Die Hand im Moor (German Edition)
gehandelt. Vielleicht erhalten Sie sogar eines Tages einen Orden dafür."
"Auf einen derartigen Orden lege ich keinen Wert", sagte D ominik betroffen. "Davon abgesehen, will ich ehrlich sein. Ich hätte die Pistole auf jeden Fall der Polizei übergeben."
"Wenigstens lügen Sie nicht."
"Ich würde Sie niemals belügen, Baronesse von Frey." Es fiel Dominik schwer, der jungen Frau nicht zu zeigen, wieviel sie ihm bedeutete. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und ihr gesagt, daß er immer für sie dasein würde. Aber das durfte er nicht. Sie gehörte einem anderen, auch wenn sie diesen Mann nicht liebte.
"Das fragt sich noch", meinte Christina. "Wenn Sie nur etwas Anstand besitzen würden, Herr Bachmann, hätten Sie zumindest nach der Verhaftung meines Verlobten Freyhof verlassen. Ich begreife nicht, warum Sie noch immer hier sind."
"Natürlich hätten wir Freyhof verlassen können. Unsere Arbeit ist ohnehin fast abgeschlossen. Aber hätte das nicht wie Flucht ausgesehen?" fragte der junge Forscher. "Auch wenn Sie es nicht wahrhaben sollen, Baronesse, weder meine Männer noch ich haben einen Grund zur Flucht. Es tut mir unendlich leid, was passiert ist, doch ich habe mir bestimmt nichts vorzuwerfen."
"Nicht einmal, daß Sie Unglück über meine Familie gebracht haben?" Christina wußte sehr genau, daß ihre Vorwürfe nicht g erechtfertigt waren, doch sie war zu verbittert, um ihn zu schonen. "Ich wünschte, Sie wären niemals nach Freyhof gekommen. Sie..." Betreten schwieg sie. Immerhin hatte ihr Dominik das Leben gerettet. "Es ist doch ohnehin alles egal", fügte sie den Tränen nahe hinzu.
"Sie sagten mir einmal, daß Sie Herrn Wahl sehr geliebt hätten, Baronesse von Frey", meinte Dominik. Er hob die Hand, um ihr Gesicht zu berühren, ließ sie jedoch gleich wieder sinken. "Ist es nicht besser, Gewißheit über das Schicksal eines geliebten Me nschen zu haben, statt sich sein Leben lang zu fragen, was aus ihm geworden ist?"
Christina nickte. "In diesem Punkt haben Sie recht, Herr Bachmann." Aufseufzend schüttelte sie den Kopf. "Ich hätte Ihnen keine Vorwürfe machen dürfen, aber versuchen Sie sich doch einmal, in meine Lage zu versetzen. Mein Verlobter hat Herrn Wahl nicht ermordet hat. Jemand hat Volkers Pistole gestohlen und damit auf Jürgen geschossen."
"Dann muß es jemand gewesen sein, der Zugang zu seinen Räumen hatte", gab Dominik zu Bedenken.
"Es sieht fast so aus." Christina strich sich die Haare zurück. "Jede nfalls ist Volker kein Mörder."
Dominik hatte nicht vor, die junge Frau zu quälen, dennoch fragte er: "Werden Ihnen diese Worte von Ihrer Liebe zu Herrn von Quant diktiert?"
"Sie wissen sehr genau, daß ich Herrn von Quant nicht liebe, Herr Bachmann", erwiderte die Baronesse wütend. "Aber ich kenne ihn lange genug, um zu wissen, was er für ein Mensch ist."
"Dann sollten Sie überlegen, wer ein Interesse am Tod von Herrn Wahl gehabt haben könnte."
Christina hob die Schultern. "Wie gesagt, Jürgen hatte keine Feinde."
"Sie sollten aufhören, Ihren verstorbenen Freund im Glorie nschein zu sehen", sagte Dominik grob. "Jeder Mensch hat Feinde, manchmal ahnt man nicht einmal etwas davon. Herr Wahl..." Der junge Forscher blickte Christina irritiert an. "Was haben Sie denn?"
"Mir ist gerade wieder eingefallen, daß Jürgen hin und wieder Geld verliehen hat. Jemand schuldete ihm über dreißigtausend Mark. Er nannte mir zwar nicht den Namen des Schuldners, aber er sprach davon, daß er nicht mehr lange warten würde. Seine Gutmütigkeit sei lange genug ausgenutzt worden."
"Das wäre immerhin ein Anhaltspunkt", sagte Dominik. "Sie sollten sich damit an die Polizei wenden. Vielleicht findet sich im Haus von Herrn Wahl ein Hinweis auf den Schuldner."
"Inspektor Weller weiß davon. Ich habe es ihm an dem Tag g esagt, an dem Jürgens Leiche gefunden wurde." Sie schenkte Dominik ein Lächeln. Ihr Zorn auf ihn war verraucht.
"Sie sind noch viel hübscher, wenn Sie lächeln", meinte er.
Christina blickte auf ihren Verlobungsring. Das Gold schien auf ihrer Haut zu brennen. Sie sagte sich, daß dieser Ring Karin bedeutend besser gestanden hätte. Doch das war im Moment unwichtig. Volker mußte erst einmal aus der Untersuchungshaft entlassen werden, danach konnte sie mit ihm über alles sprechen.
Dominik umfaßte die Schultern der jungen Frau. "Ich glaube, Sie ahnen nicht einmal, wieviel Sie mir bedeuten, Christina", sagte er mit belegter Stimme. "Seit ich Sie das erste Mal
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