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Die grünen Augen von Finchley

Die grünen Augen von Finchley

Titel: Die grünen Augen von Finchley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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können wir mit einiger Bestimmtheit rechnen, Sergeant …«
    In der nächsten Sekunde ließ das erneute Schrillen des Telefons beide zusammenfahren.
    Sergeant Burker war am Apparat und meldete: »Eben hat er den Friedhof betreten und ist im Bereich der Familiengrüfte verschwunden. Wir haben das Gebiet sofort abgeriegelt. Die Scheinwerfer sind in Stellung gebracht. Was sollen wir tun?«
    »Abwarten!« befahl der Inspektor mit ruhiger Stimme. »Wir kommen sofort …«
    Die Nacht war dunkel und voll Regen. Unaufhörlich rauschte er aus den tiefhängenden Wolken, und die Finsternis war fast undurchdringlich. Der große Einsatzwagen von Scotland Yard glitt in schneller Fahrt durch aufspritzende Wasserlachen und hielt in fünfhundert Meter Entfernung vom Friedhof in Croydon an.
    Die Polizisten stiegen aus und gruppierten sich um den Inspektor, der die letzten Anweisungen gab: »Der Friedhof hat die Form eines Rechtecks … An jeder kurzen Seite steht ein starker Scheinwerfer. Battle und drei Mann kommen mit mir. Die anderen halten das Gelände von außen unter Beobachtung. Battle, Sie nehmen die Maschinenpistole, und Sie …«, er zeigte auf zwei Polizisten, »schnappen sich die Tränengasbomben, und Sie folgen uns mit den zusätzlichen Scheinwerfern. Burker leitet den Einsatz der Geländescheinwerfer. Und dann: Wenn Schüsse zu hören sind, kümmern die Bewacher der äußeren Linie sich nicht darum! Erst wenn sie einen Flüchtenden sehen, dürfen sie eingreifen … So, und nun los, meine Herren!«
    Lautlos verteilten sich die Polizisten über den Friedhof.
    Durch die stummen Reihen der Grabkreuze huschte ein Mann. Wenn er sich bückte, um den vor Nässe tropfenden Büschen und Baumzweigen auszuweichen, schleifte sein langer Mantel über den lehmigen, aufgeweichten Boden. Er achtete nicht darauf und rannte in fliegender Hast weiter.
    Erst vor einem Grabmal in der Form eines Tempels blieb er stehen. Gehetzt sah er sich nach allen Seiten um und lauschte angestrengt in die Dunkelheit. Es war jedoch nichts zu hören. Nur das stoßweise Keuchen seines eigenen Atems und das gleichmäßige Trommeln des Regens auf das Blechdach des Grabtempels.
    Nun kam wieder Bewegung in die schattenhafte Gestalt des Mannes. Er ließ seine Taschenlampe kurz aufblitzen und tastete sich zu der kleinen, verrosteten Tür, die in die ausgemauerte alte Gruft führte.
    Langsam stieg er die verwitterten, glitschigen Steinstufen zur Gruft hinab und ließ den Schein seiner Lampe kreisen. Drei verstaubte Särge standen auf dem feuchten Boden. Es roch nach Moder, Verwesung und Erde …
    Aufatmend setzte er sich auf den Deckel des einen Sarges und wischte die Regentropfen aus seinem Gesicht.
    »Geschafft!« murmelte er. »Jetzt noch die Sachen geholt, und das Spiel ist gewonnen!«
    Er knöpfte den Mantel auf und begann, die Schrauben des einen Sarges, der in der Nähe der Treppe stand, zu lösen. Sorgfältig legte er sie auf die Erde, klemmte die Taschenlampe in einen Mauerriß und arbeitete weiter. Als alle Schrauben entfernt waren, hob er mit einer Eisenstange, die in der Ecke lag, den schweren Sargdeckel hoch.
    Der Schrein war leer … Die Leiche, die darin gelegen hatte, mußte schon vor längerer Zeit entfernt worden sein, denn die Papiere und Kleider, die sich im Sarginneren häuften, waren bereits angeschimmelt.
    Oben auf dem Friedhof schlichen von allen Seiten die Polizisten an den Tempel heran.
    Corner stand dicht am Eingang, und als der Ring geschlossen war, hob er die Hand …
    In derselben Sekunde flammten vier starke Scheinwerfer auf und tauchten das Grabmal in gleißendes Licht.
    Die Pistole in der Hand des Inspektors blitzte. Er beugte sich weit vor und schrie mit lauter Stimme: »Kommen Sie herauf! – Das Spiel ist aus!«
    Der Mann hatte sich gerade wieder erhoben und seinen Mantel zugeknöpft, als plötzlich dieser taghelle Schein über die Treppe in die Gruft fiel. Fluchend sprang er an die Mauer und zertrümmerte mit einem Hieb die Taschenlampe. Dann riß er eine Pistole aus der Tasche …
    Beim Klang der Stimme Corners brach der Schweiß aus seinen Poren, und eine wahnsinnige Angst drohte ihn zu lähmen. Sein Gesicht wurde fahl, und er schien zusammenzufallen.
    Wieder dröhnte diese fürchterliche Stimme durch das Gewölbe der Gruft: »Kommen Sie augenblicklich herauf! – Oder soll ich Sie holen?«
    Sekunden später hörte der Mann Schritte auf der Treppe. Da hob er die Hand und drückte ab. Der Schuß krachte donnerartig und zerriß

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