Die Heimkehr des Highlanders
den Ärmchen herum. Zu interessant war das Treiben um ihn herum. Seine Augen waren überall, wo sich etwas bewegte, seine Ohren lauschten auf jedes Geräusch.
»Geh nur zu Ewan, ich habe Donny gerne bei mir«, versicherte Marion, die spürte, dass Joan am liebsten beim Holzaufschichten zugeschaut hätte. »Dòmhnall und Peader sind auch dort, unsere Männer hat man dieses Jahr dazu verdonnert, das Lagerfeuer zu organisieren.«
Marion hatte ›unsere‹ Männer gesagt, wahrscheinlich unbewusst; dennoch schien sie sich stark zu dem Laird hingezogen zu fühlen, wie Joan amüsiert vermutete.
»So eine große Menschenansammlung hab ich lange nicht gesehen«, sagte sie laut. »Wie viele Menschen es wohl sein mögen?«
»Ein paar Tausend werden es mit Frauen und Kindern sein.« Marion verlagerte das Gewicht ihres Enkels auf den anderen Arm. »Und nun geh zu deinem Mann, dein Sohn und ich kommen schon alleine zurecht.« Marion zwinkerte ihrer Tochter zu, hatte sie doch längst bemerkt, dass Joan endlich einmal alle Grübeleien von sich geschoben hatte.
In der Mitte des Festplatzes türmte sich bereits ein riesiger Scheiterhaufen, und der würzige Geruch der bratenden Ochsen lag in der Luft. Der Tag war grau verhangen, doch niemanden schien das zu stören, auch Joan nicht, angesichts des munteren Treibens. Es regnete nicht, und wenn Petrus gnädig war, würde er während dieser einen Woche dafür sorgen, dass es so blieb.
Joan konnte Ewan zwischen den anderen Männern erkennen, er hatte sein Hemd ausgezogen, und sein Oberkörper glänzte vor Schweiß. Vor Glück schlug Joans Herz schneller, wie üblich, wenn sie Ewan sah. Auch er schien alle Sorgen vergessen zu haben. Ihr Glück hatte so oft schon an einem seidenen Faden gehangen.
Auch Dòmhnall hatte sich seines Hemdes entledigt, und zum ersten Mal konnte Joan seinen gewaltigen nackten Oberkörper bewundern. Sie fragte sich, ob es im einundzwanzigsten Jahrhundert solche Prachtexemplare von Männern überhaupt noch gab – ihr war jedenfalls nie eines davon über den Weg gelaufen. Und wenn, dann waren die Muskeln durch Fitness-Center und Anabolika entstanden und nicht durch harte, körperliche Arbeit.
Als die Vorbereitungen getroffen waren, begaben sich nun auch die Frauen in ihre Zelte, um sich fein zu machen.
Joan hatte ihre Tracht mitgenommen, die sie nach Màiris Anleitung selbst genäht hatte und mächtig stolz darauf war.
»Nun kannst du sehen, wie groß der MacLaughlin Clan ist, mo ghràidh «, sagte Ewan nicht ohne Stolz, als er sich Hand in Hand mit Joan den anderen Männern in dem typischen rotgrünen Tartan näherte. »Ein jeder ist ein guter Krieger und Kämpfer.«
Sogar die Männer, die ansonsten wenig Wert auf ein gepflegtes Äußeres legten, waren prächtig gekleidet. Ihre langen Haare waren gekämmt, die Plaids sauber und die Clanbroschen auf Hochglanz gebracht.
Einen Augenblick schwiegen Ewan und Joan, denn beide dachten dasselbe. Was würde in wenigen Jahren mit diesen Männern geschehen?
Doch dann löste sich Ewan von seiner Frau und gesellte sich zu seinen Männern. Dòmhnall sah am festlichsten aus, er trug eine uniformähnliche dunkelgrüne Jacke mit goldenen Knöpfen und ein spitzenbesetztes Jabot. An seinem Bonnet war eine lange Fasanenfeder befestigt.
Joan stellte fest, dass alle Lairds ähnlich gekleidet waren, und als sie später im Kreis der anderen Frauen auf das Eintreffen der Männer wartete, wurde Joan von einem nie gekannten Stolz erfasst.
Sie, die Engländerin, war eine von ihnen geworden, die eine jahrtausendealte Kultur vorweisen konnten und keineswegs Wilde waren. Sie war mit der Hochzeit eine MacLaughlin geworden und erst jetzt wurde ihr richtig bewusst, was dies bedeutete und wie glücklich sie darüber sein konnte.
Ein Trommelwirbel ließ Joan schließlich aufhorchen, der erste Clan erschien auf einem der Hügel und sein Anführer rief mit kräftiger Stimme: »Der Campbell Clan ist hier!«
Zahllose Männer im grünen Tartan erschienen hinter ihm und marschierten mit feierlichen Gesichtern und unter dem Beifall der Zuschauer hinunter zum Festplatz.
Es folgten Clans mit den klangvollen Namen Farquarson, Barclat, Murrat of Tullibardine, Sinclair, Cameron, Fraser und den verschiedenen MacDonalds; einige Clans waren sogar von den Inseln angereist. Jeder Clan besaß einen anderen Tartan, sodass es bald auf dem Festplatz von bunt karierten Stoffen wimmelte.
Erst ziemlich zum Schluss erschien der MacLaughlin Clan, angeführt
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