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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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schien seinen Knochen in letzter Zeit mehr zuzusetzen. Er mahnte sich, dem Werk des Schöpfers mehr Aufmerksamkeit zu widmen und weniger solch weltlichen Dingen. Der Schöpfer hatte ihm an diesen Abend mehr als großzügige Hilfe gewährt, die durfte nicht umsonst gewesen sein.
    In den oberen Stockwerken wurden die Flure von Soldaten der Kompanie bewacht, unten waren die tristen Gänge menschenleer. Hier gab es weder einen Weg in den Palast hinein noch aus ihm heraus. Galtero, immer auf der Hut, beobachtete die gesamte Länge des Ganges draußen vor der Tür des Verhörzimmers. Lunetta wartete geduldig lächelnd. Tobias hatte ihr erklärt, sie habe ihre Sache gut gemacht, insbesondere mit dem letzten Bann, und sein Wohlwollen spiegelte sich in ihrem strahlenden Gesicht wider.
    Tobias betrat den Raum und sah sich Ettores wohlvertrautem, breiten Grinsen gegenüber.
    Über seinen Augen jedoch lag der matte Glanz des Todes.
    Tobias erstarrte.
    Ettore hing an einem Seil, das an den beiden Enden eines eisernen Bolzens festgemacht war, den man ihm durch die Ohren getrieben hatte. Seine Füße baumelten dicht über einer dunklen, geronnenen Lache.
    Der saubere Schnitt eines Rasiermessers führte in der Mitte rings um seinen Hals. Darunter hatte man ihm jeden Zentimeter Haut abgezogen. Bleiche Streifen davon lagen seitlich auf einem blutigen Haufen.
    Dicht unterhalb des Brustkorbs klappte ein Schnitt. Auf dem Boden vor seinem leise schwingenden Körper lag seine Leber.
    Auf jeder Seite waren ein paar Stücke herausgebissen worden. Die Bisse auf der einen Seite wiesen am Rand unregelmäßige Einrisse auf, wie größere Zähne sie hinterlassen, auf der anderen fanden sich die eines kleinen, regelmäßigen Gebisses.
    Brogan wirbelte heulend vor Wut herum und schlug Lunetta mit dem Handrücken durchs Gesicht. Sie stürzte krachend neben der Feuerstelle an die Wand und glitt zu Boden.
    »Daran bist du schuld, streganicha ! Das ist deine Schuld. Du hättest hierbleiben und Ettore überwachen müssen!«
    Brogan stand da, die Fäuste in die Hüften gestemmt, und starrte wuterfüllt die gehäutete Leiche des Mannes vom Lebensborn aus dem Schoß der Kirche an. Wäre Ettore nicht tot, Brogan hätte ihn eigenhändig umgebracht, wenn nötig mit den bloßen Händen, dafür, daß er diese alte Hexe der Gerechtigkeit hatte entgehen lassen. Einen Verderbten entkommen zu lassen, war nicht zu entschuldigen. Ein wahrer Jäger der Verderbten hätte die gottlose Person vor seinem Tod noch umgebracht, egal wie. Ettores spöttisches Grinsen brachte ihn noch mehr in Rage.
    Brogan schlug in das erkaltete Gesicht. »Du hast uns im Stich gelassen, Ettore. Du wirst unehrenhaft aus dem Lebensborn entlassen. Dein Name wird aus dem Verzeichnis gelöscht.«
    Lunetta kauerte an der Wand und hielt sich die blutverschmierte Wange. »Ich hab’ es Euch ja gesagt, ich hätte bleiben und ihn überwachen sollen. Ich hab’ es Euch gesagt.«
    Brogan funkelte sie wütend an. »Komm mir nicht mit deinen dreckigen Ausflüchten, streganicha . Wenn du gewußt hast, wieviel Ärger die alte Hexe machen würde, dann hättest du hierbleiben müssen.«
    »Aber das habe ich Euch doch gesagt.« Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. »Ihr habt mich gezwungen, Euch zu begleiten.«
    Er hörte nicht auf sie und wandte sich an seinen Colonel. »Holt die Pferde«, zischte er zwischen zusammengepreßten Zähnen hervor.
    Er sollte sie umbringen. Gleich jetzt. Er sollte ihr die Kehle aufschlitzen, dann hätte er es hinter sich. Er war ihre abscheuliche Gabe leid. Diese Nacht hatte ihn wertvolle Informationen gekostet. Wäre seine verabscheuungswürdige Schwester nicht gewesen, er hätte sie bekommen.
    »Wie viele Pferde, Lord General?« fragte Galtero leise.
    Brogan beobachtete, wie seine Schwester mühsam auf die Beine kam und ihre Haltung wiederfand, während sie sich das Blut von der Wange wischte. Er solle sie umbringen. Gleich jetzt, in diesem Augenblick.
    »Drei«, knurrte Brogan.
    Galtero entnahm den Werkzeugen zur Befragung einen Knüppel, dann glitt er geräuschlos wie ein Schatten durch die Tür und war im Gang verschwunden. Offenbar hatten die Wachen sie nicht gesehen, auch wenn das bei Verderbten nicht unbedingt etwas heißen mußte. Trotzdem konnte die Alte durchaus noch immer in der Nähe sein. Man brauchte Galtero nicht zu erklären, daß sie lebend gefaßt werden mußte, falls man sie fand.
    Vorschnelle Rache mit dem Schwert brachte ihnen nichts ein. Wenn man sie

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