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Die grünen Augen von Finchley

Die grünen Augen von Finchley

Titel: Die grünen Augen von Finchley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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er sich vor: »Wohin sind Sie eigentlich gestern nacht gefahren, Herr Doktor?«
    Betroffen blickte Woodrof auf. Dann überflutete Zornesröte sein Gesicht: »Was geht Sie das an?! Das klingt ja wie der Beginn eines Verhörs! In diesem Fall müßte ich Sie bitten, augenblicklich mein Haus zu verlassen! Haben Sie verstanden? Augenblicklich!«
    An der heftigen Reaktion Woodrofs bemerkte Corner mit Bestürzung, daß er zu weit gegangen war. Er hatte sich durch die unbekümmerte Ausdrucksweise des Anwalts hinreißen lassen. Sofort lenkte er ein: »Oh, jetzt bin ich aber ins Fettnäpfchen getreten! Ich bitte Sie wirklich sehr um Verzeihung! Meine Frage war nur von oberflächlichem Interesse. Sie entsprang lediglich meiner privaten Neugier.«
    Aus halbgeschlossenen Augen fixierte Woodrof den Inspektor. Dieser Mann gefiel ihm nicht. Absolut nicht … Aber auch er zog es vor, das Gespräch nicht auf die Spitze zu treiben. Er machte eine gleichgültige Handbewegung. »Im übrigen dürfen Sie ruhig wissen, daß ich gestern nacht überhaupt nicht fortgefahren bin. Ich habe Arbeit genug, die mich in meinen vier Wänden festhält. Deshalb war ich vorgestern ja so verärgert, als ich mitten in der Nacht nochmals in die Stadt mußte. Ich hatte eine Akte vergessen, die ich unbedingt brauchte. Bei dieser Gelegenheit habe ich mich – das fällt mir eben ein – mit einem Streifenpolizisten der Wachgesellschaft unterhalten. Es war ein gewisser Herr Hall, der gerade mein Stadtbüro kontrollieren wollte. Ich war ganz erstaunt, wie wenig Geld diese Leute für ihren schweren Dienst erhalten …«
    Nachdenklich betrachtete der Inspektor seine Fingernägel. Er beschloß, auf diese Erklärung nicht weiter einzugehen. Ein Themenwechsel erschien ihm angebrachter: »Sie haben viel zu tun, Dr. Woodrof?«
    »Ja, es wächst mir fast über den Kopf. Zu allem Überfluß ist jetzt noch die Angelegenheit mit der indischen Zweigniederlassung von Sir Marshall dazwischengekommen.«
    Plötzlich schoß der Inspektor eine Frage ab, die sein Gastgeber in diesem Moment am allerwenigsten erwartet hatte: »Haben Sie nicht einen Bruder dort?«
    Der Anwalt wich aus: »Wo? – In dem geplanten indischen Geschäft? – Wie soll ich das verstehen?«
    Corners Augen hielten ihn fest: »Ganz einfach … Ich meinte, ob Sie nicht einen Bruder in Indien haben?«
    »Ja, gewiß, das heißt, ich hatte ihn …«
    »Er ist nicht mehr drüben?«
    »Er ist tot. Gestorben an Gelbfieber. Ich erhielt seinerzeit von einem indischen Arzt den Totenschein und die Reste der Hinterlassenschaft meines Bruders zugesandt.«
    Woodrof ging an einen kleinen Wandschrank, schloß ihn auf und entnahm ihm eine flache Mappe. Aus ihr zog er den Totenschein, einen unansehnlichen Ring, eine Geldbörse und ein paar verrostete Schlüssel. »Das ist alles, was von dem guten Jonny übriggeblieben ist.«
    Aufmerksam las der Inspektor den Totenschein durch. Er machte ein unbeteiligtes Gesicht: »Können Sie das Papier eventuell einige Tage entbehren, Doktor Woodrof?«
    Erstaunt blickte ihn der Anwalt an. »Aber ja … Glauben Sie, daß Jonny nicht tot ist?«
    »Wie könnte ich daran zweifeln? Es geht hier nur um eine rein technische Angelegenheit. Sie erhalten das Dokument in spätestens acht Tagen zurück.« Corner schob sein Glas zurück und zündete sich eine Zigarette an. »Verzeihen Sie, wenn ich etwas neugierig bin, aber dieser Junge war wohl das schwarze Schaf der Familie? Er wurde doch damals wegen Unterschlagungen in Abwesenheit zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt. Wie mag ihm damals seine Flucht gelungen sein? Wissen Sie etwas Näheres darüber?«
    »Nein.« Woodrof schüttelte den Kopf. Aber seine Hand zitterte ein wenig, als er die Gläser nachfüllte. »Nach Bekanntwerden seiner Straftaten habe ich mich sofort von ihm losgesagt. Ich konnte es mir in meiner Stellung keineswegs erlauben, einen vorbestraften Gauner zum Bruder zu haben. Daß er später in Indien starb, ist – so roh es klingen mag – die beste Lösung für ihn gewesen. Er hätte sich ja sowieso nie an ein ehrliches, bürgerliches Leben gewöhnt.«
    »Und Sie haben nie wieder etwas von ihm gehört?«
    »Nie.«
    Kurz darauf verabschiedete sich der Inspektor. An der Tür der stillen, vornehmen Villa reichte er Woodrof die Hand. »Ach richtig … ich vergaß, Ihnen zu erzählen, daß man in der vergangenen Nacht zwei Mordanschläge auf mich verübt hat. Durchs Fenster meines Arbeitszimmers. Der Kerl muß ein miserabler Schütze

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