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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Ahnung gehabt, wie kostspielig es war, den Palast der Propheten zu unterhalten.
    Wieder klopfte es leise. Wahrscheinlich Schwester Dulcinia oder Schwester Phoebe, die ihr einen weiteren Stapel mit Belegen brachten. Sie schafften sie schneller heran, als sie sie abzeichnen konnte. Wie hatte Prälatin Annalina das alles nur bewältigt? Verna hoffte, daß es nicht wieder Schwester Leoma war, die ihr Augenmerk auf irgendeine Katastrophe lenken wollte, welche die Prälatin durch eine unbedachte Handlung oder einen unbedachten Kommentar verursacht hatte. Vielleicht hielten sie sie für zu beschäftigt und gingen wieder, wenn sie nicht antwortete.
    Verna hatte Schwester Dulcinia zusammen mit ihrer alten Freundin Phoebe zu ihren Verwalterinnen ernannt. Es war nur sinnvoll, auf Schwester Dulcinias Erfahrung zurückgreifen zu können.
    Außerdem bot sich Schwester Verna dadurch die Möglichkeit, ein Auge auf die Frauen zu halten. Schwester Dulcinia hatte selbst um den Posten gebeten und sich auf ihr ›Wissen um die Geschäfte des Palastes‹ berufen.
    Die Schwestern Leoma und Philippa als ›vertraute Beraterinnen‹ zu haben, war zumindest insofern nützlich, als sie dadurch auch sie im Auge behalten konnte. Sie traute ihnen nicht. Was das anbetraf, traute sie keiner von ihnen, das durfte sie sich nicht erlauben. Verna mußte allerdings zugeben, daß sie sich als gute Beraterinnen erwiesen hatten, die gewissenhaft darauf achteten, ihren Rat zum Wohl der Prälatin und des Palastes einzubringen. Es verwirrte Verna, daß an ihren Ratschlägen nichts zu bemängeln war.
    Wieder klopfte es, höflich aber hartnäckig.
    »Ja! Was gibt’s?«
    Die mächtige Tür ging weit genug auf, damit Warren seinen blonden
    Lockenkopf hereinschieben konnte. Er schmunzelte, als er ihre finstere Miene bemerkte. Verna sah hinter ihm Dulcinia, die sich den Hals verrenkte, um an ihm vorbeizuschauen und festzustellen, wie die Prälatin mit ihren Papierstapeln vorankam. Warren trat endlich ein.
    Er sah sich in dem nüchternen Zimmer um und betrachtete prüfend die Arbeit, die man darauf verwendet hatte. Nach dem verlorenen Kampf ihrer Vorgängerin mit den Schwestern der Finsternis war das Zimmer ein Trümmerhaufen gewesen. Ein Handwerkertrupp hatte es eilig renoviert und es so schnell wie möglich wieder in Ordnung gebracht, damit die neue Prälatin nicht lange in ihrer Arbeit behindert wurde. Verna kannte die Kosten, sie hatte die Rechnung gesehen.
    Warren schlenderte an den schweren Schreibtisch aus Walnußholz heran. »Guten Abend, Verna. Ihr scheint hart zu arbeiten. Wichtige Palastgeschäfte, nehme ich an, wenn Ihr so spät noch auf seid.«
    Sie preßte ihre Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Ehe sie dazu kam, eine Schimpfkanonade loszulassen, ergriff Dulcinia die Gelegenheit, den Kopf zur Tür hereinzustecken, bevor sie sich hinter dem Besucher wieder schloß.
    »Ich bin gerade mit den Belegen des heutigen Tages fertig geworden, Prälatin. Wollt Ihr sie jetzt haben? Mit den anderen müßtet Ihr fast durch sein.«
    Verna ließ kurz ein schurkisches Grinsen sehen, dann winkte sie ihre Gehilfin mit gekrümmtem Finger zu sich. Schwester Dulcinia zuckte zusammen, als sie das spöttische Grinsen sah. Ihre durchdringenden blauen Augen wanderten durchs Zimmer, verweilten kurz auf Warren, dann kam sie herein und strich sich ihr graues Haar in einer unterwürfigen Geste zurück.
    »Kann ich Euch vielleicht behilflich sein, Prälatin?«
    Verna faltete die Hände auf dem Tisch. »Aber ja, Schwester, das kannst du. Deine Erfahrung wäre in dieser Angelegenheit wertvoll.« Verna nahm einen Ausgabenbeleg vom Stapel. »Ich möchte, daß du sofort mit einem Auftrag in die Stallungen gehst. Offenbar gibt es dort Probleme und einen rätselhaften Vorfall.«
    Schwester Dulcinias Miene hellte auf. »Probleme, Prälatin?« »Ganz recht. Es sieht ganz so aus, als fehlten ein paar Pferde.« Schwester Dulcinia beugte sich vor und senkte ihre Stimme in der für sie
    typischen duldsamen Art. »Wenn ich mich recht an den Beleg erinnerte, von dem Ihr sprecht, Prälatin, dann hat irgendwas die Pferde nachts erschreckt, und sie sind ausgerissen. Sie sind einfach noch nicht wieder aufgetaucht, das ist alles.«
    »Das weiß ich, Schwester. Aber Meister Finch möchte doch bitte erklä
    ren, wie es kommt, daß man Pferde, die einen Zaun niedergerissen haben und davonlaufen konnten, nicht wiederfindet.«
    »Prälatin?«
    Verna zog die Brauen in gespielter Verwunderung hoch.

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