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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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weiterwußte. So zog ich die Geheimtür wieder zu und ließ mich langsam zu Boden gleiten.
    Stumm irrten meine Gedanken umher; doch sie fanden keinen Ausgang, keine Erleuchtung, keine Erkenntnis.
    Später schob man uns einen Eimer, Wasser und trockenes Brot mit ein paar Oliven in den Raum.
    Als das schwache Licht aus dem Schacht erlosch, legten wir uns beide nebeneinander auf die Strohsäcke, hielten uns die Hand wie ein altes, liebendes Ehepaar.
    »Irgendwann muß ein Ende sein«, sagte Marozia mit leiser Stimme. »Wenn Hugo tatsächlich die Stadt erobert, weiß ich, was ich zu tun habe. Es ist mein Schicksal, meiner Mutter zu folgen, in Liebe und Haß und sogar auf ihrem Weg in den Tod.«
    Ich wollte ihr zustimmen, weil mir das erneute Einsperren in einen düsteren Kerker allen Mut nahm, weil Anspannung und Unsicherheit meine Nerven bis zum Zerreißen spannten und mich zugleich zutiefst erschöpften. Ich dachte an Aaron und seinen unwürdigen Tod, und eine glühende Sehnsucht nach ataraxia in endgültiger Auflösung erfaßte mich.
    Und doch widersprach ich: »Es darf noch nicht das Ende sein.«
    Am nächsten Morgen wurden wir vor Alberico geführt, der, eingefallen und grau, ein karges Frühstück zu sich nahm. Unter seinen Augen hatten sich dunkle Ringe gebildet.
    »Bitte, eßt mit mir!«
    Während wir uns setzten, schüttelte Marozia stumm den Kopf. Ich trank einen Schluck Wasser und griff nach frischem Obst.
    »Ich war die ganze Nacht auf der Stadtmauer. Heute fällt die Entscheidung.«
    Er griff nach einem Becher mit Wein und nahm einen großen Schluck.
    »Aber ich muß euch noch etwas anderes berichten.« Mit unsicheren Bewegungen goß er sich nach. »Papst Johannes ist heute nacht gestorben.« Seine Stimme klang nicht nur müde, sondern auch betroffen; er rieb sich die Augen, als versuche er klarer zu sehen.
    »Er wurde ermordet«, entfuhr es Marozia, die nach einem Augenblick der Erstarrung begann, ihre Fassung zu verlieren.
    Alberico reagierte nicht, sondern zog ein Holzbrett zu sich heran und begann, einen harten Käse in mehrere Teile zu schneiden.
    Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Gestern Aaron, heute Giovanni, Hugos Heer vor dem Sturm auf die Stadt – es war einfach zuviel …
    Mit kaum merklichem Zittern bot uns Alberico die Käsestückchen und mit ihnen einige Oliven an.
    »Danke«, sagte ich stimmlos und nahm eins.
    »Du hast ihn in den Tod getrieben«, flüsterte Marozia.
    Langsam schob sich Alberico ein Käsestückchen in den Mund und kaute bedächtig. »Nein, du hast ihn auf dem Gewissen, Mama«, sagte er schließlich, ohne seine Stimme zu heben, »und das weißt du auch. Dein unglücklicher Papstsohn litt bereits lange an schwärzester Melancholie. Willst du wirklich nichts?« Er hielt seiner Mutter erneut die Käsestückchen hm.
    Als sie nicht reagierte, zog er sie zurück und fuhr fort: »In den letzten Jahren habe ich gelernt, ihn zu mögen. Nicht zu lieben, aber zu mögen. Wißt ihr eigentlich, daß er zum Schluß keine Messe mehr lesen konnte? Ja? Und wißt ihr auch, warum? Er kannte kaum noch eine Zeile aus der Bibel auswendig und wußte nicht, was er tun sollte. Er warf alles durcheinander und begann grundlos zu weinen – Kardinal Benedictus löste ihn dann meist ab. Abt Odo war im übrigen in seinen letzten Stunden bei ihm, hat ihm die Sakramente gespendet. Jetzt ist er bei König Hugo.«
    »Spendet er ihm ebenfalls die Sakramente?« warf ich ein.
    Es war nichts als bitterer Galgenhumor.
    »Sechsundzwanzig Jahre war Giovanni erst alt«, sagte Marozia. Ihr Antlitz war zu einer Maske erstarrt, und sie griff sich wieder an die linke Brust. Ihre Mundwinkel zuckten, und als sie sich nicht mehr beherrschen konnte, versteckte sie ihr Gesicht hinter ihren Händen.
    Alberico ließ langsam einen seelenwunden Blick über seine Mutter, dann über mich gleiten und aß weiter. Marozias trockenes Schluchzen unterbrach die Stille.
    »Mama, wir anderen sind noch da«, sagte er leise.
    Sie reagierte nicht.
    Ich dagegen schob langsam meine Hand über den Tisch, als wollte ich mir ein Olive nehmen, doch ich ließ sie geöffnet neben dem Schälchen liegen. Es war eine Aufforderung an Alberico, sie zu ergreifen.
    Eine Weile schien er sie zu übersehen, dann legte er eine Olive hinein und lächelte mich abgrundtief traurig an. Ich steckte sie mir in den Mund und hielt ihm erneut die Hand hin.
    »Noch immer nicht satt?« fragte er.
    Marozias Schluchzen war unterdessen verstummt, aber die Tränen

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