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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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siebzig Jahren, verstarb.
    Am übelsten jedoch hat es die Witwe Richterová getrieben. Sie hat die Felder ihrer Nachbarn verflucht, dass sie keine Frucht mehr trugen, die Kühe besprochen und das Vieh vergiftet. Darüber hinaus steht sie mit den Wölfen im Bunde, treibt nachts Unzucht mit ihnen und wirft ihnen die neugeborenen Kinder zum Fraß vor. Aufgrund der Schwere ihrer Verbrechen ist es ihr nicht gestattet, vor dem Feuer erdrosselt zu werden. Man schichte im Gegenteil den Scheiterhaufen solcherart auf, dass die Verurteilte möglichst lange bei Bewusstsein bleibt.« Der Richter rollte sein Pergament zusammen, ein zufriedener Ausdruck lag auf seinem Gesicht.
    Veit wusste, dass der Richter neben Evženka wohnte. Er hatte sich ihr Land schon lange unter den Nagel gerissen, das hatte Vater am Vortag erklärt. Veit erinnerte sich auch an Mutters Erwiderung.
    »Wo immer sie auftaucht, legen sich ihr die Hunde zu Füßen, gedeiht das Vieh und wächst das Korn auf festem Halm. Evženka hat gewusst, dass es einmal so kommen könnte und sie hätte sich den Richter besser zum Freund gemacht.«
    Bei den Worten hatte sich Mutter geschüttelt, als müsste sie verdorbenes Essen anfassen.
    Veit blickte von dem kleinen Hügel hinab in die Senke des Dorfplatzes. Der Henker war dabei, die zweite der Schwestern zu erdrosseln.
    Rasch drehte Veit den Kopf weg.
    Mit voller Aufmerksamkeit hatte er den Worten des Richters zugehört, doch das wenige, das er verstand, konnte er kaum glauben. Evženka sollte Vieh vergiftet haben? Das konnte nicht sein. Sie liebte die Tiere, hatte sogar einmal einer Katze ein Bein geschient. Er hatte sie hinter einem Holzhaufen gesund gepflegt und wenige Monate später war die Katze wieder munter hinter den Mäusen hergesprungen. Wie konnte der Richter das nicht wissen? War das Urteil nicht von Gott gesprochen? Stand da nicht der Priester, wusste der die Wahrheit nicht?
    Es war zu spät .
    Längst war die Fackel an die drei Scheiterhaufen gelegt worden, die prasselnd Feuer fingen. Veit kniff die Augen zusammen. Die Flammen loderten auf, hell und knisternd. Er roch das Feuer und der Lichtschein drang durch seine geschlossenen Lider. Eine Frau hatte zu schreien begonnen. Ihr Schmerz gellte ihm in den Ohren, klang vertraut wie das Kreischen der Schweine, wenn der Schlachter kam. Veit wollte es nicht hören, wollte das Feuer nicht sehen, den Geruch nicht wahrnehmen, den Gestank von verbranntem Fleisch.
    Jetzt verschluckten sich die Schreienden, begannen zu husten, die Stimmen wurden leiser. Auch Veits Hals kratzte. Er wand die Hand aus der seines Vaters und hielt sich beide Augen zu.
    Nichts sehen, auch nicht den Lichtschimmer.
    Noch schlimmer waren die Laute. Evženka hatte zu singen begonnen, schier unmenschlich, fremde Töne in einer fremden Sprache. Seine Hände wanderten zu den Ohren, seine Finger bohrten sich in die Öffnung, so tief, dass es wehtat.
    Nichts hören.
    Er kniff die Augen fester zusammen, sodass schwarze Kringel und bunte Sterne davor tanzten. Die Geräusche drangen dumpfer zu ihm, überlagert vom tiefen Summen seiner Ohren. Tränen benetzten sein Gesicht und liefen ihm über die Nase, die den Gestank nicht loswurde.
    Sanft wurden seine Finger aus den Ohren gezogen.
    Es tat weh. Evženkas Gesang war zu einem grausamen Heulen zusammengebrochen, ansonsten herrschte Schweigen. Veit öffnete die Augen nicht. Auch nicht, als Vater ihn langsam umdrehte, sein Gesicht von der Hitze des Feuers befreite. Ihn vom Grässlichen entfernte.
    Sie waren nur wenige Schritte weit gegangen, als ein lang gezogener Schrei sie zum Stehen zwang. Es war nicht der Schrei eines Menschen und nicht der eines Tieres. Niemals vorher hatte er ein solches Geräusch gehört. Es hallte im Kopf wider und legte sich wie ein dichtes Netz über seinen Körper. Er wäre beinahe in die Knie gesunken, da ebbte der Laut ab, nur um im nächsten Augenblick umso lauter zu erschallen. Es wollte kein Ende nehmen.
    Mitten in Evženkas Schrei, in ihren barbarischen, aber doch irdischen Ruf, stimmte die erste Kreatur mit ein. Aus allen Richtungen der weiten Ebene von Torgelow antworteten ihr die Hunde, die Wölfe und sogar die Füchse.
    Alle waren sie stehen geblieben, auch Mutter, die nun in voller Größe vor ihm stand. Sie wandte sich um zum Richtplatz. Stolz und Widerstand loderten in ihrem Gesicht; und Ehrfurcht.
    Veit verstand. Langsam sank er auf die Knie.
    Viele taten es ihm gleich, andere wie Vater standen still, die Mützen in der

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