Die Hand im Moor (German Edition)
wu rde. "Lebte er da noch?"
"Nein, Jürgen ist sofort tot gewesen." Dieter sah sie an. "Bitte glaube mir, ich wußte nicht, was ich tun sollte. Ich überlegte hin und her, wo ich Jürgens Leiche verschwinden lassen könnte. Sie im See zu versenken, war mir zu unsicher."
"Und sein Motorrad?"
"Liegt ebenfalls im Moor, allerdings rund hundert Meter en tfernt", gab der Designer zu. "Zuvor hatte ich noch Jürgens Haustürschlüssel an mich genommen. Ich packte eilig ein paar von seinen Sachen zusammen. Alles sollte nach einem hastigen Aufbruch aussehen." Er griff nach Christinas Hand.
"Laß das!" Sie zuckte vor ihm zurück.
"Es war ein Unfall, ein furchtbarer Unfall", beteuerte er erneut. "Christina, bitte sei vernünftig. Behalte für dich, was ich dir erzählt habe. Dir kann doch nicht daran gelegen sein, mein Leben zu zerstören. Die ganze Sache ist jetzt über drei Jahre her."
"Du hast vielleicht Nerven." Christina sprang auf. "Am besten wäre es, du würdest dich der Polizei stellen. Vielleicht bekommst du dann mildernde Umstände."
"Ich denke nicht daran." Dieter sprang ebenfalls auf. Sein Stuhl stürzte um. Er packte Christinas Arm. "Vermutlich weiß niemand, daß du hier bist." Er schaute ihr ins Gesicht. "Es paßt zu dir, heimlich, still und leise einem Menschen das Leben zur Hölle zu machen."
"Laß mich los." Die junge Frau versuchte verzweifelt, sich g egen ihn zu wehren. "Willst du mich etwa auch umbringen?" Sie stieß mit dem Fuß nach ihm.
Dieter war schneller. Ihr Fuß stieß ins Leere. Seine Hände packten fester zu. "Wirst du vernünftig sein?" fragte er schne idend. Er begann sie heftig zu schütteln.
Die junge Frau schrie laut um Hilfe.
"Ich fragte, ob du vernünftig sein wirst", wiederholte er. Seine Augen traten hervor. Auf seinen Lippen bildeten sich Bläschen.
Erneut schrie Christina auf.
Im selben Moment hörte sie das Splittern von Holz. Harro stieß die angelehnte Küchentür beiseite. Mit einem wütenden Bellen stürzte er sich auf Dieter, verbiß sich in dessen Arm.
Entsetzt gab der Designer Christina frei. Die junge Frau ta umelte.
"Nicht hinfallen." Dominik Bachmann fing Christina auf. Er führte sie zum nächsten Stuhl. "Setzen Sie sich", befahl er resolut.
"Nehmen Sie den Köter weg!" schrie Dieter Fischer. Harro hatte ihn in eine Ecke gedrängt. Gefährlich knurrend saß der Hund vor ihm, ließ ihn nicht eine Sekunde aus den Augen.
Dieter wußte, daß er verloren hatte. Plötzlich sank er in sich zusammen. Auf dem Boden kauernd verbarg er das Gesicht in den Händen. Sein Schluchzen erfüllte die Küche.
"Er hat Jürgen ermordet", sagte Christina leise. "Er hat es zugegeben." Sie griff nach der Liste, die noch immer auf dem Tisch lag. "Ich habe sie gestern abend gefunden."
Dominik Bachmann suchte in den Schubladen des Küche nschranks nach Klebeband. Widerstandslos ließ sich Dieter fesseln. Noch immer schluchzte er. Von dem Mann, der er einst gewesen war, war nur ein hilfloses Bündel Mensch zurückgeblieben.
Sie verständigten telefonisch die Polizei. Schon zwanzig M inuten später trafen die Beamten ein und brachten den Designer zu einem der Wagen. Christina und Dominik sollten ihnen nach Oldenburg folgen.
"Wie haben Sie mich gefunden?" fragte die junge Frau, nac hdem die Polizei das Grundstück verlassen hatte. Sie zitterte noch immer.
Dominik nahm sie ganz einfach in den Arm. "Ich machte mir Sorgen, als Sie so einfach wegfuhren", gestand er. "Ich überlegte, was Sie vorhaben könnten. Dann nahm ich mir die Freiheit und rief Ihre Freundin Karin an. Sie meinte, bei dem guten Freund könnte es sich nur um Herrn Fischer handeln. Er sei der einzige, der von damals übriggeblieben sei. Und dann zählte ich zwei und zwei zusammen. Wer immer Herrn Wahl ermordet hatte, mußte ein sogenannter guter Freund gewesen sein. Warum also nicht Herr Fischer, der sein Vermögen beim Spiel verloren hat?"
"Ich bin so froh, daß Sie gekommen sind." Christina beugte sich zu Harro hinunter, der seinen Kopf gegen ihr Bein stieß. "Dich meine ich natürlich auch", versicherte sie. Als sie den Kopf hob, begegneten ihre Augen Dominiks Blick. Spontan legte sie die Arme um seinen Hals und küßte ihn.
* * *
Noch am selben Tag legte Dieter Fischer ein lückenloses Geständnis ab. Er versicherte noch einmal, daß er nicht vorgehabt hatte, Jürgen zu ermorden, genauso wenig, wie er Christina hatte ein Leid zufügen wollen.
"Sieht aus, als sei Dieter psychisch krank", meinte Volker von Quant,
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