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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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hatte. Wie ihre Felder. Ihren Gemüsegarten. Wie hatte sie sich abgemüht, schnurgerade Bewässerungskanäle zu ziehen und dafür zu sorgen, dass das Wasser ungehindert und frei von Schlick und Salzen durch die Beete fließen konnte. Kein Lauch, keine Zwiebeln, keine Erbsen. Und schon gar keine Gerste fürs Bier.
    Unvermittelt meinte sie zu schmecken, wie es schwer und mit würziger Süße über ihre Zunge lief. Sie liebte Bier. Am besten schmeckte es morgens, wenn die Sonne ihre Himmelsreise eben erst angetreten hatte, wenn die Luft noch kühl auf der Haut war und das Bier ihren Bauch wärmte.
    Kurz umfasste sie ihren Bauch, dann sah sie an sich herab. Aus irgendeinem Grund erschien ihr der eigene Leib abstoßend, obwohl er gesund und kräftig war. So behaart. Sie blickte auf ihre mit schwarzen Haaren überwachsenen Beine. Haare waren gut. Wenn sie Asphalt darüber strich, schützten sie vor den Mücken. Ihr Geschlecht war geschützt. Die Arme und vor allem auch ihre empfindlichen Achselhöhlen waren bedeckt. Das Haar auf ihrem Kopf diente nachts als Gewand, mit dem sie ihren Gefährten verlocken und verführen konnte.
    Goldene Augen.
    Der Schmerz durchzuckte sie erneut. Sehnsucht.
    Da dachte sie lieber an Bier. Das war real und nützlich.
    Sie machte es sich auf dem Baum bequem, setzte sich dabei auf die Beine, damit die Spitzen der Dattelzweige sie nicht piekten, und schaute aufs Wasser. Sie konnte sich kaum mehr entsinnen, wie das Dorf ausgesehen hatte und was wo gewesen war.
    Wo haben die Bäume gestanden, auf denen ich jetzt sitze, überlegte sie. Zu welcher Gruppe haben sie gehört? Ihr Hirn war glatt wie eine frisch gewischte Lehmtafel. Wenn ihr Dorf untergegangen war, waren dann die Nachbardörfer ebenfalls untergegangen? Sie verrenkte halb den Kopf, um Ausschau nach irgendetwas Vertrautem zu halten, wobei sie ein paar Vögel verscheuchte, die ihr den Rastplatz streitig machen wollten. Sie war noch nie außerhalb ihres Dorfes gewesen, jedenfalls nicht weiter als bis zu den Viehweiden. Und nur die HinduHändler und die Alte von Ninhursag hatten ihr Dorf je besucht und Neuigkeiten von der Außenwelt gebracht.
    Hatte es weitere Dörfer hinter ihrem gegeben? Sie versuchte sich die Größe ihres Dorfes, der Felder und Weiden ins Gedächtnis zu rufen, und dann ein weiteres Dorf mit Feldern und Weiden und dahinter noch ein drittes. Doch es gelang ihr nicht. Nicht einmal an ihr eigenes Dorf konnte sie sich richtig erinnern. Die Eindrücke blieben verschwommen.
    Schilfhütten und ein warmes Dungfeuer. Das Schmatzen im Boden, das einem verriet, wann es Zeit war, neue Matten auszubreiten, damit der Matsch nicht durch den Boden drang. Das Muhen der Wasserbüffel, bevor sie einschliefen. Die Schwärze des Himmels, wenn die Götter sich versammelten. Der Sommer, wenn die Götter ihre Feste feierten und die Felder mit himmlischem Wein tränkten.
    Sie hob die Hand, um ihren dröhnenden Schädel zu massieren. Dann fiel ihr die Wunde ein, und sie hielt inne. Sie hatte nicht einmal Schlamm, den sie auf die Wunde legen konnte, denn es gab keinen Boden mehr. Das machte sie wütend. Zornig sah sie zum Himmel auf. »Das war dumm von ihnen«, erklärte sie dem Kammerdiener der Götter. »Wir sollen ihnen dienen, doch wenn sie uns ertränken, kann ihnen niemand mehr dienen. Dann können sie sich bei keinem mehr beschweren, außer bei sich selbst.«
    Der Kammerdiener der Götter schwieg. Natürlich hatte sie kein Schaf, das sie schlachten und dem sie die Leber entnehmen konnte, und auch keinen Exorzisten, der die Leber für sie lesen konnte, darum würde sie nie erfahren, ob der Kammerdiener geantwortet hatte.
    »Irgendwann wird das Wasser wieder sinken.« Es gefiel ihr, wie sich ihre Stimme vor dem blauen Himmel und dem blauen Wasser anhörte. »Eine Überschwemmung dauert schließlich nicht ewig.« Im Verlauf des Nachmittags würden Vögel kommen, die üblicherweise in den Marschen landeten. Wenn sie einen davon fangen konnte, hätte sie etwas zu essen. Am besten waren die Tauben, die nach Feldern mit frischen Schößlingen suchten, und die wären bestimmt zu müde, um weiterzufliegen.
    Sie riss grüne Datteln von einem Zweig - essen konnte sie die Früchte nicht, sie würde nur Bauchweh davon bekommen -und bog dann, während die Sonne höher in den Himmel stieg, den Zweig hin und her. Schließlich riss er ab. Sorgfältig darauf achtend, dass sie auch die letzte Faser ausspuckte, schälte sie mit Zähnen und Fingern die Rinde vom

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