0011 - Ich zerpflückte die Blütenbande
Im Waschraum bekritzelte ich einen Zettel und stopfte ihn in eine Streichholzschachtel.
Als ich die Toilette verließ und an der Theke vorbeiging, achtete kein Mensch auf mich. Die beiden Barkeeper versorgten die durstigen Kunden mit Drinks, die drei Spielautomaten waren besetzt und schluckten Geldstücke, an der Tür lungerten einige abgerissene Burschen herum, die sich stritten.
Obwohl kein Mensch auf mich zu achten schien, hatte ich ein komisches Gefühl in der Magengegend. Ich wusste genau, dass man auf mich aufmerksam geworden war. Ich hatte meinen Köder ausgelegt und musste nun darauf warten, dass der Fisch auch anbiss. Die Straße war in dieser Gegend dunkel.
Langsam schlenderte ich zur Querstraße hinüber, um so auf dem schnellsten Weg zu meinem Quartier zu kommen. Ich hatte mir in der Nähe des Hafens ein möbliertes Zimmer gemietet, wo ich nun schon seit knapp zwei Wochen wohnte. Während dieser Zeit hatte ich nichts anderes getan, als mich in Kneipen und Bars herumzudrücken, Bekanntschaften zu schließen und Geld auszugeben.
In der 126. Straße kam Phil Decker in mein Blickfeld. Er trug eine Aktentasche und glich einem Buchhalter, der nicht früh genug nach Hause kommen konnte. Er zuckte mit keiner Wimper, als ich ihn um Feuer bat. Er klemmte sich die Aktentasche unter den linken Arm und reichte mir seine Streichholzschachtel.
Wir sprachen kein Wort miteinander. Ich tippte nur an meine Hutkrempe, als ich ihm die Schachtel Streichhölzer wieder zurückgab. Es war die Schachtel, in die ich den beschriebenen Zettel gelegt hatte.
Phil Decker nickte nur zerstreut, als er die Streichhölzer zurück in seine Rocktasche schob, dann hastete er weiter. Er wohnte ebenfalls in der Nähe des Hafens. Er lebte wie ich in einem möblierten Zimmer und hatte eine Stelle als Buchhalter angenommen. Er arbeitete in einem großen Versandhaus und bekam pro Woche fünfundfünfzig Dollar ausgezahlt.
Mein möbliertes Zimmer befand sich im dritten Stock der Pension. Ich hatte etwas Geld angelegt und konnte mich in dem Haus wohl fühlen. Kein Mensch kümmerte sich in dem Bau um seinen Nachbarn. Man war völlig ungestört, solange man die Miete pünktlich bezahlte.
Ich nahm mir eine halbe Flasche Whisky und Soda mit nach oben. Nachdem ich die Tür verriegelt hatte, holte ich Phils Streichholzschachtel hervor und fand auch prompt den Zettel, den mein Partner für mich vorbereitet hatte. Decker teilte mir mit, dass der Ausstoß an Blüten in den letzten Tagen noch stärker geworden war. Die Stadt und die nähere Umgebung wurden mit falschen 100-Dollar-Noten geradezu überschwemmt.
Das war der Grund, warum Phil und ich in dieser Stadt saßen und unsere Rollen spielten. Unser Chef High hatte uns nach hier abgestellt, wo wir in Zusammenarbeit mit den Beamten des Schatzamtes nach den Herstellern der Blüten fahnden sollten. Bisher hatten wir noch keinen Kontakt herstellen können. Die Gangster arbeiteten sehr geschickt und schienen gut und straff organisiert zu sein.
Phils Zettel verbrannte ich im Aschenbecher. Die Asche spülte ich dann durch den Ausguss in die Kanalisation.
Ich zündete mir eine Zigarette an und legte mich auf die Couch, die rechts an der Wand stand. Auf dieser Couch hatte ich in den letzten Tagen oft gelegen und nachgedacht. Meine Geduld und meine Nerven waren noch nie auf eine solch harte Probe gestellt worden. Ich hatte mich angestrengt, meine Köder auszulegen, aber bisher hatte noch kein Fisch angebissen. Mein Besuch in der Bar, in der ich noch vor einer Viertelstunde gesessen hatte, war einer dieser Kontaktversuche gewesen. Phil hatte mir den Tipp gegeben, denn Phil war meine einzige Verbindung mit meiner Dienststelle. Er versorgte mich mit den neusten Nachrichten und empfing von mir die Mitteilungen, die ich zu machen hatte.
Nach einer guten halben Stunde hörte ich Schritte auf dem Korridor. Ich erhob mich und fasste unwillkürlich nach der automatischen Pistole, die in meiner Rocktasche stak. Ich will ehrlich zugeben, dass ich etwas nervös geworden war. Der starke Ausstoß der Blüten deutete nämlich einwandfrei darauf hin, dass die Blütenbande sich in allernächster Zeit absetzen würde. Man wollte wohl noch einmal richtig abkassieren, bevor man den Schauplatz wechselte.
»Ja, was ist…?«, fragte ich laut, als angeklopft worden war. Ich stand auf und ging zur Tür. Als ich sie öffnete, stand ich zwei Männern gegenüber, die erstklassige, aber etwas zu helle Anzüge trugen.
»Sind Sie
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