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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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zischte sie.
    »Giovanni ist der Bastard«, antwortete Alberico, zitternd vor unterdrückter Wut, »ich bin dein legitimer Sohn, der Nachfolger meines Vaters Alberich und meines Großvaters Theophylactus. Ich bin princeps Romanorum , Adel und Volk stehen hinter mir, die Tore der Stadt sind geschlossen, kein Fremdling wird hereingelassen, schon gar kein Soldat des Usurpators aus der Provence« – Alberico zögerte wie vor einem Geständnis – »der sich feige davongestohlen hat.«
    Ich wollte nicht glauben, was ich hörte, auch Marozia starrte ihren Sohn mit offenem Mund an.
    »Ja, ihr hört richtig: König Hugo hat letzte Nacht die Wachen bestochen und sich aus dem Gefängnis abgeseilt.« Wütend ballte er die Faust. »Aber seine Helfer mußten bereits für ihre Tat bezahlen: Ich ließ ihnen die Hände abhacken und sie dann aufknüpfen, mit Hilfe des Taus, das deinem Gemahl zur Flucht verhalf. So wird es allen Verrätern gehen.«
    Er versuchte, sich zu mehr Ruhe zu zwingen. »Damit nicht auch du versuchst, deine Wachen zu bestechen, sollte ich dich erwürgen lassen. In diesen Gemäuern sind bereits andere erwürgt worden, wie du weißt. Es wäre nur ausgleichende Gerechtigkeit.«
    Selbst in dem schwachen Licht der Fackeln sah ich Marozia erbleichen. Nach einem Hustenanfall veränderte sie grundlegend ihren Ton und flüsterte: »Mein Sohn … Ich bin deine Mutter, die dich unter dem Herzen trug und unter Schmerzen gebar. Ich liebte deinen Vater, ich liebte auch dich, war stolz auf deine Stärke, selbst wenn ich es nicht immer zeigen konnte.«
    Als Alberico nicht reagierte, versuchte sie gewinnend zu lächeln: »Ich verstehe, daß du zornig bist. König Hugo hat sich dir gegenüber nicht richtig verhalten, er hätte sich entschuldigen sollen, aber er ist aufbrausend und unbeherrscht …«
    »Du hast mir das Erbe meines Vaters vorenthalten«, unterbrach sie Alberico. »Und wer sagt mir, daß Hugo nicht plante, mich aus Rom zu vertreiben, mich sogar zu … töten.«
    Marozia bedeckte theatralisch ihr Gesicht mit den Händen.
    »Die Würfel sind gefallen«, trumpfte Alberico auf.
    Ich muß gestehen, so bedrohlich die Situation war: Seine Worte klangen ein wenig hohl.
    »Und was willst du jetzt tun?« fragte Marozia mit dumpfer Stimme.
    »Aglaia darf gehen. Sie hat immer versucht, mir deine fehlende Liebe zu ersetzen, sie ist gerecht und voller Verständnis. Sie lasse ich in ihre Heimat zurückkehren.«
    Er reichte mir die Hand, zog mich auf die Beine, drückte mich kurz an seine Brust. Ich konnte kaum atmen, so erschrocken war ich.
    »Alberico«, stammelte ich.
    »Du bist keine Sklavin mehr.« Er lächelte mich an, ohne Arglist.
    »Laß auch deine Mutter frei«, bat ich ihn. »Hol sie wenigstens aus dieser Gruft heraus. Ihr könnt euch einigen. Es soll Frieden sein.«
    »Sie wird nie Frieden halten können.« Er hatte sich abgewandt und gab das Zeichen zum Aufbruch. Mir winkte er. »Komm mit mir, ich stehe zu meinem Wort.«
    »Ich kann deine Mutter nicht allein lassen«, beschwor ich ihn, »ohne zur Verräterin an meinem Kind zu werden …« Ich nahm seine Hand und schaute ihn flehend an: »Es ist genug Schreckliches geschehen. Du mußt den Kreislauf der Gewalt beenden.«
    Alberico hatte mich protestierend unterbrechen wollen, beherrschte sich jedoch und ließ mich ausreden, während er seinen Körper straffte. »Genau dies will ich tun«, erwiderte er schließlich. »Die Zeit der Willkür ist vorbei. Ich werde den Römern ein gerechter Herrscher sein. Hilf mir dabei!«
    Verzweifelt schaute ich auf Marozia.
    »Geh mit ihm, Aglaia!« Ihre Stimme klang nun schwach und gebrochen.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Alberico hat recht. Du solltest endlich in deine Heimat zurückkehren, auch ich gebe dich frei.«
    Als ich noch immer zögerte, fügte sie an: »Denk an Alexandros, deinen Sohn, suche ihn! Du wirst ihn finden und von mir grüßen, von seiner Milchschwester, seiner einzigen, unvergessenen Liebe.«
    »Nein, ich kann nicht! Ich …« Ich war verzweifelt.
    Bevor Alberico uns verließ, ohne seine Mutter eines weiteren Blickes zu würdigen, rief er mir noch zu: »Du kannst es dir jederzeit anders überlegen, Aglaia.«
    Die schwere Kerkertür fiel dumpf ins Schloß, die Riegel wurden mit mächtigem Schlag zugeschoben, und schlurfend entfernten sich die Schritte der Wärter. Ihre Stimmen wurden leiser und verschwanden.
    Marozia fiel wie gefällt auf ihre Pritsche.
    Gelähmt stand ich neben ihr. Ich hatte nicht

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