Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
begeben wollte. Die beiden Reisenden verweilten zuerst, um die Hitze vorüber zu lassen, in dem hübschen Dorfe Turbaco, auf den die Küste beherrschenden Höhen, und beschäftigten sich mit den Vorbereitungen zu ihrer Weiterreise. Bei einem Ausfluge in die Umgebungen besuchten sie eine höchst merkwürdige Gegend, welche ihre indianischen Führer wiederholt erwähnten.
Es ist das ein sumpfiger Bezirk inmitten eines Urwaldes von Palmen und »Tolu«-Bäumen, zwei Meilen östlich von Turbaco. Eine verbreitete Legende erzählt, das ganze Land habe früher einmal in Feuer gestanden, das ein Heiliger jedoch durch Bespritzen mit wenig Tropfen Weihwasser löschte.
Humboldt fand inmitten einer ausgedehnten Ebene gegen zwanzig, etwa fünfundzwanzig Fuß hohe Kegel aus grauem Thon, deren Mündung an der Spitze mit Wasser gefüllt war. Nähert man sich denselben, so vernimmt man in regelmäßigen Intervallen einen hohen Ton und sieht einige Minuten später einen starken Gasstrom herausdringen. Diese Kegel befinden sich, den Aussagen der Indianer nach, schon seit Jahren ganz in demselben Zustande.
Humboldt überzeugte sich, daß das jenen kleinen Vulcanen entströmende Gas Stickstoff, aber weit reiner sei, als man denselben bisher in chemischen Laboratorien herzustellen vermochte.
Inmitten dieser riesigen Bäume. (S. 502.)
Santa-Fe liegt in einem Thale, achttausendsechshundert Faß über dem Meere und rings von hohen Bergen umschlossen, die früher einen nicht unbedeutenden See begrenzt zu haben scheinen. Der Rio-Bogota, der alle Wasseradern dieses Thales aufnimmt, hat sich südwestlich von Santa-Fe, nahe der Farm von Tequendama, einen Weg gebrochen; nachdem er die Ebene dann durch einen engen Kanal verlassen, fällt er in das Becken der Magdalena. Es ergiebt sich hieraus, daß man durch Verschließung dieses Abflusses die ganze Ebene von Bogota überschwemmen und den früher vorhandenen See wieder herstellen könnte. Sowie in den Pyrenäen die Legende von der Bresche Roland’s im Schwange ist, so erzählen die Indianer, daß einer ihrer Helden, Bochica, die Felsen, welche den Durchgang versperrten, gespalten und dadurch das Thal von Bogota trocken gelegt habe. Nachher soll sich dieser Wohlthäter, zufrieden mit seinem Werke, nach der sehr gesunden Stadt Eraca zurückgezogen und dort unter Bußübungen und freiwilligen Entbehrungen aller Art noch zweitausend Jahre gelebt haben.
Der Wasserfall von Tequendama bietet, wenn er auch keineswegs der bedeutendste der Welt ist, doch einen recht großartigen Anblick. Der durch alle Gewässer des Thales vergrößerte Fluß hat noch kurz vor den Fällen eine Breite von hundertsiebzig Fuß; wenn er aber in die Spalte eintritt, welche durch ein Erdbeben entstanden zu sein scheint, übersteigt seine Breite nicht mehr vierzig Fuß. Die Tiefe des Abgrundes, in den der Rio-Bogota hinabstürzt, ist gewiß nicht geringer als sechshundert Fuß. Ueber diesem merkwürdigen Fall erhebt sich stets eine Wolke von dichtem Wasserstaub, welche herniedersinkend zu der Fruchtbarkeit des Thales nicht wenig beitragen soll.
Es giebt nichts Ueberraschenderes als den Unterschied zwischen dem Thale dieses Flusses und dem der Magdalena. Auf der Höhe herrscht das Klima Europas und gedeihen das Korn, die Eiche und überhaupt die Bäume unserer Breiten; unten wuchern Palmen, Zuckerrohr und alle Erzeugnisse der Tropenzone.
Eine der interessantesten natürlichen Merkwürdigkeiten, die unsere Reisenden auf ihrem Wege fanden, ist die Brücke des Icononzo, welche Humboldt und Bonpland im September 1801 überschritten. Im Grunde einer jener Schluchten, jener »Cañons«, wie man sie gleich tief nur in den Anden findet, hat sich ein kleiner Bach, der Rio-de-Suma-Paz, durch eine enge Spalte einen Weg gebahnt. Es wäre ganz unmöglich, darüber zu gelangen, wenn die Natur nicht selbst für zwei übereinander liegende Brücken Sorge getragen hätte, welche mit Recht als Wunder der Umgegend betrachtet werden.
Drei, von einem der Berge durch das Erdbeben, welches diese Riesenspalte erzeugte, abgetrennte Felsblöcke sind nämlich so gefallen, daß sie sich gegenseitig halten und einen natürlichen Bogen bilden, über welchen man, auf einem kleinen Fußstege, längs des Abgrundes gehen kann. In der Mitte der Brücke ist noch eine Oeffnung übrig geblieben, durch die man die Tiefe des unermeßlichen Abgrundes wahrnehmen kann, an dessen Boden der Gebirgsstrom mit entsetzlichem Geräusch und unter dem
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