immer ein wenig.
    Endlich hatte es Dita geschafft. Sie stieg über steinerne Stufen hinab und steckte dann den kleineren Schlüssel in das Vorhängeschloß, welches den Kellerverschlag der Familie Holberg absperrte.
    Im Keller war es nicht sehr dunkel. Durch einige größere Fenster fiel Licht.
    Früher hatten in diesen Kellerräumen Menschen gehaust. Doch der Keller war zum Wohnen natürlich ungesund. Die Leute, di« dort einmal gewohnt hatten, haben schon lange neue Wohnungen bezogen. Die Wohnungsverwaltung hatte im Keller Bretterverschläge für die Mieter errichten lassen. Jetzt hatten alle Mieter ihren eigenen Keller und brauchten sich nicht mehr um die wenigen Kellerräume auf der anderen Seite des Hauses zu streiten.
    Dita zog die Holztür auf. Sie drehte sich ganz leicht in den Angeln. Der Vati hatte sie vor einigen Tagen tüchtig geölt. Den Schlüssel ließ Dita in dem Vorhängeschloß stecken. Es war ein Patentschloß. Wenn man das schließen will, braucht man es nur zuzudrücken, und — schnapp! — schon ist die ganze Arbeit getan.
    Eine feine Sache, so ein Schloß!
    Auf der Kellertreppe tappten Schritte. Leise, leise, als ob ein Hund heranschliche. So sachte waren die Schritte, daß Dita sie ganz und gar überhörte.
    Sie deckte die Kartoffelkiste auf und füllte ihren Eimer. Die Kartoffeln polterten in das braune Gefäß. Sie hatten schon ziemlich lange weiße Keime.
    Die Tür des Kellerraumes bewegte sich langsam und ohne ein Geräusch. Ganz langsam — ganz langsam ging sie zu. Dann machte es dünn „klicks!“ und die Tür bewegte sich nicht mehr. Dita warf die letzten Kartoffeln in den Eimer. Ihr war, als hätte sie im Keller ein Geräusch gehört. Doch als sie lauschte, blieb alles still. Nur über den Hof eilten schnelle Schritte.

Dita bekommt einen Schreck
    Dita zog den grauen Jutesack wieder über die Kiste. Dann nahm sie ihren Eimer und ging auf die Tür zu.
    Nanu? Was war denn das?
    Hatte sie die Tür des Verschlages nicht offengelassen?
    Dita drückte gegen die rauhen Bretter, aber die Tür ging einfach nicht auf. Na, so eine verflixte Tür! Dita setzte den Eimer ab und rüttelte mit beiden Händen. Aber — die Tür ließ sich trotzdem nicht öffnen.
    Vor Schreck steckte Dita den Daumen in den Mund und biß darauf. „Aua!“ sagte sie und lutschte wie ein ganz kleines Kind an dem Finger. Der Daumen schmeckte freilich nur nach Kartoffelschale.
    Was sollte sie denn nun machen? Ratlos starrte Dita die Tür an.
    „Hallo!“ rief sie, um irgend etwas zu tun.
    „Hallo! Hallo!“ hallte es von den Wänden des Kellers zurück. Die Tür war also zugesperrt. Ja, wie kam denn das?
    Dem Mädchen wurde ein bißchen ängstlich zumute. Sie trat zum Kellerfenster. Vielleicht konnte sie da hinauskriechen?
    Aber das Fenster war vergittert. Unmöglich, da hindurchzukommen. Dita guckte das Fenster ebensolange an wie vorher die Tür. Dann schlug sie sich mit der flachen Hand an die Stirn, daß es nur so klatschte.
    Ganz einfach! Sie konnte doch das Fenster öffnen und rufen. Die Hauswartsfrau würde sie schon hören. Oder jemand von den anderen Hausbewohnern. Die Küchenfenster lagen ja alle zum Hof hinaus.
    Dita kletterte auf einen Stapel Briketts, der an der Wand vor dem Fenster aufgebaut war. Sie griff nach dem Fensterriegel, zerrte und drückte, aber das dumme Ding gab nicht nach!
    Auf einmal wankten die Briketts unter ihr, Dita schwankte, und ehe sie es sich versah, landete sie in einer Wolke von Kohlenstaub zwischen den zusammengestürzten Kohlen auf dem Fußboden. Ein Brikett fiel ihr auf den Kopf.
    Dita schrie laut auf.
    Als sie sich aufrappelte, hätte sie am liebsten losgeweint. Der

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