Die heißen Kuesse der Revolution
„Wieso siehst du mich so an?“
„Weil du mir gerade wieder ins Gedächtnis gerufen hast, was für eine leidenschaftliche Jakobinerin du doch bist“, sagte er.
Er musterte sie misstrauisch. Sie hatte ihn betrogen, aber er wusste es nicht. Und er durfte auch niemals davon erfahren.
„Was verschweigst du mir?“, fragte er.
Entsetzt über ihre Verlogenheit schüttelte Julianne den Kopf. „Ich habe dir alles erzählt.“
„Du bist eine armselige Lügnerin.“ Dominic drehte sich abrupt um, ging zu der Kommode und goss Brandy in zwei Gläser. Eines der Gläser reichte er Julianne.
Sie zitterte. „Ich will dich niemals betrügen.“
„Dann tu es auch nicht.“ Er trank einen Schluck.
Julianne war verzweifelt. „Was willst du wegen Sebastian Warlock unternehmen?“
„Solange du dich aus seinen Spielen heraushältst, werde ich nichts unternehmen.“
„Genauso hat er die Spionage auch bezeichnet, Dominic, als ein schreckliches, gefährliches und tödliches Spiel. Ist mein Onkel der Leiter eines Spionageringes? Ist Lucas etwa auch ein Spion?“
„Warum trinkst du nicht von deinem Brandy?“
Offenbar wollte er ihr nicht antworten. „Wie kannst du nur so ruhig bleiben?“
„Weil Hysterie keine Probleme löst.“
Er hatte recht, sie musste sich auf das drängendste Problem konzentrieren. Sebastian Warlock war der oberste britische Spion und hatte Lucas in welcher Form auch immer in seine Machenschaften einbezogen. Julianne musste zudem bedenken, was Marcel von Paris aus möglicherweise unternehmen würde. Und nun hing auch noch Toms Leben an einem seidenen Faden. „Ich habe schreckliche Angst, dass Tom gehängt werden könnte. Aber du hast mir geholfen, du hast mich aus dem Tower geholt, bevor man mich überhaupt anklagen konnte. Kannst du nicht auch Tom helfen“
Er nahm noch einen Schluck. „Warum sollte ich diesem Radikalen helfen?“
Sie schnappte nach Luft. Sie stellte das Glas unberührt auf einen Tisch und sah Dominic an. „Wegen all dem, was ich gerade gesagt habe!“
„So leid es mir tut, Julianne, aber es ist mir egal, ob er dein Freund ist oder nicht. Ich bin der Meinung, dass man ihn einsperren sollte, damit er keinen Schaden mehr anrichten kann.“
Julianne begriff, dass er jedes Wort ernst meinte. „Ich kann einfach nicht zulassen, dass sie ihn aufhängen, Dominic. Ich flehe dich an, wenn ich dir irgendetwas bedeute, dann überwinde deine Prinzipien und hilf ihm.“
„Das geht zu weit, Julianne. Du bedeutest mir sehr viel, aber dennoch bleibe ich bei meinem Nein.“
Er sah sie entschlossen an. Julianne zitterte. „Großer Gott, dann habe ich keine andere Wahl als zu tun, was mein Onkel verlangt.“
„Das wirst du nicht“, sagte er bestimmt. „Du hältst dich aus diesen üblen Spionagespielchen heraus, Julianne.“
Plötzlich stellte er sein Glas beiseite, trat zu Julianne und zog sie an sich. „Gibt es sonst noch irgendetwas, was du mir sagen möchtest?“
Sie sah ängstlich zu ihm auf und dachte an Tom und Marcel und die Briefe von Nadine.
„Ich würde dir so gern vertrauen können“, flüsterte er. „Du teilst das Bett mit mir.“
Trotz all der Verzweiflung und der Angst konnte auch sie ihr Begehren nicht leugnen. „Wir haben uns letzte Nacht geliebt“, erwiderte sie leise, „so, wie wir uns auch in Cornwall geliebt haben.“
Er wartete.
„Und heute Morgen haben wir uns noch einmal geliebt“, sagte sie hilflos. Sie wollte ihm gestehen, wie übermächtig ihre Gefühle für ihn waren. „Du hast mich aus dem Tower gerettet, als ich völlig verzweifelt war.“
„Du bist mit mir ins Bett gegangen, weil du mir etwas schuldest?“
„Nein. Weil du mir sehr viel bedeutest.“
„Ich oder Charles Maurice?“
Sie spürte, wie ihre Wangen erröteten. „Du bedeutest mir viel, Dominic.“
Er sah sie eindringlich an. „Das hast du mir noch nie gesagt.“
„Du weißt, dass du mein erster Liebhaber bist. Ich hätte mich dir nie hingeben können, wenn ich nicht so viel für dich empfinden würde“
„Das war, als ich noch der große Revolutionsheld für dich gewesen bin. In Wahrheit aber bin ich ein Tory. Wie kannst du für einen Konservativen wie mich etwas empfinden?“ Er sah sie fordernd an.
„Glaubst du etwa, ich würde nur mit dir spielen?“, fragte sie erschrocken.
„Ich würde dir gern glauben, aber was hast du heute Morgen an meinem Secrétaire gemacht?“
Sie richtete sich auf. „Ich wollte wirklich einen Brief an Tom schreiben.“
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