Alles fuer die Katz
Vorwort
Katzen haben in meinem Leben schon immer eine große Rolle gespielt, zunächst in Glasgow, als ich noch ein Junge war, später während meiner Laufbahn als Veterinärchirurg, und heute, da ich pensioniert bin, sind sie immer noch präsent und erfreuen mich jeden Tag aufs Neue.
Sie waren ausschlaggebend für die Wahl meines Berufes. Während der Schulzeit wurde meine Tierwelt noch von einem wunderschönen Irish Setter namens Don beherrscht, mit dem ich fast vierzehn Jahre durch die schottische Berglandschaft gestreift bin. Wenn ich von diesen Spaziergängen zurückkehrte, wurde ich allerdings stets von meinen Katzen begrüßt, die sich schnurrend an meine Beine schmiegten und ihre Schnauzen gegen meine Hände rieben.
In unserem Haushalt hat es immer mehrere Katzen gegeben, und jede hatte ihren ganz eigenen Reiz. Ihre natürliche Anmut und Eleganz, die Selbstverständlichkeit, mit der sie auf Zuneigung und Zärtlichkeit reagierten, machten sie mir alle lieb und teuer, und voller Ungeduld wartete ich auf den Tag, an dem ich an der Fakultät für Tiermedizin endlich alles über Katzen erfahren würde. Auch ihre Spielfreude weckte bei mir immer wieder Begeisterung. Ich kann mich an eine erinnern, die Topsy gerufen wurde und stets zum Spielen aufgelegt war. Gern tanzte sie wie eine Krabbe auf Don zu, mit keck aufgerichteten Ohren, bis er es nicht länger aushalten konnte und sich auf sie stürzte, was unweigerlich zu einem endlosen Gerangel führte.
Wenn eine der Katzen krank wurde, riefen wir den ortsansässigen Tierarzt, und ich sah voller Bewunderung zu ihm auf, weil er sich intensiv mit dieser Tierart befasst hatte und jeden Knochen, jeden Nerv und jede Faser des Katzenkörpers kannte.
Als ich dann endlich mein Studium aufnahm, stellte ich verblüfft fest, dass sich weit und breit niemand für meine geliebten Katzen interessierte. Eines meiner Lehrbücher war ein riesiger Wälzer mit dem Titel Sisson’s Anatomy of the Domestic Animals. Man musste schon einiges an Kraft aufbieten, um es aus dem Regal zu heben, allein dieses Buch zu schleppen war reinste Herkulesarbeit. Gespannt blätterte ich es durch. Die Seiten waren reich bebildert mit den Innereien von Pferd, Rind, Schaf, Schwein und Hund, in genau dieser Reihenfolge. Es schien gerade noch ein wenig Platz für den Hund übrig zu sein, aber die Katze suchte ich vergebens. Schließlich sah ich im Register nach. Unter dem Buchstaben »K« war nichts zu finden, und ich dachte mir, aber klar, du musst unter »F« wie Feliden schauen, aber auch das erwies sich als Fehlanzeige, und ich musste mir wohl oder übel eingestehen, dass meine geliebten Tiere nicht einmal für erwähnenswert erachtet wurden.
Ich konnte es einfach nicht glauben. Ich dachte an die vielen alten Menschen und an die Invaliden, denen Katzen Trost, Freude und Gesellschaft spendeten. Katzen waren die einzigen Haustiere, die sie halten konnten. Was dachte sich mein Berufsstand überhaupt? Die einfache Antwort lautet, dass die Tiermedizin im Rückstand war.
Sisson’s Anatomy war 1910 erschienen und bis 1930 mehrmals wieder aufgelegt worden, und ein druckfrisches Exemplar dieser letzten Auflage hatte ich als Student in Händen gehalten. Ich habe schon oft erzählt, dass ich mich ursprünglich auf Hunde und Katzen spezialisieren wollte, obwohl ich später meine berufliche Laufbahn in einer Großtierpraxis absolvieren sollte. Als ich in den dreißiger Jahren meine Ausbildung abgeschlossen hatte, herrschte nun einmal die Wirtschaftskrise, Arbeit war kaum zu finden, und so musste ich schließlich mit Gummistiefeln durch die North Yorkshire Dales stapfen. Das habe ich über fünfzig Jahre lang gemacht, ohne eine einzige Minute missen zu wollen, aber zu Beginn war ich überzeugt, dass mir die Katzen fehlen würden. Ich hatte mich geirrt. An allen Ecken und Enden tauchten Katzen auf. Jede Farm hatte ihre eigenen Katzen. Sie hielten die Mäuse fern und führten in dieser ländlichen Abgeschiedenheit ein ganz freies Leben. Komfort wissen Katzen stets zu schätzen, und so habe ich in der Futtertraufe oft ein gemütliches Nest voller junger Kätzchen mit ihrer Mutter vorgefunden, wenn ich den Kopf einer Kuh untersuchte. Man sah sie zwischen Heuballen zusammengerollt oder selig in sonnenbeschienenen Ecken ausgestreckt, denn Katzen lieben die Wärme, und an bitterkalten Wintertagen zog sie die heiße Motorhaube meines Wagens magisch an. Kaum war ich in den Hof hineingefahren, sprang bereits die eine
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