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Die Heilerin von Lübeck

Die Heilerin von Lübeck

Titel: Die Heilerin von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Schiffes, einer von denen, die weite Fahrten machten, um Gold und Silber nach Lübeck zu holen. Aber verpackte man Gold wirklich in mannshohen Ballen?
    Taleke wandte sich den Lastkähnen zu. Die wurden bis hoch über die Wasseroberfläche hinaus beladen. Hinten blieb eine Plattform frei, auf der ein Mann stehen konnte. Unmöglich, dass die jemanden in den Stadthafen mitnahmen. Und die vornehmen Schiffer auf den geleichterten Hochseeschiffen wagte Taleke gar nicht erst anzusprechen.
    Aber sie fand sich schnell mit dem Gedanken ab, am nächsten Tag auf dem Treidelpfad nach Lübeck zu wandern, und machte sich auf, einen Schlafplatz zu suchen. Unter dem vorspringenden Reetdach eines Geräteschuppens fand sie hinter Brennholz einen trockenen, warmen Platz.
     
    Sie war hundemüde, aber der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Der Duft eines am Spieß gedrehten Ferkels zog in Schwaden in ihr Versteck, ebenso wie der von ofenwarmem Brot. Schließlich konnte sie dem fröhlichen Schwatzen der Seeleute am Ufer nicht widerstehen, schlich hin und ließ sich geräuschlos hinter den Männern im Gras nieder. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen, während sie die Männer beobachtete, die über mehreren Feuern frisch gefangene, auf Stöcke aufgespießte Fische garten. Auch deren Geruch war unwiderstehlich, und Talekes Hunger gewaltig.
    Noch während sie überlegte, ob es ihr gelingen würde, einen Fisch zu stehlen, wurde ihr, wie allen anderen, eine Forelle gereicht und als Draufgabe ein Becher Bier, das ebenso großzügig ausgeteilt wurde. Staunend griff sie zu.
    Das Bier war himmlisch. Diese Sorte hatte sie noch nie gekostet. Stillschweigend genoss sie alles, was ihr geboten wurde, auch, dass man sie nicht fragte, woher und wohin, sondern sie einfach eine glückliche Rückkehr mitfeiern ließ. Mit solchen Männern hatte sie noch nie zu tun gehabt.
    Der einzige Rückkehrer war die Kogge namens »Brücke«, die Getreide aus dem Süden und Salz ins norwegische Bergen gebracht hatte und als Rückfracht Stockfisch fuhr. Der Schiffer hieß Volrad Wittenborch. Er pflegte das Glück auf seiner Seite zu haben, so auch bei dieser ersten Fahrt im Frühjahr: Sie hatten eine schnelle Fahrt ohne Sturmschäden, Unfälle und Seeräuberüberfälle gehabt, und der Handel war zügig und in vollem Einvernehmen mit den norwegischen Kaufleuten abgewickelt worden. Besser konnte es gar nicht gehen, erfuhr Taleke.
    »Alles zu eurer Zufriedenheit, Männer?«, fragte plötzlich aus der schon dunklen Nacht eine Stimme.
    »Jawohl, Schiffer, und besten Dank auch für das Bier«, antworteten die Seeleute im Chor.
    »Gut, Männer, dann feiert in Demut und Bescheidenheit weiter«, mahnte der Mann, der Taleke vom Schiff aus angesprochen und jetzt seine blonden Haare mit einem Samtbarett gebändigt hatte, wie sie erkannte, als er in den Lichtschein trat. »Wir haben allen Grund zur Dankbarkeit. Wenn die Fässer mit unserem guten Hopfenbier geleert sind, geht still zur Koje. Hütet euch vor Besuchern an eurem Feuer, die Wasserbrand oder Gagelbier mitbringen. Beides ist Teufelszeug und gefährlich.«
    »Wir wissen es, Schiffer«, antwortete einer der Männer ernst, ein junger, rothaariger Kerl.
    »Gut, Tideke. Dann wünsche ich euch allen eine bekömmliche Nacht, die kurz sein wird. Die ›Brücke‹ wird morgen in aller Frühe getreidelt, und am Nachmittag seid ihr zu Hause.«
    Die Seeleute klapperten zustimmend mit allem, was dazu geeignet war: mit den Essmessern an den Trinkbechern, mit Holz am Bierfass, mit einer Flöte am Drehspieß. Taleke stimmte mit Löffel und Messer begeistert ein.
    »Ihr seid auch hier?«, fragte Wittenborch lächelnd.
    »Nicht
Ihr,
Herr Schiffer.
Du
ist angemessen für jemanden wie mich«, erwiderte Taleke ungewohnt bescheiden und schlug die Augen nieder. »Ich bin nur eine Magd, zurzeit auf Wanderschaft nach Lübeck. Ich danke für die Gastfreundschaft, die unverdient ist. Eure Männer sind sehr großzügig. Ich habe nicht gebettelt, ich wäre mit der Gesellschaft froher Menschen zufrieden gewesen.«
    »Du warst hungrig?«
    »Oh ja, Herr Schiffer, ich hatte nur einen kleinen Käselaib, der bis gestern reichte, und heute war meinem leeren Magen nach einem großen Wal zumute. Wir sagen: ’n grawen Knust is beter as ’n leddig Fust, aber die Brotkruste hätte mir heute nicht gereicht.«
    Er lächelte auf sie herunter. »Dann stärke dich nur tüchtig und danke dem Herrn dafür.«
    Taleke nickte voller Ernst.
    Ohne ein weiteres Wort

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