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Die Hand im Moor (German Edition)

Die Hand im Moor (German Edition)

Titel: Die Hand im Moor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inger Lindson
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gesehen habe, denke ich fast Tag und Nacht an Sie."
    "Nein!" stieß die junge Frau erschrocken hervor. Mit einer heftigen Bewegung schob sie seine Hände beiseite. "Wer gibt Ihnen das Recht, so mit mir zu sprechen, Herr Bachmann?" fragte sie. "Wie können Sie es wagen?"
    "Es tut mir leid." Dominik schluckte. "Ich hoffte, daß vielleicht auch Sie mir etwas mehr als Sympathie entgege nbringen."
    "Wie kommen Sie nur auf so einen lächerlichen Gedanken?" Christina warf ihm einen empörten Blick zu. "Harro, los!" Ohne Dominik eines weiteren Wortes zu würdigen, ging sie davon.
    Der junge Mann schaute ihr nach. "So lächerlich ist der Gedanke wohl doch nicht", meinte er leise zu sich selbst. Die angebliche Wut der jungen Dame konnte ihn nicht täuschen. Er fühlte, daß er Christina nicht gleichgültig war.
    * * *
    An diesem Abend zog sich Christina schon bald von der Tafel zurück. Weder Dominik noch seine Leute hatte sie eines Blickes gewürdigt. Doch sie war ihm nicht mehr böse. Insgeheim freute sie sich darüber, daß der Forscher ihre Liebe erwiderte. Sie konnte sich vorstellen, an seiner Seite zu leben, auch wenn ihr dieser Gedanke im Moment noch wie Verrat an Volker erschien.
    Ratlos saß sie am Fenster ihres Zimmers und blickte in die Nacht hinaus. Warum ging die Polizei ihrem Hinweis nicht nach? Weshalb bemühte man sich nicht herauszufinden, wem Jürgen soviel Geld geliehen hatte.
    Sie stand auf und nahm wieder das Rosenholzkästchen aus der Kommode. Lange hielt sie den kleinen Schlüssel in der Hand. Es kam ihr vor, als würde durch ihn Jürgen zu ihr sprechen. "Aber ich kann dich nicht verstehen", sagte sie verzweifelt.
    Die junge Frau griff nach den Briefen ihres toten Freundes.
    Sie zog einen aus dem Kuvert und las noch einmal Jürgens Worte.
    Es überraschte sie, daß sie bei ihnen nicht mehr dieselbe Seh nsucht verspürte, wie noch vor einigen Wochen. Verwirrt legte sie den Brief beiseite. Was war nur geschehen? Hing es mit Dominik zusammen?
    Tief in Gedanken griff die Baronesse nach ihren eigenen Bri efen. Es freute sie, daß Jürgen sie aufbewahrt hatte. Nacheinander zog sie die Briefe aus ihren Kuverts. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie sie die Briefe geschrieben hatte. Meist war sie dabei in Hochstimmung gewesen. Oft hatte Jürgen sie gerade erst nach Hause gebracht gehabt, und schon hatte sie sich an ihren Schreibtisch gesetzt, um ihm zu schreiben.
    Plötzlich stutzte Christina. In einem der letzten Briefe lag ein zusammengefaltetes, etwas dickeres Blatt Papier. Es stammte g arantiert nicht von ihr.
    Sie faltete das Blatt auseinander. Es handelte sich um eine Au fstellung einzelner Beträge. Sie glich der, die ihr Jürgen einmal gezeigt hatte. Wie war die Aufstellung in das Kuvert geraten? Jürgen mußte sie versehentlich mit ihrem Brief weggesteckt haben.
    Die Baronesse zählte in Gedanken die einzelnen Beträge z usammen. Sie ergaben die Summe von einunddreißigtausend Mark. Wem hatte Jürgen dieses Geld geliehen?
    Sie drehte das Blatt herum, und erst jetzt entdeckte sie ganz am Rand eine flüchtige, kaum noch lesbare Bleistiftnotiz: "Ich muß unbedingt mit Dieter sprechen. So geht es nicht weiter."
    Dieter! Christina preßte eine Hand auf ihr Herz. Natürlich, Jürgen konnte nur Dieter soviel Geld ohne jede Sicherheit geliehen haben. Die beiden waren gute Freunde gewesen, hatten einander vertraut. Dieter war nach dem Verlust seines Vermögens ständig in Geldschwierigkeiten gewesen. Bestimmt hatte es Jürgen zuerst nichts ausgemacht, seinem Freund zu helfen. Sicher hatte er ihn aber auch davor gewarnt, weiterhin das Geld zur Spielbank zu tragen.
    Die junge Frau stand auf. Unruhig ging sie in ihrem Zimmer auf und ab. Sie überlegte, ob sie Herrn Bachmann anrufen sollte, um ihm von ihrem Fund zu erzählen. Sie mußte mit einem Me nschen darüber sprechen, wollte sie nicht verrückt werden.
    Nein, ich kann ihn nicht anrufen, dachte sie dann.
    Und ihre Eltern?
    Christina war versucht, mit ihren Eltern zu sprechen, aber sie scheute davor zurück. Gut, sie hatte die Aufstellung der Schulden gefunden und wußte jetzt auch, wem Jürgen das Geld geliehen hatte, aber mußte das gleichzeitig auch heißen, daß Dieter ein Mörder war?
    Die junge Frau setzte sich wieder auf die Fensterbank. Sie stützte den Kopf in die Hände. Dieter hatte sich nach Jürgens Verschwinden verändert. Manchmal war es ihr und ihren Freunden vorgekommen, als würde er es vermeiden, mit ihnen zusammenzutreffen.

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