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Die Heilerin von Lübeck

Die Heilerin von Lübeck

Titel: Die Heilerin von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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rief sie in jammerndem Ton aus, als ihr wieder einfiel, dass der Mönch zu Mitleid verpflichtet war.
    Da lachte er schallend. »So nicht! Und bei mir nicht! Ich kenne jeden Schwindel von euresgleichen. Aber die Küche wird wohl noch einen Brotkanten, eine Speckschwarte und ein paar trockene Pflaumen für dich erübrigen können.«
    Er meinte es ehrlich mit ihr. »Danke, Eminenz«, sagte Taleke voller Inbrunst und trat näher an ihn heran, was für sie einen Vertrauensbeweis bedeutete.
    »Du neigst zu Übertreibungen.« Der Mönch rümpfte die Nase und schüttelte den Kopf. »Irgendeine Art von Erziehung ist dir wohl unbekannt?«
    »Weit gefehlt, edler Herr Mönch, ich habe tagtäglich Gänse erzogen.« Taleke bemühte sich, sich nicht von ihm beleidigt zu fühlen. Sie ahnte nicht einmal, warum er so streng mit ihr sprach.
    »Das meinte ich weniger, Herrin der Gänse. Du stinkst wie der Höllenpfuhl.«
    »Ist das schlimm?« Taleke war vollkommen überrascht. Wer stank denn nicht?
    »Ja, sehr schlimm. Wenn du beabsichtigst, noch ein paar weitere Jahre in der Jauche zu verbringen, kann ich dir auf den Kopf zusagen, dass du eines Tages ein Fall für mein Siechenhaus wirst.«
    »Ha! Ihr schwindelt!«, rief Taleke triumphierend. »Und wie! Der Pastor, der auf dem Gut predigt, hat uns davor gewarnt zu sündigen, weil Gott der Herr uns sonst mit Aussatz strafen würde. Von Schmutz war nie die Rede!«
    »Hm«, brummelte der Mönch unschlüssig.
    »Stimmt das nicht?«
    »Sagen wir so: Der Pastor meinte wahrscheinlich, dass der Herr zürnt, weil Er Adam und Eva sauber erschuf und erwartet, dass alle Menschen ihnen nacheifern. So gesehen begeht eine Sünde, wer von Dreck strotzt. Solchen Menschen schickt er zur Strafe den Aussatz. Zuweilen.«
    Taleke folgte seinen Ausführungen mit gerunzelter Stirn. »Unser Pastor war selber von den Sohlen bis an die Knie voll mit Stallschiet. Und er war kerngesund, soviel ich weiß, allerdings schnorrte er sich in allen Küchen immer das beste Essen. Ich habe auch gehört, dass manche Mönche sich kaum waschen. Nennt Ihr sie auch sündig?«
    Der Mönch warf die Arme abwehrend in die Höhe. »Du stiehlst mir mit deinen Einwänden Zeit. Das ist auf jeden Fall eine Sünde, denn ich hätte die Zeit sonst für meine Gebete verwandt.«
    Taleke starrte ihn stumm an. Er war ein Lügner. Ein Mönch, den sie als Lügner ertappt hatte. Die Welt erwies sich jetzt schon als anders, als sie geglaubt hatte.
    »Geh in die Küche und lass dir Brot, Speck und Pflaumen geben«, setzte der Mönch nörgelnd fort. »Dort, wo Rauch aufsteigt. Hab keine Angst vor den Siechen, in so kurzer Zeit passiert dir nichts.«
    Taleke, die sich voller Erleichterung bereits wieder auf den Weg gemacht hatte, stoppte und drehte sich zu ihrem Gönner um. »Wie meint Ihr das? Ist deren dreckige Sünde ansteckend?«
    »Nein! Aber das traute Zusammensein mit den Miselsüchtigen! Tu dich nie mit einem Mann zusammen, der aus dem Morgenland zurückgekommen ist und dessen Haut helle Male aufweist, die unempfindlich sind. Erst hat er den Aussatz, dann du!«
    »Ja, nein.« Taleke war vollends verwirrt. Sie würde über seine Worte nachdenken, weil sie das Gefühl hatte, dass seine Erfahrungen eine andere Erklärung für den Aussatz lieferten als die, die der Priester auf dem Gut gegeben hatte. Sie verstand sie nicht. Aber das lag an ihr, nicht an ihm. »Ich werde mir das überlegen«, sagte sie würdevoll. »Darf ich Euch noch etwas fragen?«
    »Gewiss.«
    »Gibt es einen anderen Weg nach Lübeck als den zum Holstentor?«
    »Das klingt drollig, weil es der einfachste und nächste ist, aber du wirst deine Gründe haben. Natürlich gibt es mehrere Wege nach Lübeck. Du wendest dich am besten Richtung Sonnenaufgang und wanderst die Straße nach Travemünde entlang. Dort, wo du auf der gegenüberliegenden Traveseite viele Schiffe siehst, liegt der Weiler Gothmund. Da machen die Schiffer Zwischenhalt auf ihrem Weg von der Travemündung zum Lübecker Stadthafen. Du musst dich auf die andere Traveseite übersetzen lassen. Vielleicht nimmt dich ein Schiffer mit. Wenn nicht, gibt es den Treidelpfad entlang des Flusses, dem du nur in die Stadt zu folgen brauchst. Du kommst dann am Burgtor an. Dort betreibt mein Orden ebenfalls ein Leprosenhaus …«
    »Oh, das ist ja einfach«, sagte Taleke erfreut.
    »Für die Füße einfacher als für die Seele«, bemerkte der Mönch knurrig und setzte sich mit wehender Kutte in Bewegung.
     
    »Für die Füße

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