Die Heimkehr Der Tochter
später wiederkommen."
„Sie stören nicht." Jacob sah Maggie frostig an. „Sie wollte gerade gehen."
Maggie zwang sich zu einem Kichern und blinzelte dem Doktor zu. „Nicht sehr diskret, was. Das ist Daddys Art, mir mitzuteilen, ich soll verschwinden, während Sie ihn untersuchen." Sie zwinkerte und flüsterte hinter vorgehaltener Hand, damit es alle hörten: „Ich glaube, er fürchtet, Ihr nettes Krankenhausnachthemd sei etwas zu freizügig für mein sensibles Gemüt."
Dr. Sanderson schien entsetzt. „Oh nein, bitte, gehen Sie nicht meinetwegen. Ich kann genauso gut am Ende meiner Runde noch einmal vorbeikommen."
Maggie lachte wieder und tätschelte ihm den Arm. „Ich mache nur Scherze, Doc. Daddy ist nur rücksichtsvoll. In den letzten vier Tagen habe ich außer kurzen Nickerchen im Flugzeug keinen Schlaf bekommen. Der Jetlag holt mich ein.
Wenn ich nicht bald ein Bett finde, falle ich um. Ich bin nur auf dem Heimweg vorbeigekommen, um meine Familie wissen zu lassen, dass ich da bin."
„Verstehe. In dem Fall war es mir ein Vergnügen, Sie kennen zu lernen. Vielleicht sehen wir uns noch mal, ehe Sie abreisen."
„Vielleicht", erwiderte sie mit flirtendem Lächeln und sah leichte Röte in seinem Nacken aufsteigen.
Obwohl Maggie zum ersten Mal im Leben richtig wütend war auf ihre Mutter, umarmte sie sie kurz zum Abschied, da Dr. Sanderson anwesend war. „Wir sehen uns später zu Hause."
Sie beugte sich hinab, küsste ihren Vater auf die Stirn und ignorierte, wie er bei ihrer Berührung versteinerte. Sie blinzelte ihm zu und neckte: „Also, Daddy, und dass du mir ja keine hübschen Schwestern jagst, hörst du?"
Sie ignorierte das Schmalerwerden seiner Lippen und verließ den Raum scheinbar selbstsicher, als hätte sie keine Sorge auf der Welt.
Sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, sackte sie an der Wand im Flur in sich zusammen und schlug eine Hand vor den Mund. Oh Gott, oh Gott!
Der Druck in ihrer Brust wurde unerträglich. Ein Schluchzer kam ihr über die Lippen. Obwohl sie dagegen ankämpfte, rannen ihr Tränen aus den Augen und verschleierten ihren Blick, als sie den langen Flur hinuntersah.
Maggies Gesicht verzerrte sich, die Schultern sanken nach vorn und begannen zu beben. Sie rang um Fassung, doch ihr Kummer war zu groß. Sie fühlte, dass sie nicht mehr an sich halten konnte. Mit einem tiefen Schluchzer wandte sie sich der Wand zu und ließ den Tränen freien Lauf.
So fand Dan Garrett sie, als er einige Minuten später in den Flur kam.
Er entdeckte sie, sobald er aus dem Fahrstuhl trat, und blieb verblüfft stehen. Das Letzte, womit er gerechnet hätte, war, Jacobs kühne, selbstsichere Tochter als Häufchen Elend zusammengesunken hier wiederzufinden.
Dan sah sich rasch um. Die drei Schwestern hinter dem Tresen waren beschäftigt und hatten sie noch nicht entdeckt. Die Jüngste blickte lächelnd auf, als er vorüberging, doch er nickte ihr nur zu und setzte seinen Weg fort.
Dabei achtete er darauf, Maggie mit seinem Körper vor den Blicken der Schwestern zu schützen. Nicht um ihretwillen, er mochte sie nicht besonders. Aber sie war Jacobs Tochter, und jedes Aufsehen um sie würde ihn belasten.
Es gab niemanden auf der Welt, den Dan so sehr respektierte und bewunderte wie Jacob Malone. Er verdankte ihm vieles. Im Gegensatz zu allen anderen, die ihn als nichtsnutzigen Abschaum von der falschen Straßenseite abgetan hatten, hatte Jacob ihm seinerzeit eine berufliche Chance gegeben. Im Gegenzug würde er fast alles tun, Jacob vor Schaden zu bewahren.
Maggie war so in ihrem Kummer gefangen, dass sie ihn nicht näher kommen hörte. Ihr Weinen war kaum hörbar, doch leise zu sein kostete sie enorme Anstrengung. Die herzzerreißenden Schluchzer drohten sie zu ersticken, und ihre Heftigkeit ließ ihren Körper erbeben.
Dan rann ein Schauer über den Rücken. Was um alles in der Welt war nur geschehen? Er zögerte und berührte sie schließlich an der Schulter. „Alles in Ordnung?"
Maggie zuckte heftig zusammen. Sie drückte sich von der Wand ab, richtete sich auf und stand in straffer Haltung da.
Das Kinn leicht vorgeschoben, nahm sie die Schultern zurück, richtete sich das Haar und wischte einen imaginären Fusel von ihrem Rock. „Natürlich ist alles in Ordnung."
„Warum weinen Sie dann?"
„Ich weine nicht", widersprach sie heftig, obgleich sie mit den Fingern die Tränen von den Wangen wischte.
„Na klar." Er hatte eine Schwester. Er wusste, wie verweinte
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