Die heißen Kuesse der Revolution
ein Edelmann. Er würde nicht gegen ihren Willen zudringlich werden, gerade weil sie gestern noch so krank gewesen war.
Er nahm ihren Arm und geleitete sie zurück in den Salon. Julianne wehrte sich nicht.
Dominic goss Brandy in einen Cognacschwenker und reichte ihn ihr. „Das war ein langer Tag.“
„Ja, das war es.“ Ihr Herz schlug immer schneller.
„Bist du damit einverstanden, erst einmal hierzubleiben?“
„Ich denke schon.“
„Aber du scheinst nicht besonders glücklich darüber zu sein.“
Sie setzte das unberührte Glas ab und sah ihn durchdringend an. „Ich bin verloren, wenn ich es tue, und verloren, wenn ich es nicht tue.“
„Offenbar fühlen wir beide das Gleiche.“
„Was soll das heißen?“, flüsterte sie.
„Das soll heißen, dass ich dich sehr vermisst habe, Julianne.“
Diesmal glaubte sie ihm aufs Wort. „Dominic, ich habe dich auch ganz furchtbar vermisst.“
Er zog sie an sich und drückte seine Lippen auf ihren Mund.
12. KAPITEL
A ls die ersten Sonnenstrahlen in sein Schlafgemach drangen, hielt Dominic Julianne noch immer in seinen Armen. Sie schlief so selig. Er fühlte sich, als sei ihm eine große Last von den Schultern genommen worden. Es war nicht zu leugnen, dass er sie sehr vermisst hatte. In ihrer Nähe hatte er zum ersten Mal seit Langem tief und fest geschlafen, ohne Albträume zu haben.
Sie regte sich.
„Schsch“, murmelte er. „Bleib im Bett. Du musst dich ausruhen.“
Zögernd löste er Julianne aus seinem Arm und setzte sich auf. Er musste sich eingestehen, dass er sie sehr ins Herz geschlossen hatte. In den letzten Wochen hatte er sich eingeredet, dieses Gefühl würde wieder vorbeigehen. Doch die Ereignisse der letzten Tage hatten alles verändert.
Er war ganz krank vor Angst gewesen, als er erfuhr, dass man sie in den Tower gesperrt hatte, und vor Entsetzen überwältigt, als er sie in diesem Rattenloch erblickte. Und sobald er daran dachte, wie diese Reeves-Bande Julianne verprügelt hatte, stieg die Wut in ihm auf.
Leise schlüpfte er aus dem Bett und hüllte seinen nackten Körper in einen Morgenrock. Er war ein Tory, und sie war eine Jakobinerin. Beide hielten leidenschaftlich an ihrem Glauben fest. Aber nun waren sie ein Liebespaar. Konnte er ihr jetzt vertrauen?
Aber spielte das noch eine Rolle? Sie konnten nicht von vorn anfangen. Schließlich würde er bald nach Frankreich zurückkehren.
Und dann war da auch noch Nadine.
Zwischen ihnen beiden hatte sich sehr viel verändert. Er fühlte sich nicht länger an sie gebunden. Sie waren sich fremd geworden. Dominic wusste nicht mehr, was sie dachte oder fühlte, wenn er ihr in die Augen sah. Und ihr ging es ähnlich. Natürlich würde er sie immer bewundern, sie verteidigen und für sie da sein. Er hatte vorgehabt, die Verlobung aus politischen Gründen zu lösen, doch nun lebte seine Geliebte mit ihm unter einem Dach, was es nur noch notwendiger und vor allem dringender machte, mit Nadine zu sprechen.
Nadine hatte ihn immer verstanden. Sie hatten nie Streit gehabt. Er hatte ihr immer nur das Beste gewünscht und umgekehrt war es ebenso. Nadine hatte angedeutet, dass auch sie nicht mehr an einer Verbindung interessiert war. Dennoch fiel es ihm schwer, ihr sagen zu müssen, dass es vorbei war. Keine Frau hörte gern, dass ihr Verlobter eine andere Frau liebt.
Er konnte nur hoffen, dass Nadine eines Tages für einen anderen Mann empfinden konnte, was er für Julianne empfand. Er war so verliebt.
Dominic ging eilig zur Tür, wo er noch einmal innehielt und Julianne ansah. Das Bett hatte marineblaue Decken und einen gesteppten Baldachin, der goldfarben war wie die Kissen und die Vorhänge. Julianne wirkte sehr zierlich, wie sie da allein in dem übergroßen Bett lag. Sein Herz klopfte glücklich, doch gleichzeitig war er von dunklen Vorahnungen erfüllt.
Wenn er ihr doch nur vertrauen könnte. Er wünschte sich so sehr, er könnte ihr alle schrecklichen Einzelheiten der letzten beiden Jahre erzählen. Es täte gewiss gut, sich einmal von dieser Last befreien zu können. Aber selbstverständlich würde er so etwas niemals tun.
Er ging in sein Arbeitszimmer und trat an seinen Secrétaire .
Außer seinem Diener Jean hatte hier niemand Zutritt. Wenn die Hausmädchen sauber machten, dann nur unter Jeans Aufsicht. Doch nun musste er das Haus verlassen, und Julianne wäre ganz allein in seinen privaten Gemächern.
In den letzten Jahren hatte er lernen müssen, misstrauisch und vorsichtig zu
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