Die Heimkehr Der Tochter
Gesicht, war ihre jüngste Schwester Jo Beth ganz dem Vater ergeben, so wie Laurel der Mutter.
„Sagt nicht, dass das unsere kleine Jo Beth ist. Ich kann es nicht glauben."
Das Mädchen verdrehte die Augen und machte eine angewiderte Miene.
„Um Himmels willen, Kind, hör auf, dich so zu räkeln! Komm her und begrüße deine Schwester!" wies Lily sie zurecht.
„Das kann ich auch von hier aus." Sie würdigte Maggie kaum eines Blickes. „Hi."
„Jo Beth!" Die Warnung in der mütterlichen Stimme war unüberhörbar, und die Stimmung des Mädchens wechselte sofort von angesäuert nach kampflustig.
„Was? Soll ich etwa ein Rad für sie schlagen? Warum? Sie hat sich in sieben Jahren nicht um uns gekümmert. Das große Supermodel ist sich zu gut für uns und für Ruby Falls."
Martin drehte sich mit einem abfälligen Lächeln kurz zu ihnen um.
Laurel japste. „Wie kanns t du so etwas Schreckliches sa gen!"
„Jo Beth!" schimpfte ihre Mutter.
„Was denn? Es ist doch die Wahrheit! Wir wissen doch alle, dass sie sich nicht für uns interessiert!"
„Also wirklich, Kind!" empörte sich Lily, peinlich berührt. „Du solltest dich schämen, so mit deiner Schwester zu reden. Sei nett und entschuldige dich."
„Wenn die Hölle gefriert." Das Mädchen schoss aus dem Sessel und warf Lily einen bösen Blick zu. Jo Beth ballte die Fäuste, und ihr Gesicht war in jugendlicher Empörung verzerrt.
„Jo Beth! Was fällt dir ein ..."
Maggie berührte Lily am Arm. „Nein, Mom, lass nur. Es ist schon gut. Sie hat ein Recht auf ihre Meinung."
„Du brauchst mich nicht zu verteidigen!" giftete Jo Beth sie an.
„Gut, denn das tue ich gar nicht. Ich verteidige nur dein Recht auf freie Meinungsäußerung. Wenn du willst, kannst du dich später mit mir aussprechen." Maggie warf einen Blick auf ihren Vater. „Aber jetzt ist wohl nicht der richtige Zeitpunkt dafür."
Jo Beth schien etwas erwidern zu wollen, warf sich nach einigen Sekunden jedoch nur wortlos wieder in den Sessel und schmollte vor sich hin.
Da sie es nicht länger vermeiden konnte, sah Maggie ihren Schwager zum ersten Mal an. „Hallo, Martin."
Er presste die Lippen zusammen und nickte knapp. „Maggie."
Die knappe Erwiderung erfüllte nicht einmal die Mindestanforderungen an Höflichkeit, was Maggie nur recht war. Je weniger er zu ihr sagte, desto besser. Sie wäre zu glücklich, wenn er nie wieder das Wort an sie richten würde.
„Ist er aufgewacht, seit ich weg war?" flüsterte Lily und ging zum Bett ihres Mannes.
Laurel schüttelte den Kopf. „Nein. Er schläft wirklich fest. Er hat sich nicht mal bewegt."
Maggie stellte sich neben ihre Schwester ans Bett, der Mutter gegenüber. Sie legte einen Arm auf das Seitengitter des Bettes und strich ihrem Vater eine Haarsträhne aus der Stirn.
Er war ebenfalls dünner geworden und älter. Die Feststellung versetzte ihr einen schmerzlichen Stich.
Tiefe Linien durchzogen seine Stirn und rahmten seine Mundwinkel. Sein einst dunkles Haar war jetzt grau meliert. Maggie hatte ihren Vater immer als stark und unüberwindbar erlebt. Zu sehen, dass er gebrechlich wurde, tat weh.
In dem verwaschenen blau-weiß gestreiften Krankenhaushemd sah er alt, krank und verletzlich aus. Seine Augen schienen in die Höhlen gesunken zu sein, und die Haut an Nacken und Armen wirkte pergamentartig und faltig. Sogar das Haar auf seiner Brust, das aus dem V-Ausschnitt lugte, war weiß geworden.
Maggie spürte Tränen in die Augen steigen, blinzelte sie jedoch entschlossen fort. Zeit und die Krankheit hatten ihren Tribut gefordert, doch Jacob Malone war immer noch ein großer Mann. Was machte es schon, wenn seine Schultern ein bisschen knochig waren und seine Brust nicht mehr so breit und kräftig wie früher? Sie war immer noch breit genug, um fast das Bett einzunehmen, oder?
Mit einer schrecklichen Sehnsucht im Herzen betrachtete sie die breiten Schultern, und ein trauriges Lächeln ließ ihre Lippen beben. Wie oft hatte sie sich gewünscht, von den starken Armen ihres Vaters gehalten zu werden, den Kopf an seine Schulter zu legen und gedrückt zu werden und ihn dabei sagen zu hören: Ich hab dich lieb, Maggie-Mädchen?
Die Kiefer zusammengepresst, kämpfte sie gegen die aufwallende Trauer und den Schmerz an.
Er durfte nicht sterben. Die Ärzte mussten sich irren. Achtundfünfzig war kein Alter. Er konnte die Krankheit besiegen.
Oh Gott, Daddy, bitte stirb nicht!
„Laurel, es ist Zeit zu gehen", erklärte Martin. „Ich
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