Die heißen Kuesse der Revolution
hatte.
Dominic linste durch die Vorhänge aus dem Fenster. Sie befanden sich bereits im St. James Park. Alles war grün, und die Blumen blühten üppig: Andere Kutschen, aber auch Reiter säumten ihren Weg, aber Dominic bemerkte all die Schönheit des Parks nicht. „In meinen Armen sind Männer gestorben, die meine Nachbarn, meine Freunde oder entfernte Verwandte waren. Wir sind verzweifelt auf Hilfe angewiesen.“
Sebastian nickte. „Der Premierminister macht einen großen Fehler, wenn er sich ein paar westindische Inseln als Trophäen unter den Nagel reißen will. Ich werde Windham noch einmal beknien, alles aufzutreiben, was er Jacquelyn schicken kann. Aber Sie haben sich auf persönliche Bindungen eingelassen, mein Freund.“
Er dachte an Michel, den er seit seiner Kindheit kannte und an Julianne. „Ich muss es zugeben.“
„Frankreich war schon vorher nicht sicher für Sie. Jetzt ist es noch unsicherer geworden. Sie müssen diese persönlichen Bindungen lösen.“
Dominic starrte ihn an. „Das ist leichter gesagt als getan.“
„Sie sind einer meiner besten Agenten. Sie bleiben immer so ruhig und besonnen, wie ein Spion nur sein kann. Und doch hegen Sie leidenschaftliche Empfindungen für Frankreich, für die Loire, für Ihren Freund Jacquelyn. Das bereitet mir große Sorgen.“ Sebastian kam immer schnell auf den Punkt.
„Sie können sicher sein“, erwiderte Dominic, „dass ich diese Empfindungen unter Kontrolle halten kann.“
„Stimmt das wirklich?“
„Ja.“
Sebastian musterte ihn. „Was ist in Greystone passiert? Sie scheinen sich vollständig erholt zu haben, aber dennoch haben Sie sich einen ganzen Monat Zeit gelassen. Warum sind Sie nicht schon letzte Woche nach London gekommen, oder sogar schon die Woche davor?“
Mit dieser Frage hatte Dominic gerechnet. „Ich brauchte ein wenig Abstand und habe die Zeit genossen.“
Sebastian schien keine Einwände zu haben. „Wie viel wissen diese beiden Frauen?“
Er zögerte. „Beide Schwestern wissen, dass ich Bedford bin, und es kommt sogar noch schlimmer.“
Sebastians Gesicht verfinsterte sich. „Wie viel schlimmer?“
Wieder zögerte er, da er Julianne beschützen wollte, nicht nur vor sich selbst, sondern auch vor Sebastian. „Was wissen Sie über die Familie?“
„Alles.“
Könnte Sebastian tatsächlich wissen, dass Julianne mit den Jakobinern sympathisierte? Er konnte nur hoffen, dass dem so war. „Unglücklicherweise nahmen beide Frauen an, ich sei ein Franzose, und da ich zunächst nicht wusste, wo ich war, habe ich sie in dem Glauben belassen. Nun können sie sich natürlich zusammenreimen, was ich in Wahrheit in Frankreich getan habe.“
Sebastian schaute aus dem Fenster. „Ich werde mit ihnen fertig.“
Seine Worte verunsicherten Dominic. „Ist das notwendig?“, fragte er. „Sie sind in Greystone am Ende der Welt, Sebastian, wörtlich genommen sogar kurz vor Land’s End. Keine von ihnen verlässt je die Gemeinde, und aus Cornwall kommen sie schon gar nicht heraus.“ Aber während er das sagte, musste er an Julianne denken und an die Briefe, die sie ihren Jakobinerfreunden in Frankreich schrieb.
„Würden Sie das Wissen, wer Sie sind und was Sie tun, dem Wohlgefallen dieser Frauen überlassen? Vertrauen Sie den beiden so sehr, dass Sie die Möglichkeit, dass dieses Wissen in die falschen Hände gerät, dem Zufall überlassen wollen?“
„Was haben Sie vor?“, fragte Dominic kühl.
„Warum haben Sie nicht erwähnt, dass Julianne Greystone eine aktive Radikale ist?“
Er war verblüfft. „Sie hat mir das Leben gerettet und wahrscheinlich ist sie ganz harmlos.“
„Das nehmen Sie also an? Dass sie harmlos ist?“
Dominic zögerte wieder. Er wollte Sebastian nicht noch mehr gegen Julianne in die Hand geben. Natürlich war sie alles andere als harmlos, dazu konnte man sie viel zu leicht manipulieren. „Jedenfalls hat sie nichts Böses im Sinn. Sie hat hochtrabende Ideen über Menschenrechte im Kopf, aber haben wir das nicht alle manchmal? Sie schwärmt von der Gleichheit und glaubt, Frankreich befände sich auf dem richtigen Weg. Ja, unsere Feinde könnten sie vielleicht ausnutzen, aber ich schulde ihr sehr viel. Ich möchte nicht, dass sie ständig unter Ihrer Beobachtung steht.“
Sebastian betrachtete ihn abschätzend. „Sie hat nicht nur radikale Neigungen, sie korrespondiert auch mit dem Jakobinerklub in der Rue de la Seine. Sie steht seit mehr als einem Jahr in enger Verbindung zu
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