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Die grünen Augen von Finchley

Die grünen Augen von Finchley

Titel: Die grünen Augen von Finchley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aus einem Aktenstück ein paar Fotografien. »Ist das Ihr Mieter?« fragte er.
    Frau Pach warf einen neugierigen Blick auf die Fotos und schrie erschüttert auf: »Um Gottes willen! Der hat ja gar kein Gesicht mehr!«
    »Allerdings. Der Mörder hat es mit bestialischer Roheit unkenntlich gemacht.«
    Schreckensbleich stotterte die vollbusige Pensionsinhaberin: »So kann ich ihn natürlich nicht mehr erkennen«, und schloß von Grauen geschüttelt die Augen.
    Corner steckte die Bilder wieder in die Akten zurück und ließ der völlig verstörten Frau einen Kaffee bringen.
    Beide ahnten in diesem Moment nicht, daß bald auch schon das Foto der Pensionsinhaberin Pach in derselben Akte liegen würde …

7
    Die Nacht vom 22. zum 23. März 1983 war angebrochen …
    Inspektor Corner saß in seiner Wohnung am Schreibtisch und brütete über einem Blatt Papier, auf dem er in Stichwörtern den Verlauf des Doppelmordes von Finchley zusammengefaßt hatte. Vielleicht gelang es ihm auf diese Art, einen logischen Aufbau in das bisherige Durcheinander zu bringen und eventuell sogar für ihn noch verborgene Hinweise auf den vermutlichen Täter zu erhalten.
    Immer wieder starrte er auf seine Notizen:
    In den Mittagsstunden des 21. März stieg ein Inder namens Rao Putrana in einer mittelmäßigen Pension ab.
    Der von mehreren Zeugen wiedererkannten Bekleidung nach wurde dieser Putrana in der Nacht vom 21. zum 22. März vermutlich ermordet.
    Der ›Tote‹ (genaue und bereits bekannte Personenbeschreibung des Pelzhändlers) kaufte aber am Morgen des 22. März einen Blaufuchs, den er sich am Abend vorher bereits zurücklegen ließ. Also kann die Leiche von Finchley nicht Rao Putrana sein.
    Da sie jedoch dessen Sachen trug, muß der Inder einen Unbekannten ermordet haben, dem er seine Kleider angezogen hat.
    Der ›Unbekannte‹ war bereits tot, als man ihn auf den Feldweg legte. Woher kam dann aber die große Blutlache? Denn dort kann die Leiche nicht umgezogen worden sein. Völliges Fehlen von Spuren einer solch umständlichen und schwierigen Arbeit am Tatort!
    Rechtsanwalt Dr. Woodrof soll dem Mann, der Evelyn Marshall auf der Straße angesprochen hat, verblüffend ähnlich sehen. (Aussage der Tochter Marshalls.) Wo war Dr. Woodrof in der fraglichen Nacht? – Zu Hause. – Sein Diener hat es bestätigt. Er hat jedoch auch berichtet, daß sein Herr gegen ein Uhr früh nochmals in die Stadt gefahren ist. Um diese Zeit war der Unbekannte nach ärztlichem Befund höchstwahrscheinlich schon tot.
    Ben Farmer wurde in den ersten Morgenstunden ermordet. Motiv klar: Beseitigung eines Zeugen.
    Je mehr Corner über diese Punkte nachdachte, desto nachdenklicher wurde ihm zumute: Weiß Gott, bei klarer Überlegung wirkte die Gestalt des Anwalts im Ablauf des grauenvollen Verbrechens mindestens ebenso verschwommen wie die des Inders von Frau Pach …
    Aber das war ja absurd! Das war doch heller Wahnsinn! Auf keinen Fall konnte doch dieser Dr. Woodrof, das Hätschelkind der Londoner Gesellschaft, die juristische ›Kanone‹ verschiedener industrieller Großunternehmungen, mit jenem bestialischen Doppelmord etwas zu tun haben.
    Nur durch diese Aufstellung war er auf eine derart verrückte Idee gekommen! Und doch – durch die Aussage Evelyns … Immerhin, auch dieser Möglichkeit mußte nachgegangen werden …
    Der Inspektor versank in tiefes Nachdenken. Führte dieser selbstsichere Anwalt etwa ein Doppelleben? – Verbarg er sich auf der dunklen, rätselvollen Seite seiner Existenz vielleicht hinter jenem Rao Putrana? Sind in der Kriminalistik nicht immer wieder solche Fälle vorgekommen? – Hatte es nicht einen ›Jack the Ripper‹ gegeben, jenen hochangesehenen Londoner Arzt, der jahrelang eine schauerliche Doppelrolle als Frauenmörder spielte?
    Voller Zweifel ging Corner schließlich ans Telefon und rief den Nachtdienst seiner Abteilung an: »Wenn ich morgen früh in den Yard komme, möchte ich eine umfassende Auskunft über Dr. Pat Woodrof haben …«
    Mißmutig legte er den Hörer auf die Gabel zurück. Diese verrückte Idee hält mich bestimmt nur auf, dachte er. Woodrof wird tatsächlich einen Doppelgänger haben, der in seiner Mordraserei uns alle durcheinanderbringt …
    Langsam trat er ans Fenster, das zu einem kleinen Vorgarten hinausführte, der das Haus von der Straße trennte.
    Plötzlich – gerade als er die Gardine ein wenig zurückschob – hörte er einen leisen Knall …
    Das Fensterglas neben ihm zersprang, und eine Kugel

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