Die Herren der Unterwelt 05 - Schwarze Leidenschaft
einem wütenden Schrei warf Paris die leere Flasche in demselben Bogen wie vor wenigen Augenblicken den Stein hinüber. Sie zerschellte an der Außenfassade des Gebäudes, Staubwolken und kleine Steinbrocken wirbelten durch die Luft. „Eines Tages wird dich jemand faszinieren, dich anziehen und verführen, und du wirst dich mit jeder Faser deines Körpers nach ihr sehnen. Ich hoffe, sie macht dich wahnsinnig. Ich hoffe, dass sie dich – zumindest eine Zeit lang – zurückweist und du um sie kämpfen musst. Vielleicht verstehst du dann ansatzweise meinen Schmerz.“
„Wenn ich mich damit für das revanchieren kann, was du für mich getan hast, werde ich so ein Schicksal liebend gern erdulden. Ich werde die Götter auf Knien darum bitten.“ Aeron konnte sich nicht vorstellen, jemals eine Frau – unsterblich oder Mensch – so sehr zu begehren, dass es sein Leben zerstörte. Er war anders als die anderen Krieger, die permanent nach Gesellschaft suchten. Er war einfach am glücklichsten, wenn er allein war. Oder vielmehr, wenn er mit Legion allein war. Außerdem war er viel zu stolz, als dass er jemandem nachlaufen würde, der seine Gefühle nicht erwiderte.
Aber er hatte gemeint, was er gesagt hatte. Für Paris würde er alles ertragen. „Hast du das gehört, Cronus?“, rief er in den Himmel. „Schick mir eine Frau! Eine, die mich quälen wird. Eine, die mich zurückweisen wird!“
„Alter Angeber.“ Paris lachte in sich hinein. „Was, wenn er dir wirklich diese unerreichbare Frau schickt?“
Götter! Wie sehr er sich über das Lachen freute! Endlich schimmerte der alte Paris wieder durch. „Das bezweifle ich.“
Cronus wollte, dass sich die Krieger darauf konzentrierten, Galen zu besiegen. Davon war er regelrecht besessen, seit Danika vorausgesagt hatte, dass der Götterkönig durch Galens Hand sterben würde.
Als Allsehendes Auge machte Danika stets korrekte Vorhersagen. Auch wenn sie unerfreulich waren. Doch es gab einen Silberstreif am Horizont: Mithilfe dieser Vorhersagen konnte man das Schicksal abwenden. Zumindest theoretisch.
„Aber was wäre, wenn?“, fragte Paris noch einmal, als Aeron zu lange schwieg.
„Wenn Cronus auf meine Bitte reagiert, werde ich die wilde Fahrt genießen“, erwiderte Aeron grinsend. „Aber jetzt genug von mir. Lass uns tun, wofür wir hergekommen sind.“ Er setzte sich auf, blickte auf die Straße hinab und musterte die sich immer stärker lichtende Menschenmenge.
Um weder die alten Straßen noch die Fahrzeuge zu beschädigen, war es in diesem Stadtteil verboten, mit dem Auto zu fahren. Alle mussten zu Fuß gehen. Und genau aus diesem Grund hatte Aeron diesen Ort ausgewählt. Denn eine Frau aus einem fahrenden Wagen zu zerren gehörte nicht gerade zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. So brauchte Paris nur seine Wahl zu treffen, und schon würde Aeron seine Flügel ausbreiten und den Krieger hinunterfliegen. Einen Blick ins Gesicht des wunderschönen Kriegers mit den blauen Augen, und die Frau seiner Wahl würden stehen bleiben und nach Atem ringen. Manchmal brauchte es nur ein Lächeln, um sie dazu zu bringen, sich auf der Stelle auszuziehen – mitten in der Gasse, wo alle, die dort herumlungerten, zusehen konnten.
„Du wirst keine finden“, meinte Paris. „Ich habe sie mir schon angesehen.“
„Was ist denn mit … der da?“ Er zeigte auf eine spärlich bekleidete Blondine.
„Nein.“ Kein Zögern. „Zu … gewollt.“
Jetzt geht das wieder los, dachte er genervt, zeigte aber einfach auf eine andere. „Und die?“ Diese Frau war groß, hatte perfekte Kurven und kurzes rotes Haar. Außerdem war sie konservativ gekleidet.
„Nein. Zu unweiblich.“
„Was soll das denn heißen, zum Teufel?“
„Dass ich sie nicht will. Nächste bitte.“
In der folgenden Stunde zeigte Aeron auf unzählige potenzielle Betthäschen, und Paris lehnte sie aus diversen – lächerlichen – Gründen ab. Zu unverdorben, zu verbraucht, zu braun, zu blass. Die einzige Begründung, die tatsächlich zählte, war: „Die hatte ich schon mal“. Und angesichts der Anzahl Frauen, mit denen Paris schon geschlafen hatte, hörte Aeron diesen Satz recht häufig.
„Irgendwann musst du dir eine aussuchen. Warum ersparst du uns beiden dieses Theater nicht einfach, schließt die Augen und zeigst in die Menge? Wen auch immer du auswählst, sie wird unsere Siegerin sein.“
„Das Spiel habe ich schon mal gespielt. Das Ende vom Lied war …“ Paris erschauerte. „Egal. Den
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