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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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tropften weiterhin auf die Tischplatte.
    »Alberico!« Ich versuchte, all die hilflosen, verwirrten, gequälten Gefühle, die ich in dieser Stunde aufbringen konnte, in meine Worte zu legen. »Schließ mit deiner Mutter Frieden! Du möchtest es doch, das sehe ich dir an. Ich weiß, daß ihr euch liebt. Laß uns frei, damit wir unseren letzten Weg gehen können. Er wird uns nicht zu König Hugo führen, das verspreche ich dir.«
    »Und wenn Hugo zu euch kommt – mitsamt seinen blutrünstigen Soldaten?«
    Ich wußte keine Antwort.
    »Wenn er nicht kommt – wohin wollt ihr dann gehen?«
    Ich wußte noch immer keine Antwort.
    »Ins Kloster«, stieß Marozia leise aus. »Oder gleich in den Tod.«
    Er nahm nun meine Hand. Ich spürte, daß in ihm der Haß endgültig verschwunden war.
    »Wißt ihr, was Abt Odo bei König Hugo versucht?« fragte er nach einer längeren Pause.
    »Er versucht, Frieden zu stiften, den König zum Abzug zu bewegen. Er ist ein wahrer Heiliger.«
    Trotz aller herzbrechenden Ereignisse der letzten Stunden keimte in mir Hoffnung auf.
    »Glaubst du, daß es ihm gelingt?«
    »Wir haben gehört, daß in dem Heer die Pest ausgebrochen ist, neben dem Fieber, das seit Wochen wütet. Die Soldaten sterben wie die Fliegen. König Hugo wird seinen zweiten Kampf um Rom auf jeden Fall verlieren, daran gibt es nach den neuesten Berichten keinen Zweifel mehr.« Er sagte es ohne Triumph. »Aber nicht allein Abt Odo wünscht Frieden, auch ich, denn ich möchte meine Reformen in Rom vollenden und die verkommene Kirche mit einem neuen Geist erfüllen.«
    Mittlerweile hatte Marozia ihre Hände von dem verschmierten Gesicht genommen und schaute ihren Sohn an.
    »Wie kommt es, daß du …?« fragte ich.
    »Erinnert ihr euch noch daran, wie ich den 119. Psalm auswendig aufsagen wollte und nach ein paar Versen ins Stocken geriet? Ich erntete Hohngelächter und wurde sogar geohrfeigt.« Er wich dem Blick seiner Mutter aus.
    »Junge, ihr wart Kinder damals«, antwortete ich. Tatsächlich habe auch ich diese Szene nie vergessen.
    »Du schlugst deinen Bruder …« Marozia vollendete ihren Satz nicht.
    Alberico ging nicht auf ihre Worte ein: »Abt Odo hat mir die Worte der Heiligen Schrift erläutert. Wie wird ein Jüngling seinen Weg unsträflich gehen?« Er hielt kurz inne, um dann mit überzeugtem Ernst fortzufahren: »Ich hasse die anarchischen Zustände, wie wir sie in Rom oft erleben mußten. Und ich hasse die Bruderkämpfe in Italien. Wenn wir uns nicht einigen, wird uns irgendwann eine fremde Macht unterwerfen.«
    »Warum erkennst du König Hugo nicht als Herrscher an?« fragte ich.
    »Das fragst du noch? Willst du das etwa?«
    »Weil er dich gedemütigt hat? Und ein Fremder ist?«
    »Er ist ein Mörder, ein skrupelloser Usurpator. Denk nur daran, was er seinem Bruder Lambert angetan hat.«
    »Wenn du dich ihm weiterhin widersetzt, wird er ein drittes Mal vor Rom auftauchen – vielleicht sogar die Ungarn rufen oder die Sarazenen. Ob du dann noch die Stadt schützen kannst, ist zweifelhaft.«
    »Deshalb will ich mit ihm Frieden schließen – obwohl ich ihn hasse.«
    Ich schaute ihn fragend an. Marozia, die in Nachdenken versunken war, blickte wieder auf.
    »Abt Odo soll Hugo folgenden Vorschlag unterbreiten: Wenn er abzieht und auf mein Friedensangebot eingeht, heirate ich zur Besiegelung unserer Abmachung seine Tochter Alda.«
    Marozia lachte stumm.
    »Ist das dein Ernst?« fragte ich.
    Er nickte. »Vielleicht lernen wir uns zu lieben«, sagte er mit einem Hauch von Ironie und nicht ohne beziehungsreich auf seine Mutter zu schauen. Nach einem weiteren Schluck Wein drehte er den Becher in seinen Händen und schaute auf die verbliebene blutrote Flüssigkeit.
    Keiner wußte mehr etwas zu sagen. Alberico trank, ich nahm mir ein Käsestückchen, und diesmal griff auch Marozia nach einer Olive.
    »Wie geht es übrigens unserer Berta? Und Konstantin?« fragte ich nach einer Weile.
    »Konstantin herrscht als strenger Bischof in Nepi. Und Berta?« Er lachte auf, regelrecht erleichtert. »Unsere schüchterne Berta hat durch Crescentius den Enkel des Juden Aaron wiedergetroffen und unverzüglich ihr Novizinnengewand abgelegt. Sie wollen bald nach Antiochia reisen.«
    »Heißt das …« Mir verschlug es die Sprache.
    »Genau, das heißt es«, sagte Alberico lächelnd.
    »Hast du gehört, Marozia, daß deine Tochter Berta … liebt!« Ich konnte meine Begeisterung nicht zügeln. »So ist es doch, Alberico?«
    »So ist

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