Die heißen Kuesse der Revolution
flüchtig. „Wie war dein Zusammentreffen mit Nadine?“
Julianne atmete tief ein. „Sie ist eine reizende Frau, aber es war fürchterlich!“
Er zog sie an sich. „Es tut mir leid.“
„Ich fühle mich wie eine Betrügerin.“
„Aber wir betrügen sie doch nicht. Sie ist jetzt weder meine Verlobte noch meine Ehefrau.“
Sie suchte seinen Blick. Dominic sah sie warm und herzlich an. Dennoch graute ihr davor, ihm von Tom zu erzählen.
„Julianne?“
„Dominic, ich fürchte, dass der Comte d’Archand in großer Gefahr schwebt.“
Er wurde ernst. „Wie bitte?“
„Mir war nicht klar, dass Nadine mit Nachnamen d’Archand heißt, bis ich ihren Brief gelesen habe. Ich hätte gleich wissen müssen, dass es ihre Familie ist, die Tom und ich aufspüren sollten. Aber ich habe das für einen häufigen Namen gehalten. Heute Morgen erfuhr ich dann, dass ihre Familie sich in Cornwall niedergelassen hat, und da war mir gleich klar, dass sie diese Emigranten sein müssen, hinter denen Marcel her ist.“
Dominic riss entsetzt die Augen auf. „Ich werde ihnen sofort eine Nachricht schicken.“ Er eilte zur Tür.
Julianne war bestürzt. Natürlich musste Dominic den Comte sofort von der Gefahr unterrichten, in der er sich befand. Auch Julianne wollte nicht, dass Nadines Familie etwas zustieß. Aber was war nun mit ihrer Beichte? Ihr Herz schlug wild.
An der Tür drehte er sich noch einmal um. „Ist sonst noch was?“
Er war so in Sorge, von Spionen umgeben zu sein, dass sie nichts zu sagen wagte. Sie lächelte ihn an. „Komm bald wieder zurück, Dominic.“
Seine Augen blitzten auf. „Diesem Befehl kann ich mich kaum widersetzen.“
Julianne erwachte mit einem Lächeln im Gesicht.
Sie merkte, dass sie allein war, und seufzte. Es war vielleicht eine Stunde her, dass Dominic sie auf die Wange geküsst und gesagt hatte, er müsse jetzt gehen. Sie seufzte noch einmal. Sie war auf geradezu unfassbare Weise zufrieden und selig. Sie hatte so tief und traumlos geschlafen, als gäbe es keine Sorgen in ihrer Welt. Doch jetzt kehrten die finsteren Ängste wieder zurück.
Ob es ein Fehler war, Dominic zu verschweigen, dass Tom seine wahre Identität seit Wochen kannte? Und nun musste sie auch noch tun, was Sebastian Warlock von ihr verlangte. Sie würde ihre Freunde für ihn ausspionieren müssen.
Obwohl die Vorhänge zugezogen waren, drang etwas Sonnenlicht in den Raum. Julianne schlug die Decke beiseite und stand auf. Dabei stieß sie an das Kissen neben sich und etwas fiel zu Boden.
Auf dem Kissen lag noch ein Umschlag, auf dem ihr Name stand. Julianne erkannte Dominics Handschrift sofort. Ihr Herz pochte aufgeregt, als sie auf den Fußboden blickte. Sie hatte eine Schmuckschachtel aus blauem Samt von dem Kissen gestoßen!
Schnell hob sie die Schachtel auf und öffnete sie mit klopfendem Herzen.
Ungläubig blickte sie hinein. Vor ihren Augen funkelte ein wunderschöner, mit Diamanten besetzter Armreif.
Dominic hat mir Diamanten geschenkt.
Tränen stiegen ihr in die Augen.
Sie setzte die Schachtel auf das Bett und öffnete den Umschlag. Eine Karte steckte darin, auf der stand: „Trage es in Ehren. Immer Dein, Dominic.“
Es war ein wunderschöner Tag für einen Ausflug, dachte Julianne, die hinten in einem offenen Zweispänner saß, der von einem von Dominics Kutschern gefahren wurde. Sie lächelte und bestaunte den Armreif an ihrem Handgelenk. Dominic hatte ihr Diamanten geschenkt. Auf einmal schienen all ihre Sorgen bedeutungslos zu sein. Sie war verliebt und vielleicht fühlte er dasselbe wie sie.
Die Kutsche rollte Richtung Hyde Park. Als sie sich endlich angezogen hatte und nach unten gekommen war, war Dominic noch immer nicht zurück gewesen. Julianne würde sich später bedanken müssen.
Die Kutsche näherte sich dem Park. Julianne hatte Warlock eine Nachricht zukommen lassen und um ein Treffen gebeten, doch er hatte auf ihre Bitte noch nicht reagiert. Julianne war darüber erleichtert. Sie beschloss, den Tag zu genießen, solange sie es noch konnte. Eigentlich hatte sie zu Fuß gehen wollen, doch Lady Catherine wollte ebenfalls gerade aufbrechen und hatte darauf bestanden, dass sie beide die Kutsche nahmen.
Juliannes Lächeln erstarb, als sie Dominics Mutter erblickte. Instinktiv schob sie den Ärmel über den Armreif, um ihn vor der Dowager Countess zu verbergen. Sie hörte bereits die spöttischen Bemerkungen von Lady Catherine, wenn diese erfuhr, was Dominic Julianne geschenkt
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